Ich muss mal ein gutes Wort über die Menschen hier loswerden!

Jetzt, wo es auch in Hamburg geschneit hat, muss ich Euch über die vielen positiven Erlebnisse berichten, die ich innerhalb weniger Tage hatte.

Von meinem Schlaganfall vor 2,5 Jahren habe ich nichts mehr zurückbehalten als eine gewisse Unsicherheit beim Gehen. Und die ist mehr in meinem Kopf als tatsächlich im Körper.

Tja, dann fing es an zu schneien. Dicke weiche Schneeflocken. Die Wege wurden unsichtbar, die Bordsteinkanten verschwanden unter Eis, Schnee und Matsch. Tagelang. Räumen war nicht angesagt, jedenfalls nicht vor den Häusern. Große Straßen wurden frei gemacht. Die Nebenstraßen blieben, wie sie waren, bis genügend Autos den Schnee und das Eis weggeschmolzen hatten.

Blohms Park

Bis zur nächsten Bushaltestelle habe ich ungefähr 8 Minuten zu gehen – bei trockenem Wetter. Dabei besteht die Hälfte aus Nebenstraßen. 4 Straßen habe ich zu überqueren und dann noch das Durcheinander der Baustelle an der Horner Rennbahn! Zur Zeit benötige ich eine Viertelstunde für den Weg.

Mache ich zu viel Theater um das bisschen Schnee? Ich bin jedenfalls froh, dass ich nicht in Süddeutschland oder gar in den Alpen lebe. Da hätte ich meine Wohnung schon seit Wochen nicht mehr verlassen!

Doch wenn ich mich aufmache, mich mit meinem Krückstock langsam über vereiste Stellen taste oder wenn ich an der Bordsteinkante oder beim Aussteigen aus dem Bus zögere, weil ich da den „Abgrund“ fürchte, ist immer, und ich wiederhole immer, jemand, der mich stützt.

Einmal, als ich an der Bordsteinkante stehe und prüfe, ob ich hier trotz Pfütze und Schneematch die kleine Straße überqueren kann, hält ein Wagen an. Ein junger Mann steigt aus und fragt mich, ob er mir helfen kann. Er reicht mir seinen Arm und führt mich langsam auf die andere Seite und noch ein paar Schritte, bis ich wieder sicheren Boden unter den Füßen habe.

Solche Erlebnisse habe ich öfters. Auch wenn kein Schnee liegt. Als mir bei Regen zwei Papiertüten zerreissen. Während ich noch mit den rausrollenden Konserven und anderem kämpfe, mich frage, wie ich das alles unterbringen soll, kommt ein Mann, bietet mir eine große Tasche an und hilft mir beim Aufsammeln. Anschließend besteht er darauf, mich nach Hause zu bringen.

Im Bus habe ich immer einen Sitzplatz! Ich mache wohl den Eindruck, dass ich unsicher bin. Auch wenn ich das gar nicht so merke.

Bis jetzt habe ich es noch nicht erlebt, dass sich nicht jemand um mich gekümmert hat, wenn ich Hilfe brauchte.

Update von der Demo gegen rechts am 19.01.24 in Hamburg

Ich bin mit einer Freundin hingegangen, es war mir wichtig dabei zu sein, wenn Hamburg sagt. „Nie wieder!“ Dazu habe ich dem Schnee und Glatteis getrotzt, bin mit meinem Stock schon früh hingegangen. Nach kurzer Zeit standen wir mitten im Gedränge, umfallen ging nicht mehr. Wir klatschten und riefen mit den anderen Demonstranten um die Wette. Peter Tschentschers Rede war gut.

Doch dann wurde es mir zu kalt und auch zu eng. Ich verabschiedete mich von meiner Freundin und machte mich auf den Weg aus der Menschenmenge. Mittlerweile hatten sich viele Menschen angesammelt. Ich machte mich auf einen mühevollen Weg zur Europapassage gefasst. Vor allem konnte ich kaum noch den Schneematsch, der recht rutschig war, unter meinen Füßen sehen.

Doch das Wunder geschah! Wie das Rote Meer teilten sich die Wellen, äh, Menschenmassen vor mir. Sie alle sahen mich langsam und mit Stock gehen und machten mir trotz der Enge Platz. Ich konnte langsam aber zügig gehen. Dann sprach mich noch ein Mann an, ob er mir helfen könne. Er bestand darauf, mir stützend unter den Arm zu greifen und mich die 15 Meter bis zum sicheren Eingang zu bringen.

Ganz ehrlich: Ich war zu Tränen gerührt.


Deshalb sage ich heute mal

DANKE!

Rose

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Ulrike

2 Gedanken zu „Ich muss mal ein gutes Wort über die Menschen hier loswerden!“

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