Schah-e Sende
Seidenstraße 2007 – Samarkand – Reisebericht
Dieser Tag in Samarkand, der mit einem Besuch der Nekropole Schah-es Sende beginnt, bietet so viele Eindrücke von großer Exotik, einzigartiger Schönheit und orientalischem Flair, dass ich diese in mehrere Artikel teilen möchte. Es ist auch der vorletzte Tag meiner Seidenstraßen-Reise, den ich damals wie heute auskosten möchte.

Nekropole Schah-es Sende
Schon beim Sichten meiner Fotos scheint mich die sanfte Luft des Morgens einzuhüllen, der Duft der blühenden Bäume entführt mich weit weg. Und die Farben! Und Muster! Dies strahlende Blau, die kunstvollen Verzierungen von Fenstern und Türen! Ich fühle mich zurückversetzt in diesen Tag – ein Traum!
Abu Tahir Hodscha, ein Historiker vom Anfang des 19. Jahrhunderts, beschreibt Schah-e Sende:
Beim Anblick von Schah-e Sende haben die lasurblauen Himmel verzückt auf das Antlitz der Epoche geschaut – sie sahen bisher noch nie Bauwerke von solch außergewöhnlicher Schönheit – und die türkisblaue Himmelskuppel hat ihre Augen – Mond und Sonne – geöffnet und sich nicht an der Farbenpracht der Fliesen satt sehen können.
Toni, unser Reiseleiter bringt uns gleich nach dem Frühstück zur Gräberstadt Shah-e Sende. Eine gute Entscheidung! Denn so betreten wir diesen unglaublichen Friedhof als Erste, als noch kaum andere Touristen dort sind.

Ein wenig Geschichte
Zunächst muss ich auch hier wieder mal Wikipedia bemühen, das die vielen unterschiedlichen Schreibweisen dieses Märchenortes auflistet:
Der Name Shohizinda wird mit einer Sage verbunden, wonach der Cousin des Propheten Mohammed, Kussam ibn Abbas, hier begraben liege. Er kam demnach im 7. Jahrhundert mit den Arabern nach Samarkand, um den Islam zu verbreiten. Für seinen festen Glauben verlor er seinen Kopf. Den nahm er mit, als er in die Tiefen des Brunnens, der in die Paradiesgärten führt, verschwand. Dort lebt er bis heute noch.
Ich nehme wieder die Schreibweise aus dem DuMont Reiseführer „Zentralasien“: Schah-e Sende.
Die Gräberstadt
Auch diese berühmte Gräberstadt ist rund um das Grab eines Heiligen entstanden. Man erzählt sich, dass der Cousin Mohammeds Kusam ibn Abbas hier begraben liegt. Sein Mausoleum ist das Zentrum und wird von vielen Pilgern besucht. Timur war begeistert von der Legende und richtete das Gebiet als Begräbnisplatz für seine Familie und Freunde ein.

Kusam ibn Abas ist übrigens nie nach Samarkand gekommen, wie Wissenschaftler herausgefunden haben. Trotzdem liegt ein Hauch von Heiligkeit über diesem friedlichen Platz. Je weiter man sich von dem Mausoleum entfernt, desto einfacher werden die Gräber. Wer sich auskennt, wird allerdings die Namen von zahlreichen bekannten Samarkander Familien finden, die mit ein wenig Glück ein Fleckchen in Schah-e Sende für ihre Grabstätte erhalten haben.
Toni führt uns zügig zum Mausoleum des Kusam ibn Abbas, einem großen Gebäudekomplex mit Moschee und Medresse. Alles aus dem 11. und 12. Jahrhundert. Ehrfürchtig nähern sich die Pilger der Grabstätte und verbeugen sich. Ein heiliger Platz. Die gesamte Gräberstadt war noch bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts für Ungläubige verboten. In mehr als 20 Mausoleen findet man 44 Gräber bedeutender Persönlichkeiten vor allem aus dem 14. und 15. Jahrhundert.

Dann haben wir ein paar Minuten für uns, die ich nutze, um mich von der Gruppe und den zunehmenden Touristenströmen zu entfernen. Von den Hügeln habe ich einen tollen Blick über die Kuppeln der Mausoleen und hinüber zur Altstadt von Samarkand mit weiteren leuchtend blauen Kuppeln. Lerchen flattern jubelnd im Himmeln. Eine grandiose Atmosphäre!
Ein schöner Tag
Auf dem Rückweg sehen wir noch das eine oder andere Mausoleum. Toni ist voller Geschichten und Geschichtszahlen. Leider hab ich die meisten vergessen. Eine große Hilfe ist mir der schon oben erwähnte DuMont Reiseführer „Zentralasien“, der ausführlich die Bauten beschreibt und ihre Geschichte erklärt. Erstaunlich viele der Mausoleen sind Gräber von Frauen, die in der Familie Timurs im 14. und 15. Jahrhundert eine große Rolle gespielt haben.








Impressionen
Links
- Was bislang geschah: Auf den Spuren von Timur
- Eine Moschee zu Ehren einer Schwiegermutter Bibi Khanum
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Es kommt noch mehr zum Träumen, versprochen!
LG
Ulrike
Das ist atemberaubend schön, und verführt mich jetzt sehr zum Träumen…
Liebe Grüße!
Da du das Blau schon im Namen deines Blogs hast, solltest Du un bedingt hin!
Reisefieber kann nie schaden. Hmm, Ishtar-Tor – jetzt, wo du das sagst….
Samarkand war immer auch ein Sehnsuchtsort von mir. Die Stadt hat mich nicht enttäuscht
Wunderschöne Eindrücke hast du da mitgebracht. Nach Samarkand wollte ich auch immer schon, jetzt war ich wenigstens schon mal virtuell dort. Liebe Grüße
Traumhaft, und dann noch der blaue Himmel! Da muss ich sehr aufpassen, dass bei mir nicht das Reisefieber ausbricht. Wäre schön, wenn ich Samarkand irgendwann einmal zu sehen bekäme. Musste ein bisschen an das Ishtar-Tor von Babylon denken.
Samarkand… das ist für mich immer schon, wegen des Klangs des Namens allein, ein Sehnsuchtsort gewesen. Ich hoffe, dorthin schaffe ich es auch einmal. Deine Fotos machen jedenfalls Lust darauf!
Danke, das freut mich!
Danke, dass ich wieder mitreisen durfte: durch meinen Sehnsuchtsort Samarkand – einfach atemberaubend!