Schon mal von der Fundstätte Jinsha bei Chengdu gehört? Aber Sanxingdui ist dir irgendwie ein Begriff? Dann sollte bei Deinem nächsten Besuch in Chengdu unbedingt das Jinsha-Museum auf dem Programm stehen.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob man zuerst Sanxingdui und dann Jinsha oder umgekehrt besuchen sollte. In der ersten Variante begibt man sich auf den zeitlichen Ablauf. Sanxingdui (um 1500 bis 1200 v. Chr.) ist früher als Jinsha (um 1000 v. Chr.). Bei der umgekehrten Reihenfolge erlebt man eindeutig eine Steigerung der ausgestellten Werke. Jinsha hat nicht diese überwältigenden riesigen Bronzemasken zu bieten. Da schauen den Besucher nicht die großen Augen aus einer unbekannten Vergangenheit an. Das erlebt man eher in Sanxingdui.
Ich war zuerst im Jinsha-Museum. Jinsha ist recht einfach zu erreichen, liegt diese ausgedehnte Ausgrabung doch am Stadtrand von Chengdu.
Die sensationelle Entdeckung im „Goldsand“
Das mythische Königreich Shu
金沙 jin sha bedeutet Goldsand und ist der Name eines Dorfes, das einst hier lag. Ob die Einwohner hier schon früher Gold gefunden haben? 2001 kam es zur Sensation. Bei Bauarbeiten entdeckte man zufällig Gruben mit kostbarem Inhalt. Die großartigen Funde von Sanxingdui waren schon seit Jahrzehnten bekannt. Eine große Ähnlichkeit der Artefakte von Jinsha und Sanxingdui rief sofort namhafte chinesische Archäologen herbei. Seitdem wird ausgegraben und man findet jedes Jahr neue beeindruckende Zeugnisse einer versunkenen Kultur.
Jinsha wird heute als Ort des Königreichs Shu (1200 – 700 v. Chr.), ja vielleicht sogar als seine Hauptstadt, identifiziert. Es heißt auch, dass die Bewohner von Sanxingdui hierhin weiterzogen, nachdem sie ihre Stadt am Entenfluss verlassen hatten.
Jinsha war einst unbefestigt, der Ort lag im fruchtbaren Sichuanbecken. Beste Voraussetzungen für Wohlstand und Entwicklung der Kunst. Manche Archäologen halten das Areal für einen alten Opferplatz, nicht für eine Stadt.
Die kostbaren Funde
Dieser Wohlstand wird durch die zahlreichen goldenen Artefakte belegt. Viele Gegenstände wurden mit Blattgold verziert. Die Menschen schmückten sich mit Türkis-Schmuck und Jade.
3.000 Jahre altes Holz und Mammutstoßzähne
Eine Sensation sind auch einige wenige erhaltene Holzgegenstände, die zu Gebäuden und Tempeln gehörten. Riesige Vorratsgefäße, unendliche Mengen an Keramik fand man bei den Ausgrabungen. Beeindruckend auch die Horte von kompletten Elefantenstoßzähnen. Hunderte Stoßzähne wurden in engen Gruben gefunden: Nachweis von einem weitreichenden Elfenbeinhandel oder dafür, dass es vor 3000 Jahren in Sichuan Elefanten gegeben hat?
Geheimnisvolle Orakelknochen
Es gibt einige Orakelknochen aus Schildkrötenpanzern, die an die entsprechenden Funde in Henan erinnern, die der alten Shangkultur angehören und die Erfindung der Schrift signalisieren. Doch die Orakelknochen von Jinsha weisen keine Spuren von Schriftzeichen auf. Die Kultur von Sanxingdui und Jinsha hatte keine Schrift, soweit man weiß.
Die sensationelle Goldmaske
Große Bronzemasken hat man in Jinsha nicht gefunden, doch eine Maske aus feinem Gold. Die Ähnlichkeit mit den Masken von Sanxingdui ist unübersehbar.
Diese goldene Maske ist einzigartig. Nirgendwo in China hat man vergleichbares gefunden. Die Maske ist so groß, dass man sich vorstellen kann, dass eine wichtige Persönlichkeit – der König oder ein Oberpriester – sie aufgesetzt hat. Damit wurde die Person zu Gott und konnte mit den Göttern kommunizieren.
Die Ausgrabungsstätte unter Dach
Zu dem Museumkonzept gehört es, dass die Ausgrabungstätte selbst zum Museum wurde. Unter einem weiten Dach liegen die Ausgrabungsflächen mit Markierungen und Erklärungen, was wo gefunden wurde. Viele Elefanten-Stoßzähne hat man vor Ort belassen. Auch mächtige alte Baumstämme liegen noch halb in der Erde versunken. Und manchmal kann man in den Ecken sehen, dass noch weiter ausgegraben wird.
Das Museum von Jinsha
In einem schönen modernen Museum sind die unglaublich vielen Funde an Bronzen, Jade, Gold, Stein und mehr ausgestellt. Ein großes Panorama mit vielen liebevollen Details gibt den Blick frei in das Leben vor 3000 Jahren.
Der Park voller Vögel und bunter Blumen
Rundum das Museum gibt es einen gepflegten Park mit Bambus, vielen Blumen und freien Flächen. Dort gehen die Einheimischen spazieren oder spielen mit ihren Kindern. Ich konnte auch eine Gruppe von Fotografen beobachten, die anscheinend auf der Pirsch waren und seltene Vögel fotografieren wollten. Einen ganz kurzen Augenblick konnte ich einen goldfarbenen Vogel im Gebüsch verschwinden sehen. Die Fotografen waren ganz aufgeregt. Ich ließ mich anstecken, doch hatte ich nicht die entsprechende Ausrüstung.
Fazit
Insgesamt ist das Jinsha-Museum ein beeindruckendes und unbedingt empfehlenswertes Museum. Wenn man mich allerdings fragt, welches ich schöner oder interessanter finde: Sanxingdui oder Jinsha, kann ich das nicht klar beantworten. Beide Museen sind toll mit großartigen Artefakten und bieten einen tiefen Blick in die chinesische Frühgeschichte.
Infos (Stand 06-2022)
Öffnungszeiten:
täglich von 8:00 bis 18:30 Uhr (März bis Oktober 8:00 – 20:00 Uhr)
Eintritt: 70 Yuan RMB
Anfahrt: U-Bahnlinie 7, Station Jinsha Site Museum Ausgang C
Geschlossen am Montag, außer an Montagen im Januar, Februar, Juli, August und an offiziellen Feiertagen
Webseite des Museums: http://english.jinshasitemuseum.com/
Links
- Faszination Sanxingdui
- Jinsha Museum – offizielle Website
- Tolle Archäologieparks in China
- Nachrichten aus der Archäologie Chinas
- LieblingsChinesisch: Ausgegraben
- Elefanten in China
- Youtube Video https://youtu.be/RjKfjjfzdgk?si=HDJHR_OO18oxuZIM
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Toll!
Tja, wenn es doch noch bis vor ein paar tausend Jahren noch Dinos gab, wird es wohl vor 3000 Jahren auch Elefanten dort gegeben haben … wieso stellt sich überhaupt so eine Frage?
Sehr interessanter Beitrag, habe ihn gespeichert. Die Frage, ob es vor 3000 Jahren in Sichuan Elefanten gab, ist wohl mit dem letzten Bild beantwortet?
Ja, die große Halle mit dem Original Ausgrabungsfeld und all den schönen Erklärungen fand ich bemerkenswert.
Ich bin davon überzeugt, dass es damals Elefanten in Sichuan gegeben hat. Haber auch schon anderes gelesen.
Die „Erklärung für die Kinder“ fand ich besonders schön/wichtig/zeigenswert/man_nehme_sich_ein_beispiel-haft
„So sah es vor 3000 Jahren in Sichuan aus“
… und dann kam leider eine der vielen 🙂 „Menschen verursachten“ 😉 Klima-Veränderungen …
🙂 Für die wirklichen Ufo solltest Du Dir noch meinen Artikel über Sanxingdui angucken!
Ja, Jinsha und Sanxingdui sind zwei fantastische Entdeckungen der letzten 100 Jahre.
AHH OHH
Jinsha 058 und 059 soooo. sehen also die echten „UFOs“ aus! WOW!!!
Ja das haben wir auch immer gerne gemacht, im Sand vergrabene Schätze gesucht. hahaha (:-))
Ein super Bericht mit ganz speziellen Fotos
Liebe Grüsse zentao