Die aktuelle Ausstellung im MARKK Museum am Rothenbaum in Hamburg entführt uns in die Welt des tibetisch-buddhistischen Ladakhs: Fernab von Tourismus und Moderne hat sich im Kloster Alchi ein wahrer Schatz an monumentalen Statuen und detailreichen Wandmalereien erhalten.
Anhand von monumentalen Fotografien des Fotografen Peter van Ham können wir diese großartige Kunst hier in Hamburg bewundern.

Interessanterweise zählt Indien auch das pakistanische Gilgit-Baltistan sowie die chinesisch kontrollierten Gebiete Aksai Chin und das Shaksgam-Tal zum Unionsterritorium. Wikipedia
Königreich Ladakh
Fläche: 60.000 qkm
Hauptstadt: Leh
Bevölkerung: 290.000
Lage
Ladakh gehört zu Indien und ist umgeben von den Staaten und Provinzen China (Tibet), Pakistan, Kaschmir und im Süden an die indischen Provinzen Himachal Pradesh und Punjab.
Die Täler sind mindestens 3.000 Meter hoch und die gewaltigen Berge reichen bis in 7.000 Höhe.
Geschichte
Obwohl das Gebiet auf den ersten Blick schwer zugänglich und rau wirkt, war es schon früh ein wichtiger Knotenpunkt für den Handel zwischen Zentralasien, Indien und Tibet.
Allerdings gibt es bis zum 10. Jahrhundert keine schriftlichen Quellen und nur wenige archäologische Funde. Felszeichnungen allerdings zeigen, dass dies Land früh besiedelt wurde.

Aus tibetischen Quellen wird ersichtlich, dass Ladakh im 7. Jahrhundert von den Tibetern erobert wurde, die damals in erbitterte Kriege mit China verwickelt waren.
Ladakh kam im Streit um das chinesisch dominierte Turkestan eine bedeutende strategische Rolle dazu, da viele Pässe zwischen dem Hochland von Tibet und dem nordwestlich gelegenen Turkestan dort hindurch verliefen.
Zur Zeit der tibetischen Eroberung hatte der Buddhismus in Ladakh längst Fuß gefasst, wurde aber vom schamanistisch-animistischen Bön-Glauben der Tibeter teilweise zurückgedrängt.
Ladakh zwischen Tibet und Indien
Schließlich im 10. Jahrhundert wurde Ladakh ein unabhängiges Königreich, geprägt vor allem durch den tibetischen Buddhismus.
In den folgenden Jahrhunderten lag Ladakh immer wieder im Zentrum der kriegerischen Auseinandersetzungen seiner Nachbarn. Und auch heute noch kocht immer wieder der Kashmir-Konflikt hoch.

Das Kloster Alchi
Geschichte

In die frühe Zeit fällt auch die Gründung des Kloster Alchi. Neueste Forschungen haben ergeben, dass der westtibetische König Wang De (1080 – 1093) mit der Errichtung des ersten Tempel begann, eines der ersten tibetisch-buddhistischen Klöster.
In bewundernswerter und mühseliger Arbeit wurde es mit außerordentlich farbigen und detailreichen Wandgemälden ausgestattet. Sie zeigen Einflüsse von Indien und Tibet, ja, sogar griechische Spuren kann man entdecken! Stichwort Baktrien – griechisch-buddhistische Kunst.
Kloster Alchi gehört zur tibetisch-buddhistischen Richtung des Dalai Lama, der Gelugpa. Bis zu 30.000 Touristen besichtigen das Kloster auf 3600m Höhe im Jahr.
Der Sumtsek-Tempel
Im Zentrum des Kloster Alchi ist der Sumtsek-Tempel, der prächtig ausgestattet ist, unter anderem mit 5 Meter hohen Bodhisattva-Figuren.
Diese Holzplastiken stellen den Bodhisattva der Weisheit, der Zukunft und Avalokiteshvara dar. Die Statuen tragen zauberhafte bunte Dhoti, das indische Männergewand.
In den sorgfältig ausgeführten Bemalungen werden die Themen des Buddhismus dargestellt. Auf dem einen sind Geschichten und Legenden aus dem Leben Buddhas dargestellt, auf einem anderen sind es die Lehren Buddhas. Stundenlang kann man sich darin versenken! So viele zauberhafte Details! So viele Geschichten en miniature!
Die Geheimnisse des ersten Stockwerks
Der neugierigen Besucher ist der Zugang zum geheimnisvollen 1. Stock (bzw. 2 Stock nach örtliche Sprachgebrauch) nicht erlaubt. Dort gibt es einige der schönsten Malereien zu sehen. Dieser schwer zugängliche Raum dient den Mönchen als Rückzugsort zum Meditieren. Die einzelnen Bilder bieten viele Themen vor allem aus der buddhistischen Mythologie als Meditationsobjekte.
Sichtbarkeit der Malereien des Kloster Alchi
Es ist einfach unglaublich beeindruckend, diese so farbenfrohen Darstellung zu sehen und zu wissen, dass das von Anfang an gar nicht möglich war.

Als die Mönche vor ungefähr 900 Jahren mit ihrer Arbeit an der Ausschmückung des Tempels begannen, waren die Lichtverhältnisse denkbar ungünstig. Der Rauch zahlloser Butterlampen legte sich in Jahrhunderten auf die Farben.
Schon immer musste man sich sehr verrenken, um die Bilder weiter oben erkennen zu können!
Allerdings schufen die Mönche ihre Kunstwerke nicht, um sie zu zeigen. Allein das Malen verschaffte ihnen ein gutes Karma.
Ein Aspekt war natürlich die Verbreitung der Lehre unter der Bevölkerung, die in der Regel nicht Lesen konnte. Denen waren aber nur das Erdgeschoss zugänglich. Auch deshalb kommt den Malereien auf den Dhotis der Bodhisattvas große Bedeutung zu.
Mein Besuch
Ich war noch einmal in der Ausstellung, um mir in Ruhe die vielen Details anzuschauen. Und das kann ich jedem Besucher nur empfehlen! Schnappt Euch einen der zur Verfügung gestellten Klappstühle, setzt Euch vor die Fotos und versenkt Euch in die Details! Dann entdeckt Ihr den „tanzenden“ Elefanten oder den schielenden Buddha! Erfreut Euch an den leuchtenden Farben und den lebhaften Szenen aus einer fernen Welt!





Der Fotograf Peter van Ham macht Ungesehenes sichtbar
Der Frankfurter Fotograf Peter van Ham forscht seit 1987 im Himalaya. Im Vorwege einer geplanten Restaurierung erhielt er 2017 vom Dalai Lama die einmalige Sondergenehmigung, Alchis Kunstwerke in hochaufgelösten Fotos zu dokumentieren.
Er schaffte es, die fantastischen Gemälde, die zum Teil durch Staub, Rauch und Übermalungen fast unkenntlich gewordenen Malereien und Inschriften sichtbar zu machen. Dank seiner ausgeklügelten Technik gelang ihm dies, ganz ohne die Farben und Gemälde zu beschädigen. Damit sind nun die Grundlagen einer vorsichtigen Restaurierung gegeben.
Ja, durch die auf den Fotografien sichtbaren Inschriften haben sich wissenschaftlich neue Erkenntnisse über den frühen tibetischen Buddhismus ergeben! So weiß man heute, dass Frauen und Nonnen damals eine überaus gleichberechtigte Rolle gespielt haben!
Zitat von einer Veröffentlichung des Museums
Einer der Hauptgründe, warum Peter van Ham vom Dalai Lama die einmalige Erlaubnis erhielt, die Kunstwerke von Alchi zu dokumentieren, war die Arbeit mit einer Kamera, die Aufnahmen in der weltweit höchstmöglichen digitalen Auflösung produziert. Jede Nuance, jeder Pinselstrich – aber auch jedes Staubkorn und jede Bruchstelle – erscheinen auf Bildern, deren Mindestgröße einen Meter in Druckauflösung beträgt, die also drei mal größer sind als Ergebnisse von regulären Spiegelreflexkameras und zehn mal größer als jene von Smartphones.
Solche Ultrahochauflösung ist für eine Vielzahl von Anwendungen interessant – seien diese konservatorischer, wissenschaftlicher oder rein ästhetischer Natur. Auch die Möglichkeit, unzugängliche Wandbereiche problemlos vergrößern zu können, war für die erfolgreiche Dokumentation Alchis von immenser Bedeutung.
Darüber hinaus ist es dringend notwendig, die Malereien zu schützen, denn Klimawandel und Besucher mit ihrer feuchten Atemluft tragen zum Zerfall der Farben bei. Deshalb denkt man daran, mit Hilfe der Fotografien ein spezielles Gebäude zu schaffen, um dem Besucher die Möglichkeit zu geben, die Malereien in ihrer ganzen Pracht zu genießen.

Peter van Ham hat einen wunderschönen Bildband mit seinen eindrucksvollen Fotografien geschaffen. Sehr, sehr empfehlenswert! Das Buch ALCHI
Treasure of the Himalayas ist erschienen im Hirmer Verlag.
Die von Peter van Ham mit einer Spezialkamera in weltweit höchstmöglicher digitaler Auflösung angefertigten Fotografien fangen in einzigartigem Detailreichtum die miniaturähnliche Feinheit und große farbliche Bandbreite der Originale ein. In Kooperation mit der renommierten Tibetologin Amy Heller und deren bahnbrechender Entschlüsselung der komplizierten Inschriften Alchis gelingt ihm ein einmaliges, höchst faszinierendes Kulturdokument. Zitat Hirmer Verlag
Wer sich die Fotos (in geringer Auflösung) im Internet anschauen möchte, der kann das hier.
Hilfe zum Erhalt der Tempelanlage
Im Museum gibt es einen Katalog mit Bildern vom Kloster Alchi, die man käuflich erwerben kann. Es handelt sich um einzeln angefertigte Unikate der Aufnahmen von dem Fotografen Peter van Ham.
„In Originalformat/Bestauflösungder 100-Megapixel- Kamera Phase One belassene State of the Art UV Direkt Prints auf neutralem, vorlagengetreuem und veränderungsrestitentem Stadur Viscom SF (10mm, rahmbar)vermitteln einzigartige Detailfülle und Abbildungsgenauigkeit.“
Die Einnahmen kommen vollständig dem Erhalt des Tempel zugute.
Beispiel:

98 x 74cm, € 250,-
Der Verein SPAH e.V. – Society for the Preservation and Promotion of Asian Heritage – hat das Kloster Alchi als erhaltenswertes Projekt in sein Programm aufgenommen und ist dankbar für jede Spende!
Infos 08-2020
Alchi – Klosterjuwel im Himalaya
Ausstellung im Museum am Rotherbaum MARKK
13.08.2020 – 07.03.2021
Museum am Rothenbaum MARKK
Eintrittspreis: € 8,50
Öffnungszeiten:
Di bis So 10–18 Uhr
Do bis 21 Uhr
Links
- Fotograf Peter von Ham offizielle Webseite
- Das Sandmandala
- Ausstellung 2014 zu tibetischen Nonnen
- Der Lama-Tempel in Peking
Ich danke dem Fotografen und dem MARKK, dass ich die professionellen Pressefotos nutzen darf. Alle nicht besonders gekennzeichneten Fotos sind von mir.

(c) Paul Schimweg
- Zu viele Autobahnen, zu viele Menschen, zu viel für mich! - 22. April 2025
- Päonie oder Pfingstrose, Chinas Nationalblume - 19. April 2025
- Geheimnisvoller Peking-Mensch - 18. April 2025
Moin!
Wie schön, dass Sie meinen Artikel so schnell entdeckt haben! Danke für den Hinweis! Das mache ich gerne!
Liebe Grüße
Ulrike
Hallo Ulrike,
Danke Ihnen für den schönen Bericht zur Ausstellung! Vielleicht könnten Sie noch die Website veröffentlichen, auf der Interessierte sämtliche meiner in Alchi gemachten Fotos in niedriger Auflösung geordnet nach Tempeln sehen können:
https://www.alchi-treasureofthehimalayas.com
Vielen Dank und vIele Grüße
Peter van Ham