Die Murmeltiere werden für mich immer mit dem Himalaya in China verbunden sein.
Als ich 1992 mit dem Bus über den Khunjerab-Pass (4693m hoch, zwischen Pakistan und China) fuhr, sah ich zu meiner Verwunderung Horden von runden, hasenähnlichen Tieren neben der Straße spielen und davonhoppeln: Murmeltiere!
In der kahlen und abweisenden Landschaft des Khunjerab spielten sie und rannten hin und her. Um uns herum die schneebedeckten Gipfel des Karakorums und des Hindukusch, alle sechs- bis siebentausend Meter hoch. Wir bewegten uns auf ca. 3.500 Metern Höhe.
Es war ein Abenteuer, dessen Besonderheit mir bewusst war. Über uns zogen Raubvögel im rauhen Wind ihre Kreise. Das seltene Marco-Polo-Schaf und sogar Schneeleoparden soll es hier noch geben. Doch ich bekomme nur die Murmeltiere zu sehen.
Meine zweite Begegnung mit den Murmeltieren des Himalaya war auf einer Gruppenreise entlang der Seidenstraße. Wir hatten die Gelegenheit, auf einer wenig befahrenen Seitenstraße durch die Ausläufer des Tianshangebirges zu fahren. Bei der ersten Sichtung eines Murmeltieres erklang ein „Oh – Ach“. Dann fingen wir an, die Murmeltiere in dieser einsamen Gebirgslandschaft zu zählen. Bei Hundert hörten wir auf.
Murmeltiere: Was sind das eigentlich für Tiere?
Auf Chinesisch:
土拨鼠 • tǔbōshǔ = Erde + wühlen + Maus/Ratte = Murmeltier
Es gibt noch eine andere Art mit einem ähnlichen Verbreitungsgebiet, nämlich das Graue Murmeltier (Marmota baibacina). Keine Ahnung, welche ich gesehen habe oder welche genau auf den Fotos abgebildet sind. Die Fotos sind übrigens ausnahmlos von Pixabay, wo ich nach Fotos vom Himalaya Murmeltier suchte. Ich konnte damals keine eigenen Fotos machen.
Der Name des Murmeltiers geht auf das althochdeutsche „murmunto“ zurück, das aus dem lateinischen Mūs montis („Bergmaus“) entstammt. Sie sind übrigens entfernt mit unseren Eichhörnchen und den amerikanischen Präriehunden verwandt.
Die Himalaya-Murmeltiere sind die größten ihrer Art. Sie werden bis zu 70cm groß. Sie leben gesellig in den Höhen des Himalayagebirges. Auch im Tianshan und im Altai-Gebirges sind sie verbreitet. Sie buddeln sich unterirdische Wohnhöhlen, die sie auch während des Winterschlafs warrm halten.
Die Vorderfüße haben vier Zehen, die Hinterfüße fünf. Das Fell ist sehr dicht und ihre Fußsohlen besitzen dicke Ballen, die sie vor der Kälte schützen. Ihre Nahrung sind Gräser und Kräuter, seltener Früchte, Samen und Insekten.
Das weibliche Murmeltier wird vor allem in der Jägersprache als „Katze“, das männliche als „Bär“ und Jungtiere als „Affen“ bezeichnet. (Wikipedie) Letztere Bezeichnungen gehen auf die Jägersprache zurück und beziehen sich in erster Linie auf das Alpenmurmeltier.
Die Murmeltiere dürfen in Österreich und der Schweiz gejagt werden. Auch in Deutschland ist die Jagd auf sie zugelassen, sie werden aber ganzjährig geschont.
Sie sind seit 2016 auf der Rote Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) als wenig gefährdet eingestuft. Nur 2 Arten (von 14) sind gefährdet. Das betrifft Arten in Nordamerika.
Beulenpest übertragen durch Murmeltiere?
In 2003 wurde in der Inneren Mongolei zwei Fälle von Beulenpest durch die WHO registriert. 2020 wurde ein weiterer Ausbruch in der Äusseren Mongolei gemeldet. Die Beulenpest taucht seit 1910 immer wieder in Asien auf und wird häufig mit Murmeltieren in Verbindung gebracht. Meistens bleibt es bei einzelnen Fällen. Die WHO hält sie nicht für besorgniserregend. nature.com
Murmeltiere sind gesellig
Die Tiere leben in Gruppen von bis zum 20 Individuen zusammen. Sie habe große unterirdische Bauten. Der Chef der Gruppe hat den größten Bau. Den teilt er mit seinem Lieblingsweibchen. Die anderen Weibchen aus seiner Gruppe haben kleinere in der Nähe. Er versäumt natürlich nicht, sie regelmässig zu besuchen.
Sie verständigen sich Pfiffe, die wenn als Alarm benutzt, die ganze Horde unter der Erde verschwinden lässt. Es wurde beobachtet, dass sie je nachdem, ob die Gefahr aus der Luft droht (Greifvögel) oder von einem Landlebewesen (Raubtiere), unterschiedliche Pfeiftöne ausstoßen, anhand derer die Artgenossen die Gefahrenquelle zuordnen können.
Nach einer Tragzeit von dreißig Tagen bringen Murmeltiere zwei bis fünf Junge zur Welt.
… und ewig grüßt das Murmeltier
Auch wenn es sich um ein amerikanisches Murmeltier bei dem Film handelt, so will ich ihn hier nicht unerwähnt lassen:
„Seit 1887 wird in einigen Städten Nordamerikas am 2. Februar (also am Fest der Darstellung des Herrn) alljährlich der „Murmeltiertag“ (Groundhog Day) begangen, in Punxsutawney besteht die längste Tradition. Erwacht das Tier an diesem Tag und wirft einen Schatten, soll es sechs weitere Wochen winterlich bleiben; ist – wetterabhängig – kein Schatten sichtbar, dann sei der Frühling nahe.“ Wikipedia
Doch dann erlebt der Protagonist Phil diesen Tag mit unterschiedlichen Variationen immer wieder. Er versucht alles, um aus der Schleife herauszukommen, mal mit Wut, mal mit Resignation. Als er aber sich schon damit abgefunden hat und erkennt, dass er jedesmal eine neue Chance bekommt, um alles zu tun, um die Frau, in die er sich verliebt hat, zu erobern, da ist es vorbei.
Hinter der Komedie steckt ein philosophischer Gedanke, der religiöse Motive der Erlösung hat: Erst, wenn Phil keine Fehler mehr macht, gut ist zu den Menschen und ehrlich mit seinen Gefühlen, wird er erlöst. Phils Vorteil ist, dass er seine Fehler alle an diesem einen Tag machen darf und dann als guter Mensch weiter lebt.
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