Das Huhn in China und anderswo

Das Huhn gehört zu unserem Alltag wie kaum ein anderes Haustier. Während Hund und Katze unsere täglichen Begleiter sind, so ist das Huhn vor allem wegen seiner hohen Produktivität beliebt. Doch man weiß noch nicht viel, woher es kam und wann es zuerst gezüchtet wurde.

Hahn Zoo Hannover

Wer war zuerst da: das Huhn oder das Ei?

Sicher ist, dass Eier schon früh gesammelt wurden als Ergänzung der Ernährung. Nicht nur Hühnereier sondern alle Eier, derer man habhaft werden konnte. Sie waren lecker und nährstoffreich.

Allerdings kann man das nicht so genau sagen, denn die Eierschalen (und auch die zarten Knochen) haben sich nicht über die Jahrhunderte erhalten bzw. wurden bei Ausgrabungen oft übersehen.

In einer frühzeitlichen Abfallgrube bei Nördlingen haben Archäologen nun Reste von Eierschalen gefunden. Sie sind ca. 2.400 Jahre alt. Nationalgeographic

Eier gibt es schon seit 245 Millionen Jahren. Das weiß man, seit man Saurier datiert hat und größere Eiergelege der Saurier gefungen hat. Die Saurier legten in der Regel Eier, noch bevor an Vögel überhaupt gedacht wurde. Also: Eier gab es schon vor den Hühnereier.

Die Saurier brüteten sogar auf den Eiern, wie ein in China gefundenes Gelege mit einem darauf sitzenden Saurier zeigt. Eier und Sauriermama wurden vor 70 Millionen Jahren vom plötzliche Tod erwischt! Nationalgeographic

Ein wenig Geschichte

Vor allem in China hat man gut erhaltene Fossilien von Dinosauriern gefunden, die Federn trugen. Vor ca. 145 Millionen traten nach und nach Vögel (oder fliegende Dinosaurier (?) auf die Bühne.

Federn und Flügel sollen den Sauriern nicht dazu gedient haben zu fliegen, sondern in erster Linie um bei der Werbung um einen Partner zu beeindrucken. Die männlichen Saurier und Vögel sind im wahrsten Sinne des Wortes „eitle Gockel“.

So ging das einige Millionen Jahre weiter. Die Saurier starben aus, die Vögel überlebten, Oder haben die Saurier überlebt? Als Vögel? Wissenschaftler neigen immer mehr zu der letzten Möglichkeit. Das Puzzle der Vogelevolution – Spektrum

Die Identifizierung von Haushühnern als Quelle der Schalenfragmente und ihre Häufigkeit in den Sedimentschichten an jeder Fundstätte entlang der Seidenstraße führten die Forschenden zu einer wichtigen Schlussfolgerung: die Vögel brüteten regelmäßiger als ihr wilder Vorfahre, das rote Dschungelhuhn, das einmal im Jahr nistet und typischerweise sechs Eier pro Gelege legt. Archäologie online

Das Bankivahuhn

Im Dschungel Südostasien lebt noch heute das Bankivahuhn, das als Vorfahr aller unserer Haushuhnarten gilt. Der Übergang zur Domestizierung hat sich vor ca. 6.000 Jahren vollzogen.

Krähender Hahn

Das Bankiva-Huhn lebt am Rande des dichten Urwalds und schloß sich den Menschen an. Damals waren sie anscheinend „nur“ Haustiere und wurden meistens nicht gegessen. Sie wurden gehalten, weil der Hahn am frühen Morgen mit seinem Kikeriki die Sonne begrüßte. Das hielten die Menschen damals wohl für ein Zeichen, dass das Huhn der Sonne dient. Es wurde darum gerne verehrt.

Erst allmählich wurde es Nahrungsquelle und wegen der Eier gezüchtet.

Das Huhn aus China?

Andere Forscher haben in China 7.000 Jahre alte Knochen von Hühnern bei Hüttenresten gefunden und schließen daraus, dass das Essensreste seien. Also wurden die Hühner bereits damals als Haustiere gehalten. Naja, diese Ansicht scheint überholt zu sein.

Eins scheint jedenfalls klar zu sein: Nachdem die Hühner einmal als Haustier gezüchtet waren, breitete es sich schnell aus. Dabei spielten die Handelswege der Seidenstraße (!) eine Rolle.

Das Huhn: Henne, Hahn und Küken

Nun aber zur Biologie des Huhnes (Hühner Haltung):

  • Lateinischer Name: Gallus gallus domesticus
  • Name des Geschlechts: Hahn oder Gockel (männlich), Henne oder Glucke (weiblich)
  • Größe: bis 50 cm
  • Gewicht: 1 bis 6 Kg
  • Alter: 3 bis 10 Jahre
  • Nahrung: Körner, Samen, Gras, Obst, Gemüse, Würmer und Insekten
  • Legeleistung: 50 bis 300 Eier pro Jahr
  • Legebeginn: mit 5 bis 8 Monaten
  • Haushuhnrassen: rund 180
Huhn mit braunschwarzem Muster
Freilaufende Hühner

Das Haushuhn gilt als das häufigste Haustier des Menschen – der durchschnittliche tägliche Weltbestand wird auf mehr als 20 Milliarden Tiere geschätzt, damit kommen auf jeden Menschen drei Hühner.

Das Ei

Zum Nährwert des Hühnereis habe ich endlose Listen gefunden, die ich hier zusammenfasse:

Ein Hühnerei der Größe L (etwa 70 Gramm) enthält:

  • Kalorien: 96 kJ (95 kcal)
  • Proteine: 9 Gramm
  • Fett: 8 Gramm
  • Kohlenhydrate: in Spuren
  • Vitamine und Mineralstoffe
Markt Eier China
Auf einem Markt in China

Besonders muss ich die Proteine hervorheben. Bei guter Verdaulichkeit kann es zu fast 100 Prozent vom menschlichen Körper verwertet werden. Zudem enthalten Eier alle essenziellen Aminosäuren. Der Proteingehalt im Eigelb ist höher als im Eiklar. Außerdem unterscheidet sich der Vitamin- und Mineralstoffgehalt: auch hier liegt das Eigelb vor dem Eiklar.

Zurück zum Huhn

„Das meist als Tiername verwendete Wort „Huhn“ ist letztlich abgeleitet von der urindogermanischen Verbwurzel kan- ‚singen, klingen‘ (lateinisch canō ‚ich singe‘). Im Urgermanischen entwickelte diese Wurzel sich auf Grund der germanischen Lautverschiebung (k→χ→h) zu *hanô („Hahn“) und *hanjō („Henne“) und, durch den Prozess der Apophonie, auch zu *hōną („Huhn“). Lateinisch wurde das Haushuhn bzw. der Hahn früher Gallus und das weibliche Haushuhn bzw. die Henne Gallina genannt.“ Wikipedia

Auf Chinesisch:

鸡 • jī = Huhn

Haushühner können im Jahr ca. 250 bis 300 Eier legen, wenn ihnen täglich das gelegte Ei weggenommen wird. Würden die Eier nicht entfernt, so würde die Henne mit dem Brüten beginnen, sofern ihr Bruttrieb genügend ausgeprägt ist. Bei modernen Rassen wurde der Bruttrieb jedoch gezielt weggezüchtet oder stark reduziert.

In China gab es im Jahr 2022 insgesamt rund 5,29 Milliarden Hühner. Und in der Europäischen Union wurden im selben Jahr 1,45 Milliarden Hühner gehalten.

Hühnerhaltung

Die Haltung der Hühner ist heute weit entfernt von den kleinen Gruppen, die vor langer Zeit am Waldrand lebten und abends auf die niedrigen Äste der Bäume aufsaßen und am Morgen die Sonne ankrähten.

Heute gibt es einige wenige Menschen, die den Hühnern ein möglichst naturnahes Gehege bieten. Die meisten Hühner werden in Bodenhaltung oder Freilandhaltung gezogen.

Die Käfighaltung hat eine in allen Parametern (Land- und Energieverbrauch, Verschmutzung, globale Erwärmung) günstigere Ökobilanz pro Ertragseinheit als jedes andere System der Eierproduktion (inkl. konventioneller und ökologischer Freilandhaltung).

Bodenhaltung der Hühner

Die Käfighaltung ist in der gesamten EU seit 2012 verboten. (In Deutschland seit 2009).

In China werden die Hühner immer noch überwiegend in engen Käfigen gehalten. Doch auch in China ändert sich das allmählich, denn auch dort geht der Trend zu Umweltschutz und -verträglichkeit.

Eier und Geflügel als Nahrung

Eier und Geflügel sind ein selbstverständlicher Teil unserer Ernährung geworden. In meiner Kindheit war das Hühnchen ein besonderes Sonntagsessen.

Schon die Zubereitung war spannend. Meine Mutter scharrte ihre Kinder um sich mit den Worten „Wollt Ihr mal gucken, was das Hühnchen gefressen hat?“ Damals war das Huhn beim Einkaufen noch ganz, nur gerupft war es schon. Also hatten wir „Biologie-Unterricht“ aus erster Hand. Nicht nur der Magen war zu besichtigen, auch wie die Eier sich entwickelten lag direkt vor unseren Augen.

Hühner und Eier sind relativ billig, immer und überall vorhanden, und reich an allem, was der Mensch so braucht an Proteinen oder Fett. Sie sind auch nicht mit Tabus belegt wie z.B. das Schwein. Es gibt kein Land, in dem keine Hühner oder Eier gegessen werden.

So hat die chinesische Küche viele Gerichte hervorgebracht, die aus Hühnchen oder Eier bestehen. Hier die Gerichte, über die ich schon geschrieben habe:

1000jährige Eier

Was wären auch Bratkartoffeln ohne Spiegeleier?!! Ich bin jedenfalls kein Vegetarier, ich liebe Eier.

Gedichte über das Huhn

Das Huhn“ von Christian Morgenstern.

In der Bahnhofhalle, nicht für es gebaut,
geht ein Huhn
hin und her …
Wo, wo ist der Herr Stationsvorsteh′ r?
Wird dem Huhn
man nichts tun?
Hoffen wir es! Sagen wir es laut:
daß ihm unsre Sympathie gehört,
selbst an dieser Stätte, wo es – ′ stört′ !

Diese Hühner an einer Bushaltestelle habe ich in Trelleborg, Schweden, gesehen.

Wer kennt nicht das nachfolgende Lied und dessen Refrain!
Comedian Harmonists

IIch wollt, ich wär‘ ein Huhn
ich hätt‘ nicht viel zu tun
Ich legte vormittags ein Ei
Und abends wär‘ ich frei

Mich lockte auf der Welt
Kein Ruhm mehr und kein Geld
Und fände ich das große Los
Dann fräße ich es bloß

Ich brauchte nie mehr ins Büro
Ich wäre dämlich, aber froh…

Die Hymne aller faulen Leute.

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Zuletzt aktualisiert vor 1 Monat

Ulrike

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