U-Bahn fahren ist langweilig

Zuletzt aktualisiert vor 1 Jahr

„U-Bahn fahren in Deutschland ist doof und langweilig!“, meinte Guido, nachdem wir gerade eine Fahrt mit der Pekinger U-Bahn absolviert hatten.“Peking ist viel spannender!“ Leicht irritiert habe ich nicht darauf geantwortet. Doch seitdem dieser Spruch vor vielen Jahren gefallen war, schaue ich mich in deutschen U-Bahnen besonders interessiert um. Ist U-Bahn fahren hier wirklich langweilig? Die U-Bahn in Hamburg ist es jedenfalls nicht!

Hambation Horner Rennbahnurg, U-Bahn-St
Hamburg, U-Bahn-Station Horner Rennbahn

Ich muss zugeben: In anderen Ländern gibt es prachtvollere Stationen, wenn auch nicht gerade in Peking. Moskaus U-Bahn ist wirklich beeindruckend! Manche U-Bahn selbst ist moderner, sauberer, leiser… Beim Anblick dieser Fotos von der neuen U-Bahn in Ningbo könnte man neuerdings neidisch werden: Ningbos 3D-U-Bahn.

Aber auch die U-Bahn in Hamburg bietet interessante Stationen:

Elbbrücken
Die neue Station Elbbrücken

Nach einigen Jahren des empirischen Studiums muss ich jetzt entschieden sagen: „U-Bahn fahren ist in Deutschland weder doof noch langweilig!“ Wo auf der Welt gibt es ein so buntes Völkergemisch zu erleben? Na gut, in New York vielleicht, aber dort war ich noch nie.

Wenn ich in der U-Bahn-Linie 2 sitze, lausche ich immer gespannt den Gesprächen um mich herum. Ich verstehe selten ein Wort, aber ich versuche zu raten, was für eine Sprache es ist. Der Afrikaner mit dem runden Gesicht mir gegenüber spricht eigentümlich gutural. Wo aus Afrika kommt der wohl her?

U-Bahn in Hamburg

Dahinter die beiden Mädchen sprechen bestimmt Russisch, könnte aber auch Polnisch oder Bulgarisch sein. Die Unterschiede kenne ich nicht so genau. Natürlich wird auch viel Türkisch gesprochen und Arabisch. Der Inder mit seinem Turban erinnert mich an meine Reisen in Asien. Und der asiatische Junge? Korea, Japan, China?*

Zu sehen gibt es in der U-Bahn in Hamburg auch immer was: Am Sonntag Morgen die prachtvoll gewandeten Afrikanerinnen auf dem Weg zur Kirche, die muslimischen Frauen mit den unterschiedlichsten Gewändern. Und wie sie ihre Kopftücher geschickt zu hübschen Kopfbedeckungen schlingen!!

Wie oft möchte ich die Menschen, die mir gegenüber sitzen, fragen, wo sie herkommen! Welche Geschichten stecken hinter den Gesichtern, die manchmal mürrisch, aber oft auch freundlich wirken! Ich mag mich jedenfalls nicht hinter meinem Handy verstecken. Ich schaue mich gerne um. Wenn ich ehrlich sein soll, sehe ich tatsächlich auch immer noch Menschen, die ein richtiges Buch anstelle des Handys in der Hand haben.

In letzter Zeit erlebe ich auch viel Freundlichkeit und Hilfe. Immer öfters wird mir ein Sitzplatz angeboten. Meinen weißer werdenden Haaren sei Dank!

Beim U-Bahn fahren fühle ich mich als Teil einer großen Multikulti-Gemeinschaft und freue mich, dass ich gar nicht weit weg reisen muss, um die bunte Vielfalt der Welt erleben zu können. Deshalb gilt für mich: U-Bahn fahren in Hamburg ist nicht langweilig!

Ein bisschen muss ich die U-Bahn in Hamburg auch kritisieren: Sie ist nicht wirklich barrierefrei. Klick!

Fun-Fact: Die U-Bahn heißt in Hamburg „Hochbahn“, kurz HVV. Es ist tatsächlich so, dass viele Strecken überirdisch geführt sind.

Links

*Natürlich bin ich mir bewusst, dass sicherlich viele der Menschen, die ich hier sehe, in Deutschland geboren sind. Doch meine Phantasie hält sich nicht an Grenzen. Ich freue mich an dem so multikulturell wirkenden Publikum und lasse mich davon in Gedanken in die Ferne treiben.

Impressionen:

Die neue Station Elbbrücken
Die neue Station Elbbrücken
Hamburger Hochbahn
Hamburger Hochbahn Nähe Landungsbrücken
Hamburgs U-Bahn Hfanecity
Hafencity
U-Bahn Hagenbeck
Hagenbeck Tierpark
U-Bahn Hamburg Hauptbahnhof Nord
Das Firmament in der U-Bahn-Station
Kunst in der U-Bahnstation Hamburg Hauptbahnhof Nord

Dieser Artikel erschien zuerst 2014. 

Ulrike
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12 Gedanken zu „U-Bahn fahren ist langweilig“

  1. Habe keine U-Bahn in der Nähe, finde das Bahnfahren aber immer super spannend! Der alte Moskauer Ring ist natürlich prächtig. Mir gefällt die U-Bahn in Mexiko-Stadt sehr. Überall gibt es neben den geschriebenen Namen Piktogramme, die oft mit der mexikanischen Geschichte und Mythologie zu tun haben, nach denen die Stationen benannt sind. Die Piktogramme dienen den vielen Analphabeten zur Orientierung. Frohe Weihnachten! Jutta

  2. Ja, richtig. Als ich vor 3 Jahren in München war, fand ich die Ubahn-Fahrten auch eher uninteressant und hab auch lange darüber nachgedacht, woran das liegt. Es stimmt, dort gibt es nicht so viel Multikulti.
    LG
    Ulrike

  3. Liebe Sarah, Du hast so recht! Ich habe übrigens die Ubahn als den einzigen PLatz für mich entdeckt, an dem ich mal Zeit für Whatsapp usw. habe. 😉 LG Ulrike

  4. Ich mag Bahnfahren und finde es auch nicht langweilig. Im Gegenteil finde ich es immer interessant, andere Menschen zu beobachten und zum Beispiel auch sehr entspannend, nach der Arbeit in der Straßenbahn ein Buch zu lesen. So kommt man schon entspannt zu Hause an und nimmt den Stress oder Ärger nicht mit nach Hause. Müsste ich mich mit dem Auto durch die Stadt quälen, wäre das bestimmt nicht so entspannt.

    Viele Grüße
    Sarah

  5. Interessanter Artikel, danke! Nach dem ich die U-Bahn Stationen Moskaus gesehen hatte, erwartete ich den gleichen Glanz in allen Hauptstädten. Und bin enttäuscht geworden 🙂 Andere Städte gewinnen aber, wie du absolut korrekt sagst, durch Vielfalt am Publikum.

    Apropos Peking: dort in der U-Bahn ist eigentlich super. Als Ausländer erntet man sofort Blicke 🙂 Gleich poste ich ein Bild dazu, danke für die Idee.

  6. Schön geschrieben! Die U-Bahnstationen in München sind größtenteils auch nicht sonderlich ansehnlich, aber ich bin auch immer gern mit den Öffentlichen gefahren. Das war wirklich ein ganz eigener Mikrokosmos in den Waggons. Und die witzigen Kommentare der U-Bahnfahrer waren manchmal zum Schießen!

  7. Ich habe Anfang der 90er auch in Hamburg gewohnt, und es trägt den Beinamen ‚Tor zur Welt‘ wahrlich zu recht. In den U- und S-Bahnen tummeln sich so viele Menschen aus sämtlichen Nationen, ebenso in den Straßen und am Hafen. Also, ich fahre gerne in HH mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, schon allein, weil sie fast überall schnell zu erreichen und die Wartezeiten recht kurz sind. Du altes Hamburg, meine Schatzstadt…

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