Zwei Tage in Nanjing – Reisetagebuch
29. und 30. 11. 17
Wieder mal ein spannender Tag! Die Fahrkarte nach Nanjing habe ich ja schon. Was wird mich dann in Nanjing erwarten? Irgendwie habe ich immer noch keine Vorstellung, was ich mir in Nanjing anschauen will. Die Luft scheint raus zu sein.
Schon seit Xi’an überlege ich, ob ich wirklich nach Nanjing will und was ich mir dort unbedingt ansehen muss. Andererseits scheint es ein zu großer Aufwand zu sein, meine Pläne komplett zu ändern. Ich hab einfach keine Lust mehr.
Highlights
- Bahnhöfe und Treppen
- Ein chinesischer Garten
- Nanjing: Stadttor Zhonghuamen
Nanjing
Bahnhof und schnelle Fahrt
Ein Taxi, das mich zum hochmodernen Bahnhof von Xuzhou bringt, ist schnell gefunden. In der Halle leuchtet mir schon von weitem das goldene M von McD. entgegen. Das signalisiert mir die Aussicht auf einen guten Kaffee und ein Frühstück. Das gönne ich mir! Und dann bereue ich das schnell, als ich sehe, wie viel Müll ich mit diesem einfachen Essen produziere. Nächstes Mal nur noch Kaffee bei McD schwöre ich mir.
Dann habe ich endlich mal Zeit und Motivation genug, die endlosen Treppen zu fotografieren. Bin ich froh, wenn ich das hinter mir habe! Das waren jetzt eindeutig zu viele Treppen. Auch wenn es mir ganz gut geht und ich kein Problem habe, den Koffer zu tragen.
Doch wenn es treppab gehen soll, stehe ich immer erst mal zögernd und unsicher ganz oben. 5 Absätze mit jeweils rund 20 Stufen! Und ich muss da runter! Langsam, Stufe für Stufe! Ich fühle mich alt. In Xuzhou hilft mir niemand. Aber auch diese Treppe wird bewältigt!
Vienna Hotel in Nanjing
Der Zug ist pünktlich. Die Fahrt geht schnell. Schon sitze ich in Nanjing im Taxi zum Hotel. Der Taxifahrer verfährt sich erstmal und dann bin ich endlich im Hotel Vienna. Das sieht gut aus! Auch wenn ich eine breite Freitreppe ohne Geländer überwinden muss. Warum habe ich hier nur solche Probleme?
Das Hotel trägt den Namen „Vienna“ und ist wunderschön mit österreichischen Motiven dekoriert. Dazu helle Wände und opulente Kronleuchter. Der junge Mann an der Rezeption spricht auch Englisch.
Mein Problem: Ich habe nicht mehr genug chinesisches Geld, um die Nacht zu zahlen. Er reagiert etwas erstaunt, als ich erkläre, dass ich keine Kreditkarte habe. Und dass ich auch nicht mit WeChat bezahlen möchte. In China scheint fast alles nur noch bargeldlos zu funktionieren. Wo die nächste Bank of China ist, wissen die Leute auch nicht.
Anmerkung: Es ist nicht so, dass ich nur mit Bargeld reise. Nachdem ich in den letzten Jahren die Erfahrung gemacht hatte, dass man nicht immer und überall Geld am Automaten in China bekommt, habe ich diesmal auch bare Euros mit genommen. Letztendlich hatte ich nur verpennt, diese Euros schon früher umzutauschen, bzw. mir rechtzeitig ausreichend RMB zu besorgen.
Egal! Ich bekomme das Zimmer gegen eine Anzahlung von 100 RMB, kann meine Sachen aufs Bett schmeißen – hübsches Zimmer übrigens – und mache mich auf den Weg in die Stadt. Busse fahren gleich vor dem Hotel ab. Zu meinem großen Entzücken stelle ich fest, dass es nur ein paar Schritte zu einem Tor in der mächtigen Stadtmauer sind. Das werde ich mir sicher noch genauer ansehen!
Geld wechseln
Die Haupteinkaufsstraße ist mit Gerüsten verpackt. Auch hier nutzt man die Nebensaison, um die Stadt hübsch zu machen. Ich steige nach drei Stationen wieder aus, weil ich den Konfuzius-Tempel hier vermute. Es soll hier auch eine Bank of China geben oder eine andere große Bank. Na, ich finde die Bank of China gleich.
Das Umtauschen ist relativ unkompliziert. Der Filialdirektor hilft mir. Denn die Mädels erleben das wohl nicht sehr oft, dass jemand bare Euros umtauschen will. Schließlich habe ich genug Geld für die nächsten Tage. Das Hotel in Shanghai hab ich schon bezahlt.
Zhanyuan Garten
Nun suche ich den Konfuzius-Tempel. Ein schönes klassisches Tor deutet jedenfalls auf eine nahe Sehenswürdigkeit hin. Schon stehe ich vor einem prachtvollen Eingang. Am Ticketschalter frage ich nach dem Tempel. Nein, das ist er nicht! Was soll’s! Dann gucke ich mir eben diese Sehenswürdigkeit an! Egal, was das ist! Denn bald wird es dunkel. Dann kann ich nicht mehr fotografieren und das Besichtigen macht keinen Spaß mehr.
Ich entdecke einen kleinen Hinweis, dass Leute über 60 Jahre nur die Hälfte zahlen. Gilt das auch für Ausländer? Ja, es gilt!
Nach wenigen Schritten trete ich in eine chinesische Zauberwelt: Ein wunderschöner klassischer Garten! Mit vielen Pavillons, bizarren Felsen, kleinen Teichen, schönen Bäumen.
Der Zhanyuan Garten stammt tatsächlich noch aus der Ming-Zeit und ist damit rund 600 Jahre alt. Eine besondere Rolle spielte der Garten während der Taiping-Rebellion (1851-1868), als hier die Anführer ihr Hauptquartier hatten. Darüber gibt es ein Museum in einem der alten Gebäude. Leider ohne Erklärungen auf Englisch.
Ich genieße die Ruhe und die Schönheit des Gartens.
Dann knurrt mir der Magen und ich verlasse das Gelände auf der Suche nach einem kleinen Restaurant. Im Hotel sind die Leute glücklich, als ich mein Zimmer bezahle. Ich bekomme noch die Info, dass das Frühstück eingeschlossen ist. Zum Schluss falle ich auf mein Bett und bin wieder mal früh eingeschlafen.
30.11.17 Fahrt nach Shanghai
Der Tag beginnt mit einem chinesischen Frühstück. Reis, Gemüse, eine vollständige chinesische Mahlzeit am frühen Morgen! Der Kaffee ist auch nicht besonders. Bei aller Liebe zu China: Mit dem chinesischen Frühstück komme ich nicht klar!
Bevor ich nun meine letzte Station Shanghai ansteure, mache ich am Vormittag einen kurzen Spaziergang zum großen Stadttor Zhonghuamen ganz in der Nähe. Die Stadtmauer zieht sich hier an einem Fluss/Graben entlang. Angler sind unterwegs. Alles wirkt sehr idyllisch.
Das Zhonghua Tor stammt aus dem 14. Jahrhundert und ist eines der größten Stadttore in China. In den dicken Mauern soll es Räume geben, in denen ca. 3000 Soldaten sich aufhalten konnten. Ganz schön beeindruckend!
Doch mir gefällt eine kleine Gasse gleich unterhalb der Stadtmauer mehr: Die kleinen alten Häuser mit einfachen Läden wirken wie ein Relikt aus einer fast vergessenen Vergangenheit. Dreht man sich um, sind die modernen Hochhäuser der Großstadt immer ganz nahe.
Letzte Bahnfahrt
Mittags geht es dann mit dem Taxi zum Bahnhof. Heute will ich mal schauen, wie es ist, für den gleichen Tag eine Fahrkarte zu kaufen. Ich nehme die vielen Treppen auf mich mit dem Gedanken, dass das ja nun bald vorbei ist.
Die Fahrkarte bekomme ich schnell, kein Problem! Dann der Sicherheitscheck. Geht auch gut. Dann hinter der Kontrolle: Ich werde von einem offiziell aussehenden Mann gestalked. Denke ich. Bis mir aufgeht, dass der Mann sich als Gepäckservice anbietet. Für 20 RMB würde er mir den Koffer bis in den Zug tragen! Hach! Das nehme ich gerne in Anspruch!
Das funktioniert dann auch ganz wunderbar! So bequem hab ich diesmal in China noch nie meinen Zug erreicht! Die Fahrt nach Shanghai dauert nicht lange. Draußen regnet es. In 3 Tagen fliege ich zurück nach Hamburg. Irgendwie freue ich mich schon.
Ankunft in Shanghai
In Shanghai angekommen, fahre ich mit dem Taxi zum bereits gebuchten und bezahlten Fish Inn. Das Zimmer ist winzig mit einem ebenso kleinen Bad. Aber es ist alles da: Ausreichend Steckdosen, gutes Licht überm Bett, Trinkwasser, Wasserkocher, angenehme Bettwäsche.
Jetzt noch schnell etwas zum Abendessen finden, dann bin ich zufrieden. Im leichten Nieselregen mache ich eine Runde um den Block, finde ein nettes Restaurant und esse mal wieder eine gute heiße Nudelsuppe. Im nächsten Supermarkt kaufe ich mir ein Bier. Dann ist es Zeit für mich, ins Bett zu gehen und mich noch mal auszuruhen.
Links
- Mehr Berichte von meiner China-Reise 2017
- Nächster Tag in Shanghai: Auf den Spuren meiner Vergangenheit
- Nanjings Stadtmauer
- Kaffee in China – eine erstaunliche Entwicklung - 6. Oktober 2024
- Der Orient: Länder der Seidenstraße - 29. September 2024
- Shanghai Pass für ganz China! - 22. September 2024
Das ist einfach etwas, an das man gar nicht denkt, wenn man nach China reist.
LG
Ulrike
Lieber Peter, es ist tatsächlich so, dass ich jetzt sehr viel langsamer unterwegs war. Aber ich muss mich noch dran gewöhnen. LG Ulrike
Oh ja, mir hätten die vielen und langen Treppen auch sehr zu schaffen gemacht…
Liebe Ulrike, vielen Dank für deinen Bericht (Kopfkino at its best)
zum Thema Treppen und Alter: Ich merke auch mein Alter, wenn ich unterwegs bin (und nicht nur dann), aber habe die Erfahrung gemacht, dass vieles besser geht, wenn ich mir genügend Zeit lasse.
LG Peter
Ja, die haben mich ziemlich fertig gemacht. Das werde ich in einem extra Artikel noch genauer beschreiben. Aber, wenn ich in China reisen will und was sehen will, muss ich da durch. Ist wohl auch langsam das Alter
LG
Ulrike
Die vielen Treppen wären für mich definitiv auch nichts gewesen.