Eines Tages…
Stephan, mein lieber Mann, kam zu mir. In der Hand hielt er eine Eichel: „Was macht die auf unserem Balkon?“ Ich war verwundert und wusste zunächst keine Antwort. Dann inspizierte ich den Fundort, den Balkonkasten. In der herbstlichen Erde, in der nur ein paar Astern blühten, fand ich noch eine Eichel tief vergraben.
Merkwürdig! Denn erstens wuchsen rundum keine Eichen. Und zweitens: wie kamen sie in den 2. Stock?
Eichelhäher!
Eine Freundin meinte wenig später, dass der Urheber ein Eichelhäher sein könnte. Oh, spannend! Ich hatte den Vogel noch nie gesehen. Und nun sollte er so nahe sein.
Ich war damals noch berufstätig und hatte wenig Zeit, meine Balkonkästen zu beobachten. So blieb der Verursacher lange Zeit unsichtbar.
Als wir dann nach Hamburg umzogen, hatten wir den Eichelhäher vergessen. Jahrelang tat sich nichts auf dem Balkon. Nur Meisen und andere kleine Vögelchen kamen zum Futterhäuschen. Sogar ein Dompfaff mit seinem roten Gewand stattete mir ein Besuch ab!
Bis dann, vor einigen Wochen, eine Eichel aus dem Balkonkasten guckte. Ich habe wenig später sogar den Eichelhäher selbst gesehen! Groß und schön saß er in einem der Kästen und schaute sich um.
Ich war so aufgeregt und hatte auch Angst, den Vogel zu verscheuchen, wenn ich mich bewegte, dass ich keine Fotos machte. Deshalb stammen alle Bilder zu diesem Artikel von Pixabay.
Der Eichelhäher – die Recherche
Wie Ihr Euch sicher denken könnt, ließ mir die Begegnung mit dem Eichelhäher keine Ruhe. Ich wollte mehr über ihn wissen.
Zu meiner Verblüffung habe ich herausgefunden, dass er bis nach China verbreitet ist! Da hatte ich einen Grund gefunden, über den interessanten Vogel zu schreiben.
Der Eichelhäher ist in weiten Teilen der Paläarktis und der Orientalis beheimatet. Er besiedelt ganz Europa, wo es nur im Norden der Britischen Inseln und Skandinaviens sowie auf der Iberischen Halbinsel Verbreitungslücken gibt.
Im Mittelmeerraum besiedelt er zudem die Atlasregion in Nordafrika, den östlichen Rand des Mittelmeers bis in den Norden Israels und Kleinasien. Hier gibt es in der Mitte eine größere Vorkommenslücke. Ostwärts reicht die Verbreitung bis an die Krim, die Kaukasusregion und in die Gebirgsregionen von Iran und Irak.
Nördlich des Schwarzen Meeres zieht sich die Verbreitung durch die Laubwaldzone und die südliche Taiga bis Sachalin, Korea und Japan und reicht in einem ostasiatischen Arm, der große Teile Chinas umfasst, südwärts bis nach Indochina und westwärts bis in den Himalaya.
Wikipedia
Das also zu dem riesigen Verbreitungsgebiet des Vogel. Es ist dem scheuen Verhalten des Vogels zu verdanken, dass man ihn nicht öfter sieht. Jedenfalls in der Stadt nicht, da er sich lieber in Wäldern aufhält. Er war auch mal Städten verbreitet, das hat in den letzten Jahren nachgelassen. Er ist aber nicht vom Aussterben bedroht.
Näheres über den Eichelhäher
Dass er ein Singvogel ist, merkt man seinem Krächsen nicht an. Da ist schon eher eine Ähnlichkeit mit den Rabenvögel zu sehen. Der Eichelhäher ist sehr groß, fast wie eine Taube.
Er ist ein schöner Vogel mit seinen hellbraunen Gefieder mit dem hübschen blauen Streifen an blaugemusterten Federn.
Es gibt in vielen Unterarten. Die Unterschiede liegen in der Färbung der Federn und teilweise in der Größe. Doch allen ist der blaue Streifen gemeinsam.
Wovon ernährt er sich und seine Jungen?
Von März bis September ernährt der Eichelhäher und seine 5 bis 7 Jungen überwiegend von Insekten, wobei Raupen und Maden bevorzugt werden. Davon profitieren die Küken am meisten, denn die proteinreiche Ernährung läßt sie schnell wachsen und kräftig werden.
Im Herbst, wenn Eicheln und Nüsse reif sind, wechselt er zu pflanzlicher Nahrung.
Dabei hat er sich angewöhnt, die Eicheln und ähnliches zu vergraben. Die Verstecke vergisst er manchmal. Dadurch keimen die Eicheln und es wachsen Bäume.
Eichelhäher auf Chinesisch
Das darf natürlich nicht fehlen!
松鸦 • sōngyā = locker/die Kiefer + Rabe = Eichelhäher
Da ich auch schon über „jaywalking“ in China geschrieben habe, muss hier der Hinweis hin, dass im Englischen „Jay“ auch der Name für den Eichelhäher ist.
7 interessante Fakten
- Er kann die Stimmen anderer Vögel und sogar Umweltgeräusche nachahmen.
- Er klaut auch schon mal von den Nussdepots der Eichhörnchen.
- Er frisst pro Saison 2.000 bis 3.000 Eicheln.
- Es kommt im Frühjahr oft zu großen Versammlungen, die besonders lautstark ablaufen.
- Eichelhäher „emsen sich ein“ – d. h., sie sitzen mit gesträubtem Gefieder auf Waldameisenhügeln und „baden“ in der von den dadurch alarmierten Ameisen verspritzten Ameisensäure. Dies soll Parasiten aus dem Gefieder vertreiben. Wikipedia
- In seinem Kehlsack kann er bis zu zehn Eicheln gleichzeitig transportieren und nicht selten trägt er noch eine weitere Eichel im Schnabel.
- Er kann sich in seine Partnerin einfühlen und ihre aktuelle Nahrungsvorliebe erkennen.
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