Chang’an, die erste Hauptstadt des kaiserlichen Chinas, ist heute berühmt für die Terrakotta-Armee, diese unglaubliche Armee aus Ton des ersten Kaisers von China, und heißt jetzt Xi’an.
Bereits im Neolithikum gab es Siedlungen in diesem Gebiet. Wie z.B. Banpo bei Xi’an. Im Dorf Banpo haben Archäologen die dunklen Pfostenlöcher der Hütten im hellen Grund ausgegraben und sie haben auch zahlreiche Artefakte gefunden. Ein Graben und ein Zaun/Wall haben anscheinend das Dorf geschützt. Außerhalb dieser Wehranlagen haben sie Bestattungen und auch einige Brennöfen für Keramik ausgegraben. Datiert wird die Anlage in die Yangshao-Kultur zwischen 4.800 und 3.600 v. Chr.
Dieses und ähnliche Dörfer dürfte es in der fruchtbaren Lössebene überall gegeben haben. Man kann davon ausgehen, dass das Gebiet des heutigen Xi’an schon in vorgeschichtlicher Zeit dicht besiedelt war.
Aber erst in der Zeit der Frühlings- und Herbstannalen (722–481 v. Chr.) erfahren wir das erste Mal von der Stadt Chang’an. Um 650 v. Chr. soll die Stadt schon unglaubliche 33.000 Einwohner gehabt haben.
Chang’an tritt aus dem Dunkel der Geschichte
Während der Frühlings- und Herbstannalen bestand China aus hunderten kleiner Fürstentümer, die dann in der Zeit der Streitenden Reiche (475 v. Chr. und 221 v. Chr.) in langen Kämpfen erst zu 16 dann zu 7 mächtigen Reichen wurden: Chu (楚), Han (韓), Qi (齊), Wei (魏), Yan (燕), Zhao (趙) und Qin (秦).
Qin (秦) war schließlich das siegreiche Fürstentum. Der erste historische Kaiser des vereinten Chinas, Qin Shihuangdi († 210 v. Chr.), errichtete sein Mausoleum in der Nähe der Stadt Xianyang, der Hauptstadt der Qin in der Nähe des heutigen Xi’an.
Erst mit der Westlichen Han-Dynastie (206 v. Chr. bis 9 n. Chr.) wurde Chang’an zur Hauptstadt des vereinten Chinas.
Der Name Chang’an
长安 (長安) ● Cháng’ān = Langer (Ewiger) Frieden
Die Anfänge
Chang’an lag etwa 5 Kilometer nördlich vom heutigen Xi’an. Es war eine schnell wachsende Stadt und hatte bereits zu Beginn der Westlichen Han-Dynastie (206 v. Chr. bis 9 n. Chr.) ungefähr 150.000 Einwohner. Im 1. Jahrhundert v. Chr., der Blütezeit der Han-Dynastie, hatte Chang’an unglaubliche 250.000 Einwohner.
Luoyang war seit 25 n. Chr. Hauptstadt der Östlichen Han (25 n. Chr. bis 220 n. Chr.). Damals hatte Luoyang bereits mehrere 100.000 Einwohner. Der Regierungssitz wurde aber anschließend nach Chang’an verlegt.
Damals gab es in Europa nördlich der Alpen keine auch nur annähernd so große Stadt. Köln z.B. hatte ungefähr 30.000 Einwohner. Rom dagegen war die größte Stadt des Mittelmeerraumes mit 400.000 bis 1 Mill. Einwohnern (je nach Quelle).
Han-Dynastie 206 v. Chr. – 220 n. Chr.
In der Han-Dynastie blühte in Wohlstand. Doch Chang’an war ständig im Zentrum innerer und äusserer Auseinandersetzungen. Besonders die häufigen Angriffe der Xiongnu, eines Nomadenvolkes aus dem Norden, machten den Kaisern immer wieder Probleme. Um den ständigen Kämpfen zu entgehen, versuchten sie einen konstanten Frieden zu erreichen, indem sie ihre Töchter mit den Führern der Nomaden verheirateten.
Um 200 v. Chr. wurde der Bau des Weiyang Palastes bei Chang’an begonnen. Er war fast 7 mal größer als später die Verbotene Stadt! Er bestand aus vielen Gebäuden umgeben mit einer Mauer. Ende des 20. Jahrhunderts wurden die Ruinen ausgegraben. Es ist nicht mehr viel übrig, aber es reicht, um einen schönen und interessanten Archäologiepark entstehen zu lassen. Heute ist er Teil des UNESCO Weltkulturerbe „Seidenstraße“.
Die Aufzeichnungen des Historikers Sima Qian (135 v. Chr. – 93 v. Chr.) sind das erste zusammenfassende Geschichtsbuch, das die chinesische Geschichte von der vorschriftlichen Zeit bis zu Han Wudi dokumentiert. Es ist eine der wichtigsten Quellen, um mehr über den Ersten Kaiser und das Leben während der Han-Dynastie zu erfahren.
Die Han-Dynastie war eine Periode, in der die Handelsbeziehungen zu den Staaten Zentralasiens intensiviert wurden. Jade und Seide wurden bis nach Rom gehandelt. Seide war so beliebt in Rom, dass die Römer Regeln beschlossen, die einschränkten, wer sich mit Seidenkleidern schmücken durfte. Es war ein weitgehend einseitiger Handel, denn die Römer hatten nichts, was auch nur annähernd so wertvoll für China war.
Wichtige Erfindungen wurde zum ersten Mal erwähnt wie das Papier oder die Schubkarre. Dabei ist es wahrscheinlich, dass es die Dinge schon früher gab. Bücher waren sehr wichtig, und so machte man sich daran, die Bücher, vor allem philosophische und wissenschaftliche Werke, die Qin ShiHuang verbrennen ließ, wieder herzustellen.
Auch wenn der Daoismus die bestimmende Religion in China war, so wurden auch Kontakte nach Indien zum Buddhismus unterhalten. Die ersten Buddha-Grotten entstanden.
Der Niedergang
Der Niedergang der Han-Dynastie wurde durch die vermehrten Aufstände beschleunigt. Auch die Einwohnerzahl von Chang’an sank erheblich. Deshalb machte Kaiser Guangwu das prosperierende Luoyang zur Hauptstadt. Seine Dynastie wird darum Östliche Han-Dynastie genannt.
Chang’an, das nun den Namen Westliche Hauptstadt trug, versank in Bedeutungslosigkeit und hatte um das Jahr 100 nur noch 81.000 Einwohner.
Der Han-Dynastie folgte eine Zeit mit vielen Kaiserreichen, die ihre jeweilige Hauptstadt (einige davon waren auch Chang’an) hatten. Es war eine Zeit der Unruhe und Instabilität.
Als Beispiel nenne ich die Chen-Dynastie:
Die Chen-Dynastie (陳朝 Chenchao; 557-589) war die vierte und letzte der Südlichen Dynastien in China, sie wurde von der Sui-Dynastie ausgelöscht. Diese Dynastie hatte nur geringe Überlebenschancen. Die Verwüstung der letzten Jahre der Liang-Dynastie lähmte die Chen-Dynastie schwer.
Das letzte Jahr des Chen-Kaisers, Houzhu, wurde folgendermaßen beschrieben ‚trunken, ausschweifend, die Große Gottheit des Himmels und seine Ahnen vernachlässigend gab er sich dem Aberglauben hin und umgab sich mit nichtswürdigem Gesindel‘.
Wikipedia
Tang-Dynastie, das Goldene Zeitalter
Während der Sui-Dynastie (隋朝, Suícháo, 581–618) wurde die Hauptstadt wieder nach Chang’an, allerdings ein wenig südlicher genau an der Stelle, wo Xi’an liegt. Die Stelle soll durch Astrologen und Priester bestimmt worden sein.
Während der Tang-Dynastie (618 – 904 n. Chr.) fand China wieder zu seiner Einigkeit zurück und es begann eine Zeit des Reichtums, in der Kunst und Kultur blühte.
Die Mauer, die Chang’an umgab, war 9,65 km lang und 8,85 km breit sowie ca. 1,50m hoch. Quelle: encyclopedia.com Es heisst, dass in den besten Zeiten (um 800) eine ca. 85 km lange Mauer die Stadt mit Palästen, Märkten und 1,5 Millionen Einwohnern umspannte. Vor den Toren von Chang’an lebten weitere 1,3 Millionen Menschen.
Chang’an war streng nach Plan gebaut. Breite Strassen und 12 Tore kennzeichnen die beeindruckende Stadtmauer. Die mit nordsüdlichen Strassen versehenen Stadtviertel wurden zum Vorbild der meisten späteren Städte. Der Grundriss erinnert an das magische Quadrat Lo Shu.
Die Menschen der Seidenstraße
Man stelle sich die lebhafte Metropole vor! Sie waren geprägt von üppigen Geschäften und exklusiven Palästen. In der Tang-Dynastie profitierte der Handel von der Seidenstrasse. Fremdländisch aussehende Menschen streiften durch die Gassen. Ein ganzes Stadtviertel war den ausländischen Menschen vorbehalten, die zeitweise ein Drittel der Bevölkerung ausmachten. Sie kamen aus den Ländern der Seidenstraße wie Indien, das heutige Pakistan und Iran. Sogar von der ostafrikanischen Küste!
Die unterschiedlichen Sprachen, die verschiedenen Götter, die diese Menschen neben exotischen Waren wie Früchte, Gewürze oder Pferde mitbrachten! Natürlich wurden auch Seide und andere Stoffe gehandelt, die vor hier aus ihren Weg fanden bis nach Rom.
Auch die Kunst blühte in der Tang-Zeit. Die Gräber wurden mit ausgedehnten Wandmalereien verziert. Die vielen Tempel und Buddha-Höhlen waren nicht nur mit großartigen Skulpturen ausgestattet sondern haben farbenfrohe Wandgemälde mit den Abbildern der Pilger aus der ganzen damaligen Welt. So kann man auch heute noch die Trachten der Menschen aus den weitentfernten Ländern der Seidenstraße studieren. Auch Manichaeer und Zoroastrier hatten Tempel in der Stadt.
Der öffentliche Raum, den die Tempel und Klöster von Chang’an der Gesellschaft boten, war bei weitem nicht auf diese vier Bereiche beschränkt. Sie boten außerdem Raum für politische Bündnisse, Handel und Warentausch, Unterkünfte für Reisende und Krankenhäuser und vieles mehr.
Einige bedeutende Kauser lebten in großen Palästen in Chang’an: Wu Zetian z.b., die einzige Kaiserin (624 n. Chr.- 705 n. Chr.)
Das Ende
Mit dem Ende der Tang-Dynastie verlor Chang’an immer mehr an Bedeutung. Es gab einige Rebellionen und Einwohnerzahl sank auf 500.000. Danach wurde die Hauptstadt nach Peking verlegt.
Die Stätte der hanzeitlichen Hauptstadt Chang’an und die Stätte des Daxing-Palastes der Sui-Dynastie im Tang-zeitlichen Chang’an stehen auf der Liste der Denkmäler der Volksrepublik China.
Was kann man heute noch sehen?
Der Daming-Palast wurde ausgegraben und zu einem großen Archäologischen Park entwickelt. In der Stadt Xi’an kann man einige tang-zeitlichen Tempel und Pagoden sehen: u. a. die Kleine und die Große Wildganspagoden. Der Famen-Tempel etwas außerhalb geht auch auf die Tang Dynastie zurück. Daneben gibt es einige Gräber der Kaiser wie von Wu Zetian aus dieser Zeit.
Quellen
https://de.quora.com/Wie-w%C3%A4re-es-zur-Zeit-der-Tang-Dynastie-durch-die-Stra%C3%9Fen-von-Changan-Xian-zu-gehen Sehr interessante Webseite!
https://www.china-schul-akademie.de/materialien/m-quellen-changan
https://en.unesco.org/silkroad/content/did-you-know-cosmopolitan-city-changan-eastern-end-silk-roads
https://www.jstor.org/stable/990206
https://www.worldhistory.org/Chang’an
https://wwjchinesecities.blogspot.com/2010/09/imperial-chinese-cities-i_09.html
Links
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