Lieblingsradikal: Das Dach
Zuletzt aktualisiert vor 5 Monaten
Von den Radikalen der chinesischen Schrift (Wikipedia: die grafische oder semantische Zuordnungskomponente eines chinesischen Schriftzeichens) habe ich nun schon einige Male berichtet. Eines meiner liebsten Radikale ist das Dach Radikal:
Es ist mit geringer Phantasie gut vorstellbar, dass die (drei) Striche ein Dach darstellen. Unter so einem Dach kann sich vieles tummeln. Hier ein paar Beispiele:
Eine Frau unter dem Dach = Ruhe und Stabilität. Das ist doch interessant! Das Schriftzeichen für “glatt” “eben” sieht aus wie eine Waage, nicht wahr? Beides zusammen ist “Frieden”.
Das Schwein unterm Dach (dem Dach Radikal) macht das Dach zum Zuhause. Nun kann man überlegen, wie das “Schwein unterm Dach” zur “Familie” wurde. Ich denke, das Schriftzeichen ist dadurch zustande gekommen, dass, wie in vielen Kulturen, auch in Deutschland, früher Mensch und Haustier unter einem Dach lebten. Das Schwein sorgte für gutes Essen, Wärme und damit für das Wohlergehen der Familie.
Das 4. Schriftzeichen von links zeigt die Entwicklung der Kombination Dach und Frau zum Zeichen für “Frieden”.
“Jia” wird auch bei bestimmten Berufsgruppen als “Expertenkennzeichen” angehängt. Wenn also jemand etwas Gutes geschrieben hat, dann ist er ein 作家 zuòjiā = Autor. Der 画家 huàjiā (Gemälde-Experte) ist der Maler, der 外交家 wàijiāojiā (Experte für den äußeren Austausch) ein Diplomat.
Der Stall für ein Rindviech musste stabil und ausbruchsicher gebaut sein. Deshalb bedeutet das Rind unterm Dach nicht nur Stall sondern auch Gefängnis.
Wie es nun kommt, dass der Kopf unterm Dach für “tatsächlich” steht, ist mir noch nicht so ganz klar.
Noch mehr interessante Schiftzeichen mit dem Dachradikal.
宝 bao = Schatz Kostbarkeit
Das Schriftzeichen für Jade ( 玉 = yù) unterm Dach = schatz – das finde ich sehr einleuchtend
宫 gong = Palast
Hier befinden sich unter dem Dach Radikal zwei Münder. Aber das ist in diesem Zusammenhang nicht gemeint. Die beiden Vierecke deuten die Räume eines Palastes an. Beispiel: 故宫 = Gùgōng = Alter Palast. Das ist eine übliche Bezeichnung für den Kaiserpalast in Peking, die Verbotene Stadt.
Links
- Das Schriftzeichen für “Frau” findet Ihr hier: Der Mann 😉
- Gelb ist die Farbe des Kaisers
- Der Kaiserpalast in Peking
Dieser Artikel erschien zuerst im Juli 2014. Aktualisiert und ergänzt im Januar 2020
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Ohje! So schwierig ist das doch gar nicht! Ich werde ja ganz rot! Danke für die lieben Worte, die mich am frühen Morgen erreichen und einen wundervollen Anfang für den Tag und die Woche darstellen.
Liebe Grüße
Ulrike
Ich bewunder Menschen, die so neugierig sind und sich die Mühe machen, so eine schwere Schrift zu lernen. Ich ziehe meinen imaginären Hut
Liebe Grüsse zentao
Nein, ich hab noch gar nichts gekonnt damals. Aber wenigsten die Ortsnamen waren in unserer Schrift und Stadtpläne gab es auch auf Englisch.
Was mir einfällt, wenn ich das lese: Konntest du bei deinem Japan-Besuch schon Kanji? Das hätte dir zumindest etwas geholfen. Wobei du natürlich ohne die anderen Alphabete verloren bist 😉