Wer war der geheimnisvolle Erste Kaiser von China?

Zuletzt aktualisiert vor 8 Monaten

Der Erste Kaiser von China mit Namen Qin Shi Huangdi hat Berühmtheit, ja, Unsterblichkeit erreicht mit dem Bau eines riesigen Mausoleums und einer unvorstellbar großen Armee von Kriegern aus Ton. Und das vor 2.200 Jahren!

Der erste Kaiser von China Qin Shi Huangdi

Qin Shi Huandi, der Erste Kaiser von China

Geheimnisvoll, mystisch scheint er nur langsam aus der Geschichte hervorzutreten. Vor 1974 war er nur bekannt als derjenige, der einige Staaten zu China vereinigte. Antike Geschichten von einem unfassbar umfangreichen Grab und einem unterirdischen Palast machten die Runde, ohne dass man so richtig dran glauben wollte.

1974 fanden Bauern in der Umgebung von Xi’an die Tonscherben einiger überlebensgroßen Figuren. Bei anschließenden Grabungen war schnell klar, dass es sich um das Mausoleum des ersten Kaisers von China handelte. Die Sensation!

Seitdem haben Archäologen 8.000 Tonsoldaten und vieles mehr ausgegraben. Nur das eigentliche Mausoleum, den enormen Grabhügel, haben sie bislang nicht angerührt.

Tonarmee Xi'an 1987 des ersten Kaisers in Xi'an

Sein Name auf Chinesisch

Qin Shi Huangdi 秦始皇帝 Erster erhabener Gottkaiser von China

Als er noch nicht Kaiser war, hieß er Ying Zheng (嬴政 Yíng Zhèng).

Qin Shi Huang

Das Leben des ersten Kaisers

Er wurde 259 v. Chr. in Handan geboren und starb 210 v. Chr. in Shaqui, im äußersten Osten des Reiches.

Handan (邯郸市 Hándān shì) ist eine chinesische bezirksfreie Stadt im Süden der Provinz Hebei. Während der Zeit der Streitenden Reiche im 4. und 3. Jahrhundert v. Chr. war sie Hauptstadt des Reiches Zhao (趙).

Als er das Erbe seines Vaters, dem König von Qin, 246 v.Chr. antrat, war er erst 13 Jahre alt. Also führte der Kanzler Lu Buwei, der schon bei seinem Vater Berater war, erst einmal die Staatsgeschäfte.

Im Jahr 237 v. Chr. übernahm Ying Zheng auch offiziell die Regierung, nachdem er zuvor seinen Berater Lu Buwei ins Exil geschickt hatte. 

Seine Regierungzeit war zunächst von Eroberungszügen in die Nachbarstaaten geprägt, die er schließlich unterwarf und einigte. Das östlich gelegene Wei fiel 225 v. Chr., Chu im Südosten, das nach Qin größte der sieben Reiche, zwei Jahre darauf und das sich am Gelben Meer ausdehnende Yan 222 v. Chr. Wenig später nahm Zhèng mit Qi in der heutigen Provinz Shandong auch das letzte noch eigenständige Reich ein.

Seit 221 nannte er sich Qin Shi Huandi und war somit der Erste Kaiser von China. Er fing nun auch mit dem Bau seines Mausoleums. Schließlich musste es bei seinem Tod fertig sein.

Obwohl: Er hoffte darauf, dass er unsterblich sein würde. Dazu unternahm er viele Reisen zu heiligen Stätten.

Shaanxi Provinzmuseum - Terrakottakrieger

Verdienste

Qin Shi Huandi wurde nicht nur als Erster Kaiser von China berühmt. Er richtete einen umfangreichen Beamtenstaat ein. Dazu einigte er Maße und Gewichte. Auch reformierte er das Rechtwesen und die Steuern. Diese Gesetze galten zum Teil noch bis ins 20. Jahrhundert.

Die Schrift wurde für alle Staaten einheitlich. Das bedeutete, egal, wie man ein Wort irgendwo aussprach, hatte es das gleiche Schriftzeichen und damit die gleiche Bedeutung. Das vereinfachte und förderte die Kommunikation. Hinzu kommt, dass er die Achsenlänge genormt und die Straßenbreite überall angepasst hat. Somit wurde der Handel über weite Strecken vereinfacht.

Statue des ersten Kaiser von China

Der grausame Kaiser

Aber der Kaiser hatte auch eine grausame und und rigorose Seite. Er trieb Menschen zu Fronarbeit, ließ von einem Heer von Zwangsarbeiter und Sklaven unzählige Straßen bauen und veranlasste die Errichtung der Chinesischen Mauer bis auf eine Länge von 4.100 Kilometern. Millionen seiner Untertanen sollen unter seiner Gewaltherrschaft gestorben sein.

Wer nicht sofort tat, was er wollte, wurde auf der Stelle hingerichtet.

213 v. Chr. initiierte der Kaiser die Bücherverbrennung und das Begraben von Gelehrten bei lebendigem Leibe, was sein Kanzler Li Si mit folgenden Worten begründete:

„Diese Gelehrten lernen nicht von der Gegenwart, sondern von der Vergangenheit, und kritisieren damit unsere Zeit und stürzen die Schwarzhaarigen in Verwirrung. Wenn sie hören, dass ein kaiserlicher Befehl ergangen ist, debattieren sie ihn je nach ihrer Lehrmeinung.

Bei Hofe kritisieren sie ihn im Herzen; draußen reden sie darüber in den Straßen. Den Herrscher zu diskreditieren ist ein Weg, berühmt zu werden. Sie leiten ihre Schüler darin an, üble Nachrede zu üben. Wenn Dinge wie diese nicht verboten werden, wird die Macht des Herrschers oben geschwächt, und unten bilden sich Parteien.

Ich bitte deshalb darum, alle historischen Aufzeichnungen, die nicht aus dem Reiche Qin stammen, zu verbrennen. Außer den Exemplaren, die in der kaiserlichen Hofakademie liegen, sollen alle Lieder, Urkunden und alle Schriften der Hundert Schulen, die irgendjemand im Reich aufzubewahren gewagt hat, zu den Gouverneuren und Kommandanten gebracht und verbrannt werden.

Jeder, der es wagt, über die Lieder und die Urkunden zu diskutieren, soll auf dem Marktplatz hingerichtet werden. Diejenigen, die das alte System heranziehen, um das neue zu kritisieren, sollen mitsamt ihren Familien exekutiert werden. Beamte, die von diesen Verbrechen hören oder von ihnen wissen, ohne sie zu verfolgen, sollen genauso bestraft werden wie diese Kriminellen.

Dreißig Tage nachdem dieses Dekret ergangen ist, wird jeder, der seine Bücher noch nicht verbrannt hat, mit dem Brandmal im Gesicht und Zwangsarbeit bestraft. Ausgenommen sind nur Bücher über Medizin, Orakelkunde und Landwirtschaft.“

Der Traum von Unsterblichkeit

Wie schon gesagt, war Qin Shi Huangdi getrieben von dem Wunsch, unsterblich zu sein. Dazu unternahm er zahlreiche Pilgerfahrten und errichtete Tempel und Altäre. Er nahm alles zu sich, was Langlebigkeit versprach wie verschiedene Pflanzentees und auch Quecksilber.

Angeblich schickte er einmal 3.000 Kinder los, um die Insel der Unsterblichen zu finden, aber keiner der Jungen und Mädchen kehrte zurück.

Eine weitere Geschichte:

Die gescheiterten Attentate schürten in Qin Shihuangdi große Furcht vor dem Tod. Er vertrat die Ansicht, dass auch der Tod besiegbar sei und ihm das Anrecht zukäme, die Unsterblichkeit zu erlangen.

Auf einer seiner Inspektionsreisen hörte der Kaiser im Jahre 219 v. Chr. auf der Halbinsel Shandong zum ersten Mal von den legendären „Inseln der Unsterblichkeit“ (Penglai-Inseln). Umgehend rüstete er eine gut 3.000 Mann starke Schiffsexpedition unter der Leitung des von der Zhifu-Insel stammenden Weisen Xu Fu aus, die ihm das Elixier des Lebens beschaffen sollte.

Als Tauschobjekte für die Bewohner wurden Saatgut und Werkzeuge mitgeführt. Die Expedition kehrte nie wieder zurück – vermutlich auch im Wissen, bei einer Rückkehr ohne das Elixier hingerichtet zu werden. Nach einer Legende, die aber als unhistorisch gilt, soll diese Truppe in Japan gelandet sein und das japanische Kaisertum begründet haben.

Wikipedia

Der erste Kaiser umgab sich mit vielen Ärzten, aber auch mit Schamanen. Er litt unter einer chronischen Quecksilbervergiftung, wovon er allerdings nichts wusste.

Das Mausoleum

Das Mausoleum und der Grabhügel: Zahlen und Fakten 

Plan des Mausoleums
  • Größe des gesamten Geländes: 56 km² (Flensburg 56,73 km²)
  • Bislang gefunden: 180 Grabgruben und 120 Grabmäler.
  • Der zentrale Grabhügel war ursprünglich 100 m hoch.
  • Heutiger Zustand: 47 m hoch.
  • Maße am Grund: 515m mal 485m

2016: „Nach Quellenangaben von verschiedenen chinesischen Klassikern gibt es Flüsse mit Quecksilber im Untergrund des Mausoleums. Nun zeigen verschiedene Untersuchungen, dass es am Grund des Mausoleums tatsächlich solche Flüsse gegeben haben könnte, wie aus einer Drainage-Karte der Qin Dynastie (221-206 vor Christus) hervorgeht. Experten glauben, dass die große Menge an Quecksilber in der Grabstätte aus dem 100 Kilometer entfernten Bezirk Xunyang in der Provinz Shaanxi heran transportiert worden sein könnte.“ german.china.org.cn vom 02.12.16

Terrakotta Armee Schwäne aus Bronze
Schwäne aus Bronze

Im Zwischenraum zwischen Äußerer und Innerer Mauer wurden ein Pferdestall, eine Grube mit Kalksteinpanzern und -helmen, die Wohnhäuser der Mausoleumsbeamten, die Wohnhäuser der Wächter, eine Grube mit seltenen bronzenen Tieren und Vögeln und eine Grube mit – als Tänzer und Artisten gedeuteten – Figuren angelegt.

Die Tonfigur einer Frau im Mantel ist in einem Tanzschritt dargestellt. Auch wurden als Gewichtheber, Tierpfleger, Gelehrte, Schreiber, Narren und Musiker gedeutete Figuren gefunden. Sogar eine liegende Figur wurde in der Akrobatengrube entdeckt.

„Name „supine figure,“ the repaired figure, measuring 154 cm in length and weighs 101 kg, was discovered at the Acrobats Pit, or Pit 9901 of the Emperor Qinshihuang’s Mausoleum Site Museum. Different from terracotta soldiers and civil officials in other burial pits, figures in Pit 9901 might portray the acrobats who performed in the imperial palace, according to the museum.“ People’s Daily

Massengräber

Mittlerweile haben die Archäologen weitere Gruben entdeckt. Diese enthalten zahlreiche Skelette. Manche deuten die Forscher als Familienangehörige und Frauen des Kaisers, die ihn ins Jenseits begleiten sollten.

Die Überreste der Menschen lassen darauf schließen, dass sie Opfer von Hinrichtungen und massiver Gewalt waren. Man vermutet, dass es sich zum Einen um unbequeme Konkurrenz aus der Familie des Kaisers handelt, zum Anderen um Konkubinen, die dem Kaiser in den Tod folgen mussten, um ihm im Jenseits zu Diensten zu sein. Es wurden aber nur Konkubinen getötet, die dem Kaiser keinen Sohn geboren hatten, heißt es in alten Schriften.

Park und Grabhügel
Terrakotta-Armee Park und Grabhügel von Qin Shi Huang

Viele der möglicherweise bis zu 700.000 Arbeiter, die an dem Mausoleum und der Terrakotta-Armee gearbeitet haben, wurden in der Nähe beigesetzt. Nationalgeographic

Auch wenn die Forscher vermuten, dass sich in dem bislang ungestörten Grabhügel unglaubliche Schätze befinden, scheut man sich bislang, eine Ausgrabung zu starten. Nichtinvasive Methoden wie spezielle Ultraschall-Sonden u.ä. haben bereits Strukturen ergeben, die auf Treppen und rechteckige Räume in dem Hügel schließen lassen.

Der antike Bericht von Sima Qian

Sima Qian (司马迁 Sīmǎ Qiān) * um 145 v. Chr.; † um 90 v. Chr.) war ein chinesischer Astrologe, Historiker und Schriftsteller.

Seine Schilderungen von Pracht und Größe des Grabes sind so aufregend, dass ich die Geduld der heutigen Archäologen bewundere, mit der sie sich mit der Ausgrabung zurückhalten.

Allerdings erschien die Beschreibung erst lange, nachdem das Grab verschlossen wurde. Deshalb ist auch nicht sicher, ob das alles stimmt. Doch die erhöhten Quecksilberwerte, die in der Erde beim Grabhügel gemessen wurden, sind ein Indiz dafür, dass einiges der Wahrheit entspricht.

Terrakotta-Armee Dienerin
Dienerin

Wurde der Kaiser wirklich hier begraben?

Da das eigentliche Mausoleum noch nicht ausgegraben wurde, kann bis heute niemand genau sagen, ob der Kaiser in dem Hügel tatsächlich seine letzte Ruhestätte gefunden hat.

Qin Shi Huang starb recht plötzlich an einem Sommertag weit weg von seiner Hauptstadt. Das stellte seine Minister und sein Gefolge vor große Probleme.

In der Hitze verweste der Leichnam schnell. Hinzu kam, dass man damals keine Kühlungsmöglichkeiten kannte. Darüber hinaus hätte ein Transport sehr lange gedauert. Außerdem hatte der Kaiser seine Nachfolge noch nicht geregelt. Deshalb wurde sein Tod zunächst verheimlicht, was zu zahlreichen Spekulationen führte.

Nicht ganz unbegründet meinen viele Historiker, dass er an Ort und Stelle formlos beigesetzt wurde und jemand seinen Platz als lebendiger Kaiser einnahm. So vermied man, dass sofort Kämpfe um die Macht entbrannten, und man gewann Zeit für einen ruhigeren Übergang. Zukünftige Ausgrabungen werden hoffentlich Licht ins Dunkle bringen!

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Ulrike

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