Pressereise Emsland 2019 – Reisebericht
Eine Pressereise führt mich ins schöne Emsland. Dabei sehe und erlebe ich mehr als erwartet. Das Emsland ist langweilig? Hach, lasst Euch überraschen!
Tag 1 im Emsland
Spät am Freitag-Vormittag treffe ich auf die übrigen Teilnehmer der Pressereise von Emsland Touristik. Die anderen haben schon eine Kanutour auf dem Flüsschen Hase hinter sich. Während sie verschwitzt und überquellend von den Abenteuern des Vormittags die Kanus verladen, stehe ich da und atme tief ein. Oh mein Gott! Was für eine Luft! Frisch, sanft, voll zarter Düfte! Meine Großstadt-Abgas-verseuchten Atemwege öffnen sich. Ein wenig Holunder, Birke, Rosen … Kann Wasser duften?
Von dem in der Sonne glitzernden Bach scheint eine frische Note zu kommen. Dazu stürmt unendliches fröhliches Vogelgezwitscher meine Ohren. Wann habe ich so ein Konzert zuletzt gehört? Die hellen Sonnenstrahlen, die entgegen jeder Wettervorhersage ihren Weg durch die Baumkronen finden, bringen Freude und Glück mit sich. Ich bin schon gespannt, was die zwei Tage mit engem Programm bringen werden.
Die Biberburg
Schnell geht es los zu unserer Mittagspause. Die Biberburg heißt das Lokal, in dem sich wirklich alles um den Biber dreht. Nur, dass man den nicht essen kann, wie uns der nette Herr Schulte vom Hofcafe gleich erzählt. Achja, und sehen auch nicht, denn das Tier ist nachtaktiv. Wir bekommen die Unterschiede zwischen Biber und dem ebenfalls in der Gegend vorkommenden Nutria erklärt. Der Biber ist geschützt, den darf man nicht jagen und essen. Der eingewanderte Nutria ist dagegen tagaktiv und darf gejagt werden. Gegessen wird er aber eher nicht. Könnte man aber,
Highlight ist der Mittagsimbiss, der aus leckerem frischen Brot besteht, das mit zartem Schinken vom Bunten Bentheimer Schwein und zwei Spiegeleiern belegt ist. Ein strammer Max – einfach köstlich!
Wer kennt Haselünne?
Ja, hmm, von Haselünne habe ich bis vor Kurzem noch nichts gehört. Und so erfahre ich Erstaunliches: Haselünne hat 14.000 Einwohner und drei Schnapsbrennereien. Schon vor 1272 hat der Ort die Stadtrechte erhalten und trat jenem Städtebund bei, der im 14. Jahrhundert zur Hanse erweitert wurde. Haselünne ist die älteste Stadt im Emsland überhaupt.
Haselünne und der Korn
Kaum sind wir angekommen, geht es schon zur ersten Brennerei-Besichtigung. Die bekannte Korn-Brennerei Berentzen hat hier im 18. Jahrhundert ihren Anfang genommen. Nun wird der meiste Korn gar nicht mehr in Haselünne gebrannt. Aber es gibt noch genug zum Gucken und Ausprobieren.
Natürlich besuchen wir auch die beiden anderen Brennereien Rosche und Heydt. Beide ganz speziell. Sie bieten wirklich sehr leckeren Korn an, der mit dem Billigschnaps aus dem Supermarkt nichts zu tun hat. Mir gefällt der milde, teils rauchige Geschmack, ein wenig wie Whiskey oder Cognac, in alten Fässen gereift.
Hui, das wird ein fröhlicher Nachmittag! Mein Vater hatte mich gewarnt: „Trink nicht so viel Schnaps in Haselünne!“. Das Probieren setzt sich bei Kaffee und Kuchen fort. Susanne Rosche und Geschäftsführer Stefan Wingen von Heydt beantworten geduldig alle Fragen und lassen uns freizügig weiterprobieren.
Haselünne und das Burgfräulein
Dann machen wir uns auf eine kurze Ortsbegehung unter der Führung eines Burgfräuleins. Wir erfahren viel aus der Geschichte, von Rittern und dem Handel an diesem Knotenpunkt von alten Handelswegen.
In der Kirche erleben wir eine gerade stattfindende Hochzeit. Achja, hier ist alles katholisches Kernland. Irgendwie ist es ruhig und entspannt. Die Sonne scheint und die Straßencafes sind voller Gelächter und Gespräche.
Traditionsgasthaus „Jagdhaus Wiedehage“
Unser Tag findet einen gelungen Abschluss im Traditionsgasthaus „Jagdhaus Wiedehage“, einem alten Fachwerkhaus. Zuerst sitzen wir noch im Hof unter Rosen und lassen uns die Sonne aufs Haar scheinen. Dann geht es hinein zum wirklich umfangreichen Buffet. Darauf: Spargel, frisch aus dem Emsland, mit Bentheimer Schweineschinken, Schnitzel und auch vegetarisch. Köstlich! Natürlich darf eine frisch zubereitete Spargel-Suppe nicht fehlen!
Das Vorspeisenangebot besteht aus reichlich Meeresfrüchten und Fisch. Ich bin ganz hingerissen und weiß gar nicht, was zuerst und was zuletzt. Nachspeise oder Käse zum Abschluss passt bei mir dann auch gar nicht mehr rein.
Park-Hotel Meppen
Mit einem wohlig satten Gefühl im Bauch fahren wir zum Hotel, dem Park-Hotel in Meppen. Ich bekomme ein großes Zimmer im Altbau. Mit ein wenig Wohlwollen möchte ich die in die Jahre gekommene Ausstattung als „vintage“ bezeichnen. Klasse: Es gibt einen richtigen Schlüssel, die Lampen reagieren auf Schalter und im Badezimmer lässt mich das muschelförmige Waschbecken überlegen, ob das mit seinen Rillen nicht schwierig zu putzen ist. Ganz toll: WLan funktioniert ohne große Probleme und Anmeldung.
Nach dem doch etwas anstrengenden Tag schlafe ich ein, kaum dass mein Kopf das Kissen berührt. Und wache früh bei einem lauten Vogelkonzert auf.
Moor und mehr im Emsland – der 2. Tag
Naturpark Bargerveen
Der zweite Tag! Er beginnt mit einem sehr umfangreichen Frühstücksbuffet. Na, da wird es in den nächsten Wochen viel Sport für mich geben müssen! Aber schon der erste Besichtigungspunkt heute bringt etwas Bewegung mit sich! Wir fahren ins Moor, das ganz nah an der holländischen Grenze liegt.
Es ist das Naturreservat Bargerveen, durch das mittendrin die Deutsch-Holländische Grenze verläuft. Man merkt es kaum, wäre da nicht die junge Dame vom Naturpark, die uns zeigt, wo die Grenze genau liegt. Sie erzählt von dem kargen Leben im Moor, dem Abbau des Torfes und den vielen Tieren. Es ist wieder das rauschende Vogelkonzert, das mich sehr beeindruckt.
Der Aufstieg auf einen Beobachtungsturm zeigt uns, wie hoch das Moor lag, bis es in den letzten Hundert Jahren abgebaut wurde. Weit geht der Blick über flache Seen, ehemalige Torfabbaugebiete, Schilf, das sich im leichten Wind bewegt und endlos wirkende bequeme Fahrradwege. Über allem kreist ein Raubvogel. Enten erheben sich schnatternd vom Wasser.
Schafstall Bargerveen
Mitten in der weiten Moorlandschaft liegt der Schafstall Bargerveen, ein ganz moderner Betrieb mit riesigen Ställen, die besichtigt werden können.
Interessant ist das anscheinend uralte System zur Düngergewinnung. Die Schafe stehen tagsüber auf der Weide irgendwo im Grünen. Abends kommen sie in den Stall, wo sie das, was sie tagsüber gefressen haben, auf dem ausgelegten Stroh wieder ausscheiden. Das Stroh-Mist-Gemisch wird als wirkungsvoller Dünger dann auf die Weiden und Felder der Bauern wieder aufgetragen. Ein endloser, biologischer Kreislauf. Irgendwie erstaunlich, dass Schafe so viel Disziplin haben!
Wir fahren weiter ins Moor hinein. Unser Führer, ein knuffiger Holländer erzählt uns viel über das harte Leben der Bauern. Mit uns zusammen sucht er nach seltenen Pflanzen. Wir finden Wollgras und stoßen dann tatsächlich auf zwei Kreuzottern!
Emsland Moormuseum
Im Moormuseum erfahren wir noch mehr über das Leben und die Natur im Moor. Das Emsland war lange ein sehr armer abgeschiedener Teil Deutschlands. Doch lässt sich einiges Spannendes aus der Geschichte erzählen. Nicht nur Schmuggler-Geschichten!
Mit einer kleinen Bahn, mit der früher Torf transportiert wurde, rumpeln wir durch die Landschaft. Herrlich! Es gibt auf dem Gelände auch einen alten Hof, der von Gehegen für alte heimische Haustierrassen umgeben ist.
Dort erlebe ich meine Sensation des Tages! Die dicke Sau, ein Buntes Bentheimer Schwein, hat erst gestern Ferkelchen geworfen. Gemütlich liegt sie nun mit einem Teil der Bande im Stall, währen die übrigen Kleinen die Gelegenheit genutzt haben und sich draußen in einen Sonnenfleck gelegt haben. Welch ein Bild! Mir geht das Herz auf und ich mag mich eigentlich gar nicht mehr trennen. Solche niedlichen rosa Ohren!
Im Garten summen die Bienen, ein Hahn kräht, von weitem tönt das Tuckern der Moorbahn! Was für ein herrlicher friedlicher Ort!
Im Cafe des Museums bekommen wir sehr schmackhafte Buchweizen-Pfannkuchen. Köstlich mit Preiselbeeren oder Apfelmus! Dazu ein paar aromatische Würstchen aus Bentheimer Schwein und Lammfleisch. Natürlich alles Bio und auf dem Hof produziert!
Ziegenfarm und Käsemanufaktur in Hebelermeer
Noch ein tierisches Erlebnis! Eine Ziegenfarm! Ich sag es gleich: Weder die Ziegen noch der Käse, den wir anschließend probieren durften, haben gestunken! Ich habe selten so einen gepflegten Stall gesehen, wo die Ziegen ganz frei umherlaufen konnten. Das holländische Ehepaar hat auch einige Hunde, die dafür da sind, die Ziegen zum Melken zu führen.
In einem separaten Stall gibt es einen Haufen alberner junger Ziegenböcke. Die werden ja nicht wegen der Milch gehalten sondern wegen des leckeren Fleisches. Die Böcklein sind munter und sehr frech und springen jedem auf den Arm, der sich nähert. Auch die Hunde (Bordercollies) sind so schön und friedlich! Ich könnte sie alle knuddeln. Doch das geht leider nicht wegen meiner Tierhaarallergie.
Es bleibt noch ein wenig Zeit, die wärmende Sonne zu genießen, ein wenig Käse zu probieren und auch ein Stück für zu Hause zu erwerben. So habe ich noch ein paar Tage lang diesen leckeren Ziegenkäse genossen.
Erdöl- Erdgasmuseum Twist
Im kleinen Ort Twist gibt es rund 10.000 Einwohner und ein Erdölmuseum. Das ist sehr spannend, weil wir schon unterwegs immer wieder die sog. Ölnicker gesehen haben. Im Emsland wird viel Erdöl gefördert. Es ist ein bedeutender Wirtschaftfaktor für die Region.
Ein Ende ist allerdings absehbar. Uns wird die Entstehung des Erdöls von der Bakterie vor vielen Millionen Jahren bis zu den Lagerstätten unter den Moorflächen erzählt. Wir erfahren, warum Fracking vielleicht doch Sinn macht und dass es gar nicht sooo schädlich ist.
Rund um die Gemeinde Twist erstrecken sich die größten Erdölfelder Deutschlands. Das bekommen wir auf der Weiterfahrt zu sehen. Wir halten an einer Stelle an, wo sich vor allem das Nebeneinander von dem immer noch stattfindenden Torfabbau und der Erdölförderung gut erkennen lässt.
Bibelgarten
Auf dem Weg machen wir noch einen Stopp bei einer der wenigen protestantischen Kirchen im Emsland. Dort gibt es etwas ganz besonderes: Einen kleinen Bibelgarten. Pflanzen, die in der Bibel erwähnt werden, sind dort in der Tradition eines alten Klostergartens gepflanzt. Sie sind beschriftet mit einem Hinweis auf die entsprechende Bibelstelle. Ergänzt wird der Garten mit einem Kräutergarten, wie ihn wohl Katharina von Bora, die Frau von Martin Luther, geliebt hätte.
Landgasthaus Backers
Twist hat noch ein weiteres Highlight zu bieten: Das Landgasthaus Backers. Wir sind zum Abendessen dort. „Der im wahrsten Sinne des Wortes „ausgezeichnete“ Küchenchef Helmut Backers ist Mitglied im Slow Food Deutschland e.V. und bringt mit viel Liebe die kulinarischen Schätze aus der Region auf den Tisch.“ So heißt es schon in der Ankündigung. Ich habe zwar das Gefühl, dass ich die nächsten drei Tage nichts mehr essen kann, aber die Köstlichkeiten bei Backers die gehen noch!
Natürlich wird mit frischen Zutaten aus der Region gekocht! Deshalb ist Spargel gerade das Hauptthema der Speisekarte. Ich entscheide mich trotzdem für Ente in Orangensoße auf Spitzkohl. Hmmm, sehr gut, zart und aromatisch! Nachspeise geht dann gar nicht mehr. Ich bin pappsatt und auch ein wenig müde von dem eindrucksvollen Tag. Ich genieße einen Schluck selbst hergestellten Kaffee-Likörs und einen Espresso. Auch gut!
Frau Backers umsorgt uns liebevoll. Schließlich dürfen wir sogar in die Küche und ein Foto von Herrn Backers und seiner Crew schießen. Ein äußerst sympathischer Mann und eine blitzblanke Küche! Er verrät uns, dass er am liebsten Linsensuppe kocht. Schade, dass wir nicht hier sein werden, wenn es das nächste Mal Eintopf gibt!
Zurück im Hotelzimmer falle ich wieder sofort in einen tiefen erholsamen Schlaf.
Fazit: Ich werde wiederkommen!
Es war ein tolles Wochenende! Mein Dank geht an die Emsland Touristik www.emsland.de Das Programm war sehr dicht und hochinteressant.
Das Emsland war bislang noch nicht in meinen Fokus geraten. Ich kann es jetzt sehr empfehlen. Es ist optimal für einen ruhigen Urlaub in herrlicher Natur, mit Fahrradtouren, Wanderungen und leckerem Essen. Die vielen Ferienwohnungen und Bauernhöfe bieten gute Möglichkeiten für einen entspannten Familienurlaub. Ich konnte jetzt zunächst meine vielen Eindrücke skizzieren. Einzelne Berichte werden folgen!
Emsland – ich werde wiederkommen!
Links
- Haselünne und der Schnaps
- Die Biberburg
- Bourtanger Moor
- Auch schön: Satemin im Wendland
- Kaffee in China – eine erstaunliche Entwicklung - 6. Oktober 2024
- Der Orient: Länder der Seidenstraße - 29. September 2024
- Shanghai Pass für ganz China! - 22. September 2024
Danke! Das Emsland hatte ne Menge zu bieten. Das Richtige, um mal komplett abzuschalten. LG Ulrike
Ein sehr schöner Beitrag, der Lust darauf macht, ins Emsland zu fahren.
Unheimlich schön beschrieben, das Emsland. Wie eine Liebeserklärung. Von uns aus ist es übrigens nur eine Fahrstunde entfernt. Wir waren letztes Wochenende vor Ort, hat uns sehr gefallen.
Boa, das ist ja schrecklich. Schlimm! Total traurig.
Liebe Jutta!
Das ist ja eine schreckliche Geschichte! Dabei wirkt das Emsland ausgesprochen friedlich.
LG
Ulrike
Wie witzig Ulrike! Meine Mutter stammt aus dem Emsland, aus Westrum. Haselünne ist gleich ums Eck. Als Kind ging ich nicht in der Hase, sondern in der Radde baden. Das Moor, ja, das Moor, da wurde der Großvater meiner Mutter ermodert, nachdem er auf einem Markt ein Pferd verkauft hatte. Er wurde ausgeraubt, seine Leiche erst Monate später gefunden. Im Emsland gibt es gar manch schaurige Geschichte! Lieben Gruß, Jutta
Was für ein schöner Reisebericht, liebe Ulrike! Nach dem Lesen und Schauen habe ich das Emsland jetzt ganz weit oben auf meine Muss-Sehen-Liste gesetzt…
Ich liebe ja Moore 🙂
A propos Biber, kennst du die Story, dass Mönche in alten Zeiten den Biber als Fisch eingestuft haben, damit sie freitags Fleisch esssen konnten? 😉