Erinnerungen: Yangtze-Kreuzfahrt 2005

Auf dem Yangtze 2005 – Reisebericht

An einem Mittag im September 2005 lande ich in Chongqing. Es ist heiß, ein leichter Dunst liegt in der Luft – nicht genug, um es Nebel zu nennen, aber ausreichend, um Landschaft und Häuser wie mit einem dünnen Schleier zu bedecken.

Chongqing Kongresshalle
Chongqing
Chongqing (chinesisch 重庆市, Pinyin Chóngqìng Shì) ist eine Millionenstadt in der Volksrepublik China am Zusammenfluss von Changjiang (Yangtze) und Jialing.

Chongqing stellt als regierungsunmittelbare Stadt eine eigenständige Verwaltungseinheit mit 30,48 Millionen Einwohnern (Jahresende 2016) dar. Wenn ausschließlich die administrativen Stadtgrenzen herangezogen werden, ist Chongqing die einwohnermäßig größte Stadt der Welt. Die Fläche des Verwaltungsgebietes der Stadt ist mit 82.403 Quadratkilometern annähernd so groß wie der Staat Österreich und besteht überwiegend aus Gebieten mit ländlicher Siedlungsstruktur. Wird die Kernstadt (hohe Bebauungsdichte und geschlossene Ortsform) als Grundlage genommen, leben in Chongqing 6,6 Millionen Menschen. Wikipedia

Chongqing, der Beginn meiner Yangtze-Fahrt

Chongqing präsentiert sich mir mit zahllosen riesigen Appartement-Häusern auf dem Weg. Dann die Innenstadt: Fußgängerzone mit Straßencafés und glitzernden Shoppingmalls voller junger Menschen. Was für ein Unterschied! 1991 war ich schon einmal hier und nichts erkenne ich wieder.

Bevor ich mich auf der Yangtze Nr. 1, meinem chinesischen Flusskreuzfahrtschiff, für die Fahrt auf dem Yangtze einschiffe, schaue ich mir auch das neueste „In-Viertel“ an: Hongya. Renovierte alte Häuser, in denen sich Galerien und schicke Boutiquen finden. Auch Bars werben mit leuchtenden Schildern um Gäste.

Yangtze Qu Schlucht

Der Yangtze, mit 6380km der längste Fluss Asiens, bietet auf der Strecke von Chongqing nach Yichang mit den Drei Schluchten eine der schönsten und beeindruckendsten Landschaften Chinas. So sagt man.

Die Sonne geht langsam unter. Lichter flackern auf. Die Hochhäuser kleiden sich in ein buntes leuchtendes Gewand. Als ich das Schiff erreiche, das ruhig am Ufer liegt, schaue ich auf die prachtvolle Skyline. Fast scheint es mir, dass ich mich in Hongkong befinde, so viel Glitzern, so hohe Wolkenkratzer!

Fengdu am Yangtze

Mein Schiff, die Yangtze Nr. 1, bietet allen Komfort, den man sich bei einer Flusskreuzfahrt vorstellen kann: Bequeme Kabinen, luxuriöse Restaurants und weite Sonnendecks. Als das Schiff am späten Abend ablegt, falle ich auf mein Bett und lasse mich vom Brummen der Schiffsmotoren in den Schlaf singen.

Fengdu

Auch am nächsten Morgen hängen die Wolken tief über den Ufern. Wir erreichen Fengdu, die Geisterstadt. Hier liegt der Legende nach der Eingang zur chinesischen Hölle. Um die Qualen zu vermeiden, befinden sich auf dem betreffenden Bergrücken zahlreiche Tempel, in denen zur Sicherheit Gottheiten aus dem Daoismus und Buddhismus verehrt werden.

Auf dem Yangtze

Hier habe ich die Gelegenheit, außer mit dem Anzünden von Räucherstäbchen und dem Streicheln der Statuen auch mit dem Ausführen von fast sportlich zu nennenden Ritualen mein Glück in die richtige Richtung zu wenden. Aufatmend kann ich sagen, dass ich zumindest heute noch nicht in der Hölle gelandet bin. Der Nachmittag vergeht ruhig, immer mit Blick auf die Ufer und den Fluss, wo es ständig neues zu sehen gibt. Frachtschiffe, kleine Motorboote und Fähren kreuzen unseren Weg.

Bei der Qu-Schlucht wird es eng auf dem Strom. Auch wenn der Staudamm den Fluss ein wenig gebändigt hat, so spüre ich deutlich den Sog der Strömung, der das Schiff schwanken lässt. Steil und eng ragen die Felswände in den Himmel. Der Eindruck ist nicht minder spektakulär als damals 1991, als der Yangtze noch nicht aufgestaut war. Die Landschaft wirkt gerade durch den Dunst und die tiefhängenden Wolken wie direkt aus einem chinesischen Tuschegemälde entsprungen. Berge, Felsen, hoch oben kleine Bauernhäuser und über uns kreist ein Raubvogel.

Felsspalte mit Särgen

Drei Kleine Schluchten

Um die sog. Drei Kleinen Schluchten zu sehen, steigen wir in ein Ausflugsboot um. Hier wird die Landschaft noch faszinierender, noch beeindruckender. Ich renke mir fast den Hals aus, als ich versuche, die schmalen Spalten hoch oben in der Bergwand zu entdecken, in denen die Einheimischen die Särge mit ihren toten Angehörigen beigesetzt haben. Wie sie das gemacht haben? Die steile Felswand scheint keine Wege zu bieten. Wo wohnten diese Menschen?

Die Gegend wirkt kaum besiedelt, nur Wälder und der Fluss. Da, wo das Ufer etwas sanfter ist, gibt es kleine Dörfer, in die keine Straße führt. Fast unvorstellbar, dass es so eine einsame Gegend in China gibt!

Beim Interview

Auf dem Rückweg erlebe ich meinen persönlichen Höhepunkt, als ich die grauen Affen entdecke, die am Ufer rumturnen und uns neugierig beäugen. Wilde Affen! Mitten in China! Ich bin begeistert.

Yangtze Fluss

Eine Fernsehcrew ist dabei und filmt die Fahrt. Zum Schluss möchten sie gerne von mir, als eine der wenigen Westlerinnen an Bord, wissen, wie es mir gefallen hat. Mein Auftritt im chinesischen Fernsehen!

Am Yangtze

Abend

Zurück auf dem Kreuzfahrtschiff genieße ich in Ruhe die chinesische Landschaft. An der Bar gibt es ein leckeres Bier und das Buffet ist gut und umfangreich. Für Unterhaltung ist gesorgt. Die Stimmung ist ausgelassen. Als am Abend die Sonne untergeht, stehen wir alle auf dem Sonnendeck. Die Wolken haben sich verzogen, rote und goldene Strahlen verzaubern die Ufer, die nun immer weiter auseinanderrücken.

Yangtze Buffet

An Bord gibt es auch so einiges zu erleben. Es gibt ein Show-Programm und jeden Tag leckere Buffets. Ich nutze die Gelegenheit und probiere zum ersten Mal Hundefleisch. Das schmeckt mir allerdings nicht.

Am Staudamm

Die drei Tage auf dem Schiff sind fast zu schnell vergangen. Doch bevor wir uns wieder an Land begeben, besichtigen wir noch den Staudamm, dieses moderne Wunderwerk. Wir fahren durch eine gewaltige Schleusenanlage. Für den Technikbegeisterten sicherlich ein Höhepunkt. Ich fühle mich ein wenig melancholisch, weil ich nun die berühmte Schluchtenlandschaft am Yangtze hinter mir lasse, um in die Megametropole Shanghai weiterzureisen.

2019: Größer, komfortabler, mehr! Yangtze-Kreuzfahrten erfreuen sich immer noch größter Beliebtheit. Die Stauung des Flusses hat die Schönheit der Landschaft und der spektakulären Schluchten nicht beeinträchtigt. Die Schiffe sind sehr komfortabel. Die Kabinen haben heute meistens kleine Balkone.

Der Yangtze
Der Jangtsekiang, kurz Jangtse (chinesisch 长江 Pinyin Cháng Jiāng ‚Langer Strom, Langer Fluss‘, im Westen ist der Name Yangtze am gebräuchlichsten), ist der längste Fluss Chinas. Mit 6380 Kilometern, von denen 2800 Kilometer schiffbar sind, ist er auch der längste Fluss Asiens und nach dem Nil und dem Amazonas der drittlängste Strom der Welt.

Sein Quellgebiet liegt im Hochland von Tibet in Qinghai. An seiner Mündung ins Ostchinesische Meer führt er im Jahresdurchschnitt 31.900 m³ Wasser pro Sekunde. Wikipedia

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Auf dem Yangtze
Auf dem Yangtze

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Ulrike
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6 Gedanken zu „Erinnerungen: Yangtze-Kreuzfahrt 2005“

  1. Da hast Du völlig recht! Ich hab mich an anderer Stelle auch ausführlich zum Hundefleisch essen geäussert. Irgendwie schade, wenn ein Artikel bzw. auf sowas reduziert wird.

  2. OMG! Bin ganz bei dir, habe ja einen ganzen Artikel zum ‚Mythos Hundefleisch‘. 🙂 … Ich frage mich ohnehin, ob jemand, der ein Rinderfilet verputzt, das Recht hat, jemanden, der Hundefleisch verspeist, moralisch anzugehen. Gibt es Tiere erster und zweiter Klasse? Es sind Lebewesen.

  3. In welchen Benachrichtigungen bist du denn gelistet? Falls du mir auf wordpress folgst, musst du da selbst tätig werden.
    Ich würde mich auch nicht als jemand bezeichnen, der Hundefleisch isst. Ich hab das mal probiert. Aber ok, jemanden, der so engstirnig ist wie du, muss ich nicht haben.

  4. Ich bitte dich hiermit, mich aus all deinen Lettern und Nachrichten zu streichen. Jemand, der HUNDEFLEISCH isst, mit dem möchte ich nichts zu tun haben.!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Ich freue mich auf Deinen Kommentar!