Warten, Security, warten, Security, warten…

Reisen heißt warten

China Reisebericht  2017 – Tag 3

19.11.17

Das war ein Tag! Der Himmel zeigte sich anfangs etwas trüb. Smog oder einfach nur nebliger Dunst? Ich weiß es nicht.

Highlights

  • Chinesisches Nationalmuseum
  • Polizeimuseum
  • Malatang Restaurant
Kleiner Park in den Hutongs

Das Jade Hostel

Jetzt muss ich einfach mal ein bisschen meckern: Das Hostel, in dem ich wohne, ist sauber, ordentlich und hat eine tolle Lage, gleich bei der Verbotenen Stadt in einem ruhigen Hutong-Viertel. ABER: Die Lichtverhältnisse im Zimmer sind so, dass ich einfach nicht lesen oder schreiben kann. Und das WLan ist nicht besonders stabil, so dass auch das Fernsehen über die Mediathek nicht immer läuft. Ach, egal! Schreib ich eben morgens!

Das Frühstück ist zumindest auf der westlichen Seite nicht berauschend. Der Toast ist hart, der Kaffee dünn. Und mit chinesischem Frühstück kann ich mich nicht wirklich anfreunden.

Mein Plan für heute sieht den Besuch des Nationalmuseums vor. Am Nachmittag ist die Verbotene Stadt dran. Heute ist Sonntag und ich merke schnell, dass das alles eine völlig absurde Idee ist.

Chinesisches Nationalmuseum

Bauarbeiten in den Hutongs

Ich gehe durch die ruhigen alten Gassen, den Hutongs, zum Platz des Himmlischen Friedens. Naja, ruhig ist übertrieben. denn obwohl es Sonntag ist, wird an allen Ecken gearbeitet. Nein, es werden keine alten Häuser abgerissen! Es werden die Straßen teilweise neu gemacht, und auch die Häuser fein herausgeputzt. Vorsichtig balanciere ich an aufgerissenen Asphaltdecken vorbei und über Ziegelsteinstapel.

Security am Tiananmen

Als ich den Platz des Himmlischen Friedens erreiche, muss ich mich in die strömenden Massen einreihen. Um auf die andere Seite der Chang’an- Ave. zu kommen, muss ich durch eine U-Bahn-Station. Und damit durch die obligatorische Sicherheitskontrolle. Endlich bin ich auf der anderen Seite. Da wartet schon die nächste Sicherheitskontrolle auf mich. Das heißt, ich muss mich in eine lange Warteschlange einreihen. Nur mit warten kommt man auf den Platz und damit auch zum Museum. Massen von Menschen sind auf dem Weg zum Platz. Endloses warten! Dann wird kurz vor dem Sicherheitscheck noch schnell der Ausweis kontrolliert.

Geht nicht auf Besichtigungstour in Peking ohne Euren Pass! 

warten am Nationalmuseum
Schlange am Nationalmuseum

Nach der Warteschlange ist vor der nächsten Warteschlange. Schon stehe ich beim Museum an. Erste Zweifel kommen mir: Was mache ich hier? Ausgerechnet am Sonntag! Tausende stehen geduldig an. Die Schlange wird geschickt geführt, so dass man gar nicht sehen kann, wie lang sie ist.

Dann stehe ich lange an dem falschen Schalter an. Obwohl der Eintritt frei ist, muss man ein Ticket ziehen. Chinesen auf der einen Seite, Leute mit anderen Ausweisen auf der anderen. Bei den Chinesen geht es am Automat, indem man seinen Ausweis zum Einscannen auf ein Fensterchen legt.

Fremde Pässe kennt der Automat nicht. Deshalb gibt es auf der anderen Seite des riesigen Eingangs einen Schalter mit lebendigen Menschen. Da ist die Schlange kürzer. Aber man muss das auch erstmal begreifen, was man zu tun hat. Englische Hinweise gibt es nicht.

Irgendwie hab ich ja keine Lust mehr zu warten. Mein Rücken meldet sich protestierend. Ich überlege kurz, ob ich wirklich ins Museum will. Dann beschließe ich, mir die Verbotene Stadt heute nicht mehr anzutun. Da steppt bestimmt auch der Bär!

Obwohl sich das wahrscheinlich in Grenzen hält, denn die Besucher des alten Kaiserpalastes sind auf 80.000 pro Tag begrenzt. Mein Ticket ist auch schon dort hinterlegt. Was ist eigentlich an den hohen Feiertagen los, wenn es schon an einem Sonntag in der Nebensaison so voll ist? Nein, das muss ich mir heute nicht antun!

Auch mit dem Ticket in der Hand bin ich noch lange nicht im Museum. Die Besucher werden nur grüppchenweise reingelassen. Und dann? Natürlich noch eine Sicherheitskontrolle! Nach einer gefühlten Ewigkeit stehe ich endlich im chinesischen Nationalmuseum.

Ich versuche, mich zu orientieren. Hmm, irgendwie scheint man ausgerechnet im Nationalmuseum mit englischen Hinweisen zu sparen. Doch ich finde die tolle Jade-Ausstellung, finde Bronzen und Reliefs aus frühen Zeiten.

Pferdeskulptur warten

Dann stehe ich in einer Ausstellung, für die ich noch ein Ticket ziehen muss. Na, wenigstens keine Warteschlange! Aber die Räume sind voller begeisterter Chinesen. Denn hier werden einige der schönsten Artefakte aus den Qin- und Han-Dynastien gezeigt. Schon im Eingang begrüßen mich mehrere Terrakotta-Krieger – Originale. Wunderschön!

Staunend, begeistert gehe ich von Vitrine zu Vitrine, warte geduldig, bis auch ich einen freien Blick auf exquisite Skulpturen werfen kann. Eine große Tonfigur von einem Pferd begeistert mich! Das Tier scheint zu tanzen. In seinem „Gesicht“ liegt ein wieherndes Lachen. Wundervoll! Mehrfach umrunde ich die Vitrine.

Ich bin versöhnt. Schon alleine für diese Skulptur hat es sich gelohnt zu warten! mehr

Dann bin ich schon wieder satt von all den Eindrücken und wende mich dem Ausgang zu. Aus einem Fenster sehe ich an einem Nachbargebäude den Schriftzug „Chinese Police Museum“. Oh, das hört sich interessant an! Das soll mein nächstes Ziel sein!

Das Polizeimuseum

Als ich draußen bin und langsam die Chang’an Ave in Richtung Osten gehe, sehe ich nichts mehr von dem Museum. Kein Hinweis, nichts! Jedenfalls nicht auf Englisch! Mal wieder habe ich einen Grund mich zu freuen, dass ich chinesische Schriftzeichen lesen kann. Denn da steht ein Wegweiser mit dem Hinweis auf das Museum – ohne Englisch.

Ich gehe in die Straße, die mich mitten hinein in das ehemalige Legationsviertel führt. Westlich anmutende Villen, und dann offizielle Gebäude. Ich frage an einem Tor den wachhabenden Soldaten nach dem Museum. Erst will er mich zum Nationalmuseum schicken.

Dann versteht er mich. Weiter die Straße runter und dann an der nächsten Kreuzung nach rechts „右 you“. Oha! Da hab ich anscheinend eine chinesische Links-Rechts-Schwäche! Hatte ich doch gedacht, „you“ sei links. Aber die Weisung ist eindeutig. Andererseits komme ich nicht zu dem Gebäude, das ich vom Nationalmuseum aus gesehen habe. Das irritiert mich kurz. Aber ich freue mich an meinem Spaziergang unter den schattigen Bäumen. Mittlerweile scheint die Sonne.

Ich komme an einem riesigen Gebäude vorbei, in dem nach meinen Entzifferungsversuchen der Oberste Chinesische Gerichtshof tagt. Nur das Museum finde ich zuerst nicht. Ich drehe um und dann sehe ich den Schriftzug für Museum. Ja, da ist das Polizeimuseum!

Der Eingang ist mit Barrieren versperrt. Als ich dran rüttele, ist gleich ein Polizist da, der mich freundlich aber bestimmt zu einem Seiteneingang weist. Ja, hinter diesem dunklen dicken Vorhang wartet wieder eine Sicherheitskontrolle inkl. Ausweiskontrolle.

Polizeimuseum Peking
Durch diese geheimnisvolle Tür muss ich durch.

Dann bin ich in dem Museum. Das ist erfreulich ruhig. Obwohl es anscheinend der ideale Ort für einen Vater-Sohn-Ausflug ist.

Public Security im Museum

In dem Museum wird man mit der Geschichte und den unterschiedlichen Aufgaben der Polizei in Peking vertraut gemacht. Dazu gehören u.a. auch die Feuerwehr und die Registrierung der Einwohner.

Keine Spur von gruseligen Verbrecherfotos, wie ich befürchtet hatte. Nur in einer dunklen Ecke wird kurz auf Folter eingegangen. Insgesamt finde ich das Museum recht interessant. Mehr zu diesem Geheimtipp hier

Weiter geht’s!

Lila und weiße Zierkohlköpfe schmücken jeden Park
Zierkohl ist die Blume des Novembers in Peking

Ich gehe zurück zur Chang’an. Dann suche ich lange nach einer Fußgängerunterführung, um auf die andere Seite zum Beijing-Hotel zu gelangen. Es werden viele Unterführungen gerade gebaut oder verschönert. Die sind alle nicht passierbar. Doch ich finde schließlich eine und bin schnell im Beijing-Hotel, wo ich sozusagen auf den Spuren meiner chinesischen Vergangenheit wandle. Hier war 1988 der einzige Platz, wo man als Touri in Peking ein Taxi bekommen konnte.

Dann bin ich auf der Wangfujing. Ich suche eine Apotheke und bin froh, als ich das vertraute Schriftzeichen finde.

Wangfujing Apotheke
Im Kreis steht „Yao – Medizin“

Die Apothekerin, die behauptet Englisch zu sprechen, nutzt eine Übersetzungsapp. Naja. Es klappt schließlich mit meinen Tabletten gegen Blasenentzündung, auch wenn ich gar nicht weiß, ob ich die noch brauche. Sie möchte mir am liebsten eine Kur für zwei Wochen verkaufen. Das lehne ich ab. Aber kaufe trotzdem etwas für 3 Tage. Zur Sicherheit.

Wangfujing Kunst
Die Wangfujing Straße ist immer gut für ungewöhnliche Kunsterlebnisse

Das Restaurant

Weiter, weiter! Langsam habe ich Hunger. Meinen Weg in Richtung Hostel finde ich schon automatisch. Ich suche mir in der Nähe ein kleines Restaurant, lande in einem, das wie ein chinesischer Fastfood-Imbiss aussieht. Etwas hilflos stehe ich vor der Kasse und weiß nicht weiter. Da spricht mich ein Chinese in sehr gutem Englisch an. Er erklärt mir, wie es geht:

Auswahl an Pilzen, Tofu und mehr
Die Auswahl ist riesig

Ich nehme mir eine Schüssel und eine Zange und wähle mir die frischen Zutaten aus. Verschiedene Pilzsorten, Gemüse, Tofu. Die Auswahl ist groß und enthält durchaus auch Fleisch. Aber was brauch ich Fleisch, wenn es so viele leckere Tofu-Arten gibt!

Die Schüssel gebe ich an der Kasse ab. Ich bezahle für Essen und ein Bier ganze 20 RMB (ca. 2,50 €). Nach kurzer Zeit bekomme ich alles als heiße scharfe Suppe gebracht. Köstlich! Ich bin völlig hingerissen. So lecker!

Malatang Suppe
Einfach lecker! Heiße Suppe und Bier!

Mittlerweile weiß ich auch um  was für eine Spezialität es sich handelt. Hier die Erklärung laut Wikipedia:

Malatang
Malatang (simplified Chinese: 麻辣烫; pinyin: málàtàng), roughly translated „numb spicy heated“, is a common type of Chinese street food that is especially popular in Beijing. It originated in Sichuan, but it differs mainly from the Sichuanese version in that the Sichuanese version is more similar to what in northern China would be described as hot pot.

Die heiße Suppe wirkt Wunder! Ich fühle mich fit genug, um noch ein wenig in der untergehenden Sonne durch die Hutongs der Nachbarschaft zu gehen. Kurz suche ich nach einem Tempel, der hier in der Nähe sein soll, der Ninghe-Tempel. Ich finde auch einen Hinweis auf den Tempel, aber der ist anscheinend geschlossen.

Das macht nichts! Mir reicht es auch so für heute! Glücklich kuschele ich mich auf mein Bett, schaue mir in der Mediathek halbe Filme an. Halb, weil irgendwann die Verbindung sehr langsam wird und schließlich ganz abbricht.

Der Jetlag hat mich nun doch erwischt. Ich schlafe früh ein, bin aber mitten in der Nacht wach. Da funktioniert das Internet wieder. Und ich schaue mir den aktuellen Tatort mit Börne und Thiel an. Den finde ich zwar etwas albern. Ist aber irgendwie nett, hier sowas zu sehen. Lesen kann ich ja bei der funzeligen Beleuchtung nicht.

Jetzt ist schon Montag Morgen. Ich gehe gleich zu einem Nudelkochkurs. Bin schon sehr gespannt! Ich werde berichten.

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Ulrike

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