Langzeitreise – Keine Lust mehr

Zuletzt aktualisiert vor 2 Monaten

Kennt Ihr das?

Ihr seid unterwegs auf Langzeitreise und stellt plötzlich fest, dass Ihr keine Lust mehr habt? Keine Lust mehr, den Rucksack zu packen, keine Lust mehr auf das nächste Ziel oder das nächste Zimmer, keine Lust mehr auf endlose Bahnfahrten?

Der Moment, wo Ihr nicht mehr flexibel und anpassungsfähig sein wollt? Denn das bedeutet auch, in Allerherrgottsfrühe auf dem zugigen Bahnhof auf den nächsten Zug zu warten. Oder auch mal auf’s Duschen oder ein warmes Essen zu verzichten.

Südchina 1993: mit dem Bus unterwegs auf Langzeitreise

Oder wenn Euch das banale Reden mit dem Langzeitreisenden im Hostel einfach nur noch langweilt?

Nein, ich will hier nicht von den Pleiten und dem Pech reden, die auch mal schnell das Reisen beenden können. Es geht mir um das fast tägliche Backpackerleben einer Langzeitreise, um die Langeweile, das Heimweh, das Müdesein vom ständigen Ortswechsel, die Sehnsucht nach einem festen Halt im Leben.

Ich bin dabei, meinen alten Reisebericht von meiner großen Asienreise 1991/92 zu überarbeiten. 18 Monate – 11 Länder – 74 einzelne Etappen/Artikel auf meinem Bambooblog. Beim Lesen stelle ich fest, dass ich auf dieser Langzeitreise manchmal ziemlich reisemüde war.

Das liest sich dann so:

Hongkong 1991

Ich habe Zeit zum Grübeln. Jetzt bin ich schon 5 Monate unterwegs. Es scheint mir manchmal, als wäre ich mein ganzes Leben lang gereist. Ich bin diese Heimatlosigkeit, das Umherziehen, Weiterfahren manchmal so leid! Wenn ich ehrlich zu mir bin, dann muss ich zugeben, dass zwar 4 Wochen Urlaub zu wenig für mich sind, aber mehr als 3 Monate sind viel zu lang. Andererseits habe ich nur diese eine Gelegenheit, mehr als vier Wochen zu verreisen. Ich bin überzeugt davon, dass ich diese Gelegenheit nie wieder haben werde. Also muss ich weiter!

Es ist Illusion zu glauben, dass auf dieser Reise immer nur die Sonne scheint, dass es nur Glück gibt. Sicher, die Probleme sind nicht besonders beeindruckend: Streitereien mit Mitreisenden, dreckige Toiletten, düstere Schlafsäle, Durchfall… Mehr fällt mir wirklich nicht ein.

Aber man muss sich ständig anpassen, nichts wird wirklich zur Routine. Immer neue Mitreisende, neue Unterkünfte, fremde Länder, fremde Sprachen, fremde Währung. Jeden Tag werden neue Forderungen an meine Belastbarkeit, Toleranz und Flexibilität gestellt. Wenn z. B. neben mir auf der Couch ein riesiger Amerikaner an seinen nackten Zehen knibbelt, während ich esse. mehr

Später kommt der Moment in Indien, an dem ich definitiv keine Lust mehr auf lange Busfahrten hatte. Oder mein plötzlicher Nestbautrieb in Kathmandu – ein deutliches Zeichen von Heimweh. Ach, da gibt es noch mehr solcher Momente!

Ulrike am Annapurna im LKW
Auf der LKW-Ladefläche

Übrigens hat mir meine großartige Mutter folgende Worte bei meinem Aufbruch im April 1991 mit auf den Weg gegeben.

 „Und wenn Du in drei Monaten merkst, dass das nichts war, wenn Du keine Lust mehr hast, dann kannst Du jederzeit zurück kommen, Dich ins Bett verkriechen und Dich von mir verwöhnen lassen, Wunden lecken, bis Du wieder bereit bist für das Leben in Deutschland!“. Mit diesem Sicherheitsnetz konnte ich gut reisen. Übrigens war ich bei meinem Aufbruch 36 Jahre alt, hatte einen gutbezahlten Job und eine voll eingerichtete Wohnung aufgegeben. Für eine unbestimmte Zeit Backpacking durch Asien.

Nicht nur auf Langzeitreise habe ich Momente der Reisemüdigkeit erlebt

Als ich 2017 in China war, habe ich mich irgendwann gefragt, ob ich wirklich auch nach Nanjing wollte. Ich war müde vom ständigen Ortswechsel. 6 Städte in 15 Tagen – das war eigentlich zu heftig für mich. Doch 3 davon (Peking – Xi’an – Shanghai) kannte ich schon. Meine Reisemüdigkeit klingt nur schwach in diesem Artikel an.

Blogparade „Reisemüdigkeit während der Langzeitreise“

Keine Lust zum Weiterreisen mehr während Langzeitreise scheint eines der Tabu-Themen auf den entsprechenden Reiseblogs zu sein. Oder gibt es diese Momente bei Euch nicht? Ist bei Euch unterwegs immer alles eitel Freude und Sonnenschein? Oder habt Ihr schon mal ans Aufgeben gedacht? Habt Ihr gar aufgegeben, weil Ihr gemerkt habt, dass die Langzeitreise doch nicht das Richtige für Euch war?

Um meine Neugierde zu befriedigen, wie Ihr das Thema „Reisemüdigkeit auf Langzeitreise“ seht, rufe ich zur Blogparade auf! Schreibt mir von Euren Erlebnissen und geheimsten Gedanken dazu!

Die Blogparade scheint nicht von Erfolg gekrönt zu sein. Kennt Ihr das so gar nicht, dass Ihr des Reisens müde seid, dass Ihr zur Ruhe kommen wollt und einfach nur mal ein paar Monate an einem Ort bleiben wolltet?

Oder ist es einfach nicht cool, sich solche Gefühle einzugestehen?

Ich mache noch einen Versuch, Eure geheimsten Gefühle herauszukitzeln. Oder Ihr schreibt, warum Ihr solche Gefühle nicht habt.

Der Rahmen:

Schreibt einen Artikel auf Eurem Blog zu dem Thema.

Es kann auch ein älterer Artikel sein.

Schickt mir den Link in einem Kommentar.

Dieser Link, Euer Artikel wird gleich in diesem Artikel aufgeführt und von mir in den Socialmedia verbreitet.

Übrigens: Wenn Ihr noch nicht erlebt habt, dass Euch die Reisemüdigkeit anflog, so könnt Ihr auch gerne darüber schreiben, warum das Reisen auch nach Monaten und Jahren am Stück immer noch Spaß macht.

Die Blogparade läuft bis open end.

Ich bin mega gespannt auf Eure Artikel!

Die Artikel

Jetzt sind tatsächlich doch einige Artikel zu dem Thema zusammengekommen, so dass ich diese endlich auflisten kann. Da sind spannende Beiträge geschrieben worden! Ich danke allen, die geoutet haben und vielleicht noch outen werden!

Reisemüde: Wenn Reisen keinen Spaß mehr macht

Und noch ein Beitrag! Miriam vom Blog Nordkap nach Südkap hat aus dem Nähkätchen geplaudert und schildert Situationen von ihren Reisen, die gut nachvollziehen kann. Sie nennt als Grund für Reisemüdigkeit, dass der Mensch einfach nicht so viele Eindrücke verarbeiten kann und deshalb manchmal eine Pause braucht. Urlaub vom Urlaub sozusagen.

Ihr Auszeit vom Reisen in Sambia schildert sie wie folgt:

„Viel gemacht habe ich nicht. Ich saß oft einfach auf der Terrasse, mit einem Buch oder dem Laptop und habe auf den Lake Kariba geschaut (und trotz der vielen Zeit habe ich weder Flusspferd noch Krokodil gesehen). Oft habe ich sogar in der Lodge gegessen, sodass ich maximal kurz zum Spazierengehen draußen war. „

Schön, dass sie in diesem „Urlaub“ wieder die Lust am (Weiter-)Reisen findet. Lest selbst! Reisemüde.

Reisemüdigkeit auf einer Langzeitreise

Jetzt ist tatsächlich noch ein Betrag eingetrudelt- Katja vom Blog reiseblogroll.com schreibt von ihrer 9wöchigen Reise durch Peru und Bolivien, die sie an ihre Grenzen bringt. Die Reise beginnt damit, dass sie ohne Gepäck in Peru ankommen. Danach reiht sich eine Kleinkatastrophe an die andere.

„Auch die sonstigen äußeren Umstände waren nicht so günstig. Das Essen war extrem einfach, die erste Unterkunft hatte keine Heizung und im Zimmer herrschten Temperaturen um die 5 Grad. In der Nacht gingen sie unter Null. Egal wie viel man angezogen hat und wie viele Decken man auf sich hatte. Bei dieser Kälte in Kombination mit erheblichen Symptomen der Höhenkrankheit kann man einfach nicht schlafen. Duschen gab es keine und die Toiletten wenig schön. Solche oder ähnliche Umstände begleiteten uns circa die Hälfte unserer Reise.“

Trotzden liest man aus ihrem Bericht immer wieder heraus, dass das Land und auch die Abenteuer ein schönes Erlebnis waren. Lest selbst: Reisemüdikeit

7 Monate auf Reisen – oder warum wir an Italien langsam verzweifeln

„Eigentlich wollten wir hier viel Wandern gehen. Stattdessen schalten wir einen Gang runter (etwas, das wir eigentlich schon lange brauchen, aber Europa ist so groß und elf Monate so kurz…). Die Kinder sitzen über ihren Schulheften, spielen im Garten, buddeln am Strand und sind höchst zufrieden mit der Entwicklung der Dinge (abgesehen von Punkt eins natürlich). Wir haben Ostern hinter uns gebracht, mit provisorischer Eiersuche auf dem Balkon. Martin kümmert sich um unser Unterkunftsproblem, und eigentlich ist es ein sehr angenehmes Gefühl zu wissen, dass der worst case ein schmerzhaft teures Hotel ist, und nicht eine Nacht unter der Brücke. Und ich blogge endlich mal wieder…“, schreibt Lena zu Schluss.

Lena schreibt auf ihrem Blog family4travel über ihre Europa-Reise, auf der sie mit ihrer Familie ein Jahr lang unterwegs war. Ihren Italienteil beschreibt sie zunächst durchwachsen. Italien ist toll, wenn da nicht so Dinge wie diverse Unpässlichkeiten, ein Bänderriss. ein aufgebroches Auto usw. wären. Dann sind da noch das Wetter und die Menschenmassen, die an den Nerven zerren.

Lest selbst von den spannenden Abenteuern in Italien, die die Familie an ihre Grenzen bringen!

Reisemüdigkeit? Nicht mit mir! – Warum ich lieber häppchenweise verreise

Kasia vom Blog windrose.rocks schreibt, warum sie sich mit einer Langzeitreise schwer tut.

„Hier möchte ich erzählen, warum ich noch immer als reisender Tourist unterwegs bin, wie ich meinem Geist die Zeit gebe, mich zu erholen und wie ich es vermeide, des Reisens überdrüssig zu werden. Da ich noch nie eine Langzeitreise unternommen hatte, habe ich es mir mit der Blogparade etwas schwer getan.“

Sie hätte können und vielleicht auch gewollt, aber dann kam ihr etwas dazwischen, was positives, um es vorweg zu nehmen. Und so kam ihr schöner Artikel Reisemüdigkeit – nicht mit mir! zustande. Sehr intersant zu lesen!

Der Artikel erschien zuerst 2019

Ulrike

15 Gedanken zu „Langzeitreise – Keine Lust mehr“

  1. Guten Tag!

    In der Tat ein Artikel, der einem weiterhilft! Großartig zusammengestellt. Das ist genau das, wonach ich gesucht habe! Herzlichen Dank dafür!

    Mit freundlichen Grüßen,
    Simon

  2. Liebe Kasia, das Kribbeln kenne ich. Und doch: ich bin froh, es hinter mir gelassen zu haben. Es machte mich unfrei, getrieben. Immer wieder neues kennenzulernen, immer wieder neue Orte, das ist es für mich nicht unbedingt. Jetzt kann ich abwarten und bin frei zu sagen, ich reise wenn ich will oder auch nicht. Aber nichts destotrotz: Ich freue mich über neue Reiseberichte von Dir.
    Liebe Grü0e
    Ulrike

  3. Liebe Ulrike,

    vielen Dank fürs Verlinken! Ich habe mich gefreut, bei dieser spannenden Blogparade dabei zu sein und werde mir gleich mal die anderen Beiträge zu Gemüte führen. Nur so viel: was wäre das Reisen ohne die Vorfreude? Ohne das Kribbeln? Ja, es stimmt, ich fühle mich auf einer Reise so richtig lebendig. Das liegt vielleicht daran, dass – wie du sagst – besondere Forderungen an Flexibilität, Toleranz und Belastbarkeit an einen gestellt werden. Und das Gefühl der Müdigkeit, das kenne ich auch. Es setzt bei mir sogar recht schnell ein, zum Beispiel waren die zwei Wochen Nepal gerade noch an der Grenze dessen, was ich wollte und wie lange ich es wollte… doch sobald ich wieder zu Hause bin (und ich bin gerne zu Hause), beginnt das Kribbeln aufs Neue. Dann werden wieder Fotos rausgeholt. Beiträge geschrieben (gut, momentan kritzele ich für mich selbst, ganz altmodisch analog, in meine Tagebücher…). Neue Reisen geplant. Ein kurzes Resett, dann bin ich wieder bereit fürs Neue.

    Liebe Grüße
    Kasia

  4. Hallo Miriam, hab ich wirklich eine Deadline angeben? Ich bin dankbar für jeden Artikel, der mich zu dem Thema erreicht, denn ich hatte gar nicht mehr damit gerechnet. Lass mir bitte auch ein wenig Zeit, bis ich deinentollen Artikel in meinen Beitrag integriert habe.Passiert in den nächsten Tagen.
    Ganz lieben Dank!
    Ulrike

  5. Liebe Kasia, ja natürlich geht das! Wollte eigentlich sowieso verlängern. Mich hat das Theater um den Coronavirus etwas aus der Bahn geworfen.
    Danke, dass Du mitmachst!
    LG Ulrike

  6. Liebe Ulrike, ich weiß, die Blogparade ist eigentlich schon beendet, aber könnte ich noch einen Artikel „nach Ladenschluss“ nachschieben? Nur wenn es Dir nicht komplett den Zeitplan zerschießt… 😉 Lg Kasia

  7. Ein schönes Thema für eine Blogparade! Leider ist unsere Langzeitreise schon so lange her, dass ich kaum mehr authentisch darüber schreiben kann, fürchte ich. Die Reisemüdigkeit kam damals nach sieben Monaten in Italien. Hier habe ich ein bisschen was darüber gebloggt: https://www.family4travel.de/italien/ Der Rest der Reise war dann aber wieder ganz herrlich. Und auch in dieser widrigen Zeit haben wir zwischendurch immer wieder die schönen Momente genossen. Wenn es richtig doof geworden und geblieben wäre, wären wir nach Hause gefahren. Aber wir haben die 11 Monate Europareise vollgemacht und den letzten Teil dann noch mal richtig genossen.

  8. Hallo Ulrike,
    sorry habe erst jetzt den Kommentar gelesen. Ich bin für 3 Monate in Thailand und habe dort mein Haus bezogen! Es wird jetzt mein 2. Zuhause sein und die Berichterstattung von Thailand und Südostasien vereinfachen. Der genaue Standpunkt ist Sukhothai im Norden Thailands. Über das historische königliche Sukhothai schreibe ich gerade ein Buch das Ende des Jahres erscheinen soll!
    Ich habe mal über meine Reisemüdigkeit in fast 40 Jahren nachgedacht und in zwei kurzen Episoden beschrieben wie es auch ganz andere „Reisemüdigkeit“ geben kann.
    Ich warte also so zu sagen auf den Startschuss!

    LG Reiner

  9. Liebe Ulrike,

    ein wundervoller Bericht! Ja, Reisen und erst Recht sehr langes Reisen ist nicht nur Faulenzen, Sonnen und relaxen! Für viele ist es oft auch mit einer Müdigkeit, einem seelischen Tief oder auch mit Selbstzweifel klarzukommen. Ich freue mich daher an Deiner Blogparade teilzunehmen! Ich breche heute wieder zu einer neuen Reise auf und werde mich und meine Seele genau beobachten was zu diesem Thema in mir, den nicht mehr ganz jungen Reisenden, vorgeht!
    Liebe Grüße vom Reiner!

Ich freue mich auf Deinen Kommentar!