Vier schützende Himmelskönige in China
Vier Himmelskönige begrüßen den Besucher fast überall in China, wenn er einen buddhistischen Tempel betritt. Sie werden auch die Weltenwächter genannt. Obwohl sie meistens furchterregend aussehen, sind sie eigentlich ganz friedlich.

Vier Himmelskönige
Meistens liegt die Halle der Himmelswächter gleich hinter dem Südtor und ist deutlich kleiner als die Gebetshallen. Ganz wie in einem chinesischen Palast betritt man einen Tempel in China vom Süden her und schreitet dann von Halle zu Halle.
Auf dem Altar in der Halle der Vier Himmelskönige sitzt der uns bekannte und beliebte dicke Maitreya-Buddha, der Buddha der Zukunft und begrüßt den Gläubigen mit einem breiten fröhlichen Lachen.
Auf Chinesisch heißt er 弥勒佛 Mí Lè Fó. In der chinesischen Volksreligion hat er sich aber einen eigenen speziellen Namen gemacht. In seiner Darstellung als lachender, dicker, glücklicher Buddha ist er Budai (布袋 Bùdài), eine Inkarnation von Maitreya. Er ist sehr beliebt und soll den Gläubigen Glück und Wohlstand bringen. Da kann es sich lohnen, den dicken Bauch zu streicheln! Wenn man dran kommt! Auf jeden Fall hat man hier die erste Gelegenheit, ein paar Räucherstäbchen oder Äpfel zu opfern.

In den Ecken rund um diesen Altar wachen die vier Himmelskönige mit strengem Blick. Das schreckt die bösen Geister ab!
Der König des Nordens
多闻天王 Duō Wén Tiānwáng
Das ist der wichtigste und oberste Himmelswächter. Er beherrscht den Regen. Seine Farben sind Gelb oder Grün, seine symbolische Waffe ist der Schirm in der rechten Hand. Der Schirm weist auf Indien hin, wo er als Zeichen der königlichen Macht galt.
Interessant ist auch sein Name: 多闻 Duō Wén viel + hören = der König, der alles hört. Das heißt, er ist für alle Nöte zuständig.
Der König des Südens
增长天王 Zēng Zhang Tiānwáng
Der König des Wachstums bedeutet sein Name. Er ist zuständig dafür, dass das Getreide und alle Wurzeln gut wachsen. Dabei herrscht er über den Wind. Seine Waffe ist das Schwert (der Weisheit), seine Farbe ist Blau. Er lebt in einem gläsernen Palast am Südhang des Mt. Meru. Mit seinem Schwert bezwingt er das Böse und verbessert damit das Leben aller Wesen.

Der König des Ostens
持国天王 Chí Guó Tiānwáng
持国 bewahren + das Land/ das Reich = der Schützer und Bewahrer des Reichs.

Er ist der Gott der Musik. Deshalb ist seine Waffe die Pipa, ein chinesisches Saiteninstrument. Er ist ein friedliebendes Wesen, obwohl er gar nicht danach aussieht. Alle lebenden Wesen stehen unter seinem Schutz. Seine Farbe ist Weiß.
Der König des Westens
广目天王 Guăng Mù Tiānwáng
Er sieht alles. Sein Symbol ist die Schlange oder auch eine rote Kordel, die einen Drachen repräsentiert. Er schaut in den Himmel und sieht die Menschen, die nicht an den Buddhismus glauben und bekehrt sie. Seine Farbe ist Rot.
Geschichte der Vier Himmelskönige
Ursprünglich stammt die Vorstellung von „Vier Himmelswächtern“ aus Indien. Sie dienten dem mythischen König Sakra und den Devas, überirdischen Wesen des Hinduismus.
Mehrmals im Monat gingen sie unters Volk und prüften, ob bei den Menschen alles ok ist, ob sie tugendhaft und anständig leben. Später wurden sie von den Buddhisten in China übernommen. Sie gehören zu den frühesten dargestellten buddhistischen Heiligen im Mahayana Buddhismus.

Das Reich der vier Himmelskönige
Die Himmelskönige leben in der indischen Mythologie am Mount Meru, dem Mittelpunkt des Universums. Hier haben sie ihr eigenes Reich und bewohnen die Hänge des Berges in der ihnen zugeschriebenen Richtung. Der Mt. Meru wird gerne auf Mandalas gezeigt und schmückt die Thangkas in den tibetisch buddhistischen Tempeln.
Die Himmelskönige werden häufig mit furchterregenden Gesichtern dargestellt:




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Pingback: Drei Tempel in Xisi - Abenteuer China
An all den unterschiedlichsten Böse-Geister-Abwehr-Methoden kommt man in China nicht drumrum. Ich bin auch immer wieder fasziniert.
LG
Ulrike
Interessant, dass jede Zivilisation, jede Kultur auf dieser Erde ihre Behüter und Beschützer gegen böse Blicke und böse Geister hat. Das fasziniert mich seit langem schon. Danke für diesen Post, liebe Ulrike.