Die Große Wildganspagode in Xi’an ist nicht nur eine beliebte Sehenswürdigkeit sondern auch ein bedeutendes Zeugnis für den frühen Buddhismus in China.
Der verehrte buddhistische Mönch Xuanzang lehrte und übersetzte im 7. Jh. in der Pagode buddhistische Schriften, die er aus Indien mitgebracht hatte. Er war ein großartiger Reisender, der keine Wüsten, keine hohen Gebirgspässe scheute, um seine Ziele zu erreichen.
Die Große Wildganspagode: India meets China
Chinesisch
大雁塔 • Dàyàn Tǎ = Große Wildganspagoge
Wie alles begann:
Der chinesische Mönch auf der Suche nach der Buddha-Lehre
Es war einmal der Mönch Xuanzang (Chinesisch 玄奘; geb. um 602 – 664). Seine Kindheit verbrachte er in Henan. Als er 13 Jahre alt war, trat er in ein buddhistisches Kloster ein und wurde mit 20 Jahren zum Mönch geweiht.
Er war ein unruhiger Geist. Schon bald brach er zu weiten Reisen in China auf. Unter anderem verbrachte er einige Jahre im Daci-Tempel in Chengdu, Sichuan.
Ihm fielen früh Diskrepanzen in den überlieferten Schriften des Mahayana Buddhismus auf. Dies weckte in ihm den Wunsch, sich in Indien auf die Suche nach der originalen Lehre zu begeben.
629 verließ er China trotz eines kaiserlichen Verbotes von Auslandsreisen, um in Indien den Buddhismus zu studieren. Er schloss sich den Karawanen der Seidenstraße an und kam bis Samarkand.
Es waren unruhige Zeiten. Trotz des ausdrücklichen Verbots verließ er seine Heimat heimlich. Die Wege Richtung Westen waren unsicher, es trieben viele Räuber und Rebellen ihr Unwesen.
Was für ein mühsamer Weg!
Wüsten und Gebirge mussten überquert werden. Eine Legende erzählt, dass Xuanzang sich in der Gobi-Wüste verirrte. Als er nach tagelangen Märschen sein Ende nahen fühlte, belebte sich der Schritt seines Pferdes wieder. Wie durch ein Wunder fand es eine kleine Quelle mit klarem Wasser. So wurden beide gerettet.
In den Städten unterwegs eilte Xuanzang der Ruf eines Weisen voraus. Überall wurde er freundlich aufgenommen. Gerne lauschten die Einheimischen seinen Lehren.
In den acht Jahren seines Indienaufenthaltes hielt er sich hauptsächlich im Harsha-Reich auf. Er studierte lange Zeit in Nalanda.
644 machte Xuanzang sich mit 657 buddhistischen Texten und 150 Reliquien auf den Rückweg nach China, wo er 645 wieder in Chang’an ankam.
Der Kaiser Taizong, der ihm einst das Reisen verboten hatte, nahm ihn wieder auf. Xuanzang konnte mit seiner Unterstützung 74 heilige Schriften aus dem Sanskrit ins Chinesische übersetzen. Damit trug er maßgeblich zur Ausbreitung des Mahayana Buddhismus in China bei.
Die Große Wildganspagode mit dem DaciTempel wurde zum Aufbewahrungsort für die kostbaren Schriften.
Xuanzang wurde in einer fünfgeschossigen Pagode des Xingjiao-Tempel (兴教寺 Xīngjiào Sì) in der Nähe von Xi’an beigesetzt. Kaiser Gaozong gab 669 den Auftrag für den Bau des Tempels.
Quelle: https://www.hisour.com/
Architektur und Geschichte
Die Pagode ist 64 Meter hoch. Sie entstand im Jahr 652, im Hof des „Klosters der Großen Wohltätigkeit“, das Kaiser Gaozong zum Gedenken an seine verstorbene Mutter errichten ließ.
Ursprünglich bestand diese Stufenpagode aus fünf Stockwerken. Im Jahr 701 wurde sie um zwei Stockwerke erweitert. 60 Jahre später kamen noch einmal drei Stockwerke hinzu. Infolge von langjährigen kriegerischen Auseinandersetzungen wurde die Pagode wieder auf sieben Stockwerke reduziert.
Man kann die Pagode mittels einer Treppe im Inneren ersteigen und hat von oben einen weiten Blick auf Xi’an.
Die Gänse
One day, they couldn’t find meat to buy. Upon seeing a group of big wild geese flying by, a monk said to himself: ‚Today we have no meat. I hope the merciful Bodhisattva will give us some.‘
At that very moment, the leading wild goose broke its wings and fell to the ground. All the monks were startled and believed that Bodhisattva showed his spirit to order them to be more pious. They established a pagoda where the wild goose fell and stopped eating meat. Hence its name. travelchinaguide
Der Tempel der Großen Güte
Die Große Wildganspagode bildet das Zentrum des Tempels der Großen Güte (大慈恩寺; pinyin: Dàcí’ēn Sì). Dieser entstand gleichfalls im 7.Jahrhundert zu Beginn der Tang-Dynastie. Kaiser Gaozong ließ ihn 648 in Erinnerung an seine Mutter, Kaiserin Zhangsun, errichten.
Die buddhistische Richtung des Ostasiatischen Yogacara (Japan Hosso- Shu) hat hier durch Xuanzang ihren Ursprung.
Der Tempel wurde mehrfach renoviert. Mit mehr als 50.000qm ist er einer der größten Tempel in China. 1961 wurde er unter den besonderen Schutz der Provinzregierung gestellt und bekam den Titel „Major National Historical and Cultural Sites in Shaanxi“
In den großen Hallen und Höfen herrscht ein ständiges Kommen und Gehen von buddhistischen Mönchen und Pilgern. Auch bei Touristen ist er sehr beliebt.
Vor dem Tempel
Rund um den Tempel gibt es einige interessante Parks zu entdecken. Am beeindruckendsten ist die Wasserorgel direkt vor dem Eingang. Es soll die größte musikalische Springbrunnenanlage in Asien sein.
Abends (ab 21:00 Uhr) tönt Musik aus vielen Lautsprechern. Im Takt erheben sich die Fontainen und leuchten im Licht der Scheinwerfer. Imbisse bieten leckere lokale Snacks an, Künstler zeigen ihr Können. Es herrscht der Trubel eines beliebten Volksfestes. Wenn Ihr in Xi’an seid, solltet Ihr Euch das nicht entgehen lassen!
Ähnliche Pagoden in Xi’an und Umgebung
Wenn Du dem Touristenrummel an der Großen Wildganspagode entgehen möchtest, empfehle ich den Besuch der
Kleinen Wildganspagode.
Sie wurde von der Kaiserin Wu Zetian in Erinnerung an ihren verstorbenen kaiserlichen Gemahl im Jahr 684 zusammen mit einer Tempelanlage in Auftrag gegeben. Sie entstand in den Jahren 707 bis 709. Ursprünglich hatte sie insgesamt 15 Stockwerke, büßte jedoch durch mehrere Erdbeben ihre beiden oberen Geschosse ein. Mit den verbliebenen 13 Stockwerken erreicht sie heute eine Höhe von etwa 43 Metern.
Der Jianfu-Tempel liegt inmitten eines ruhigen Parks, in dem sich gerne die Einheimischen für gemeinsames Taichi treffen. In einem Teil des Tempels ist das interessante Xi’an- Museum untergebracht.
Small Wild Goose Pagoda on TravelChinaGuide
Famen Tempel
Außerhalb von Xi’an liegt der Famen-Tempel, der Tempel des Gesetzestores. Dessen Ursprüngen reichen noch weiter in die Vergangenheit. Der Tempel wird von Buddhisten aus aller Welt verehrt. Denn vor mehr als 2.000 Jahren schenkte der indische Kaiser Asoka dem Tempel die seltene Reliquie eines Fingerknochens des Buddha.
Für diese Reliquie wurde im 8. Jahrhundert eine Pagode errichtet. Diese wurde mehrfach renoviert. Über die Jahrhunderte ging die Erinnerung an die kostbare Reliquie fast verloren. Als die Pagode in den 1980er Jahren zusammenfiel, nutzte man die Gelegenheit für umfangreiche Ausgrabungen. Dabei wurde die alte Schatzkammer gefunden, die neben vielen Schätzen auch das Kästchen mit dem Fingerknochen enthielt.
Die Pagode wurde wieder aufgebaut. Die Schätze befinden sind nun in einem Museum unterhalb eines neuen Tempels nebenan. Dieser gewaltige moderne Tempel mit seiner Namaste-Dagoba ist einfach überwältigend! Wenn Du Zeit hast, solltest Du den Tagesausflug dorthin machen!
Der Famen-Tempel auf dem Bambooblog.
Funfact: Auch in Hannover steht eine ähnliche Pagode. Sie ist neuzeitlich. Aber sie hat nicht ohne Grund ihre Ähnlichkeit: Sie überragt den vietnamesisch buddhistischen Tempel Vien Giac.
Infos
Stand: 02-2021
Eintritt:
Da’ci Tempel: 40,- RMB
Aufstieg auf die Pagode: 25,- RMB
Öffnungszeiten: täglich 8:00 – 17:00 Uhr
Wie kommst Du hin?
By Bus:
1. Take bus 5, 19, 21, 22, 23, 24, 27, 30, 34, 41, 44, 224, 242, 271, 307, 400, 401, 408, 500, 521, 526, 527, 601, 606, 609, 701, Qujiang Tourist Bus, Huan Shan Tour Bus 1 & 2, Tourist Bus Line 6 & 8 & 9 and get off at Dayanta (Big Wild Goose Pagoda) Station.
2. Dang-dang Trolley Sightseeing Bus
To have a look of the gorgeous night view in Xi’an, Dang-dang Trolley Sightseeing Bus has a night tour line which passes the south square of Giant Wild Goose Pagoda.
By Metro:
Take Metro Line 3 & Line 4 to Dayanta Station directly.
Take Metro Line 2 to Xiaozhai Station (Exit C) and walk eastward for 10 minutes.
(Travelchinaguide)
Die Fontainen sind von November bis Januar außer Betrieb (Ausnahme Chinesisch Neujahr)
Links
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Interessanter Artikel. Herzlichen Dank. Silke Pichler
Liebe Kasia,
da hast Du recht. Aber es waren nur wenige, die damals wirklich aus ihrem Heimatort rausgekommen sind. Das war ein Riesenakt!
Liebe Grüße
Ulrike
Liebe Ulrike,
Ich glaube, damals hatte das Reisen ein ganz anderes Format als heute. Es war langsamer und die Menschen gingen oft erhebliche Risiken ein, brachten sich in Gefahr und sahen Familie und Freunde oft monatelang nicht. Und doch gab es immer wieder diese neugierigen Geister, die es trotz aller Risiken in die Welt hinausgezogen hat. Unter dem Aspekt, wie mühsam es damals gewesen sein muss, finde ich diese Menschen bewundernswert. Ein spannender Beitrag.
Liebe Grüße
Kasia