Xi’an Tag 2 – Nach der Steinzeit in Banpo stürze ich mich in das lebhafte Muslim-Viertel mit seinen köstlichen Düften.
China Reisebericht 2017 – Tag 9
25.11.17
Heute lasse ich es langsam angehen. Ich fühle mich erschöpft und überfordert mit dem ständigen unterwegs sein. Doch was soll man machen, wenn man nur diese zwei Wochen hat? So viel stand auf meinem Plan! Und nun? Terrakotta-Armee – ach, da war ich schon; Große oder Kleine Wildgans-Pagode? Doch, wie komm ich dahin? Will ich wirklich?
Highlights
- Steinzeitdorf Banpo
- Muslim-Viertel
- Große Moschee
- Kaffee im Basar
- Das große Abenteuer: Fahrkartenkauf im Internet
Schließlich gehe ich den einfachsten und unkompliziertesten Weg: Ich mache mich auf nach Banpo. Das ist eine Ausgrabungsstätte aus dem Neolithikum, die ich auf meiner ersten China-Reise 1987 (mehr) gesehen habe.
Ich bin gespannt, was sich verändert hat. Vor allem die Museen, die ich jetzt gesehen habe, lassen mich hoffen, dass es nicht mehr die dunkle, ungepflegte Ausstellung ist wie damals. Ein großer Vorteil von Banpo ist, dass ich bis dahin mit der U-Bahn fahren kann.
Aber das bedeutet auch, dass ich wieder endlose Treppen rauf und runter klettern muss. Was machen nur Alte, Gebrechliche und Behinderte? Es gibt zwar überall diese seltsamen Treppenlifte. Aber die habe ich noch nie in Gebrauch gesehen.
Wie an den letzten Tagen scheint wieder die Sonne vom strahlend blauen Himmel. Herrlich!
Banpo – Dorf aus der Steinzeit
Fröhlich gehe ich von der U-Bahn-Station zum Museum. Leider gibt es an dieser Stelle keinen U-Bahn-Umgebungsplan. Aber ich hatte mir ungefähr die Richtung aufgeschrieben. Mit wenigen Schritten bin ich am Ziel.
Die Hochhäuser Xi’ans sind bis an das Gelände vorgedrungen. Da duckt sich die eigentlich große Ausstellungshalle bescheiden unter die alten Bäume des Parks. Aha, hier gibt es auch eine Ausbildungsstätte für Reiseführer! Interessant! Ich erklimme die breite Treppe, die zum Eingang der Ausstellung führt.
Dann liegt die Ausgrabungsfläche von Banpo vor mir. Mir erscheint sie immer noch staubig. Aber mag sein, dass das einfach an dem gelben lehmigen Boden liegt.
Das rund 6.000 Jahre alte Dorf wird von den Kommunisten gerne als älteste Kommune dargestellt: Alle waren gleich, man lebte und arbeitete gemeinsam ohne große Unterschiede in der Stellung oder im Rang. Frauen gleichberechtigt mit den Männern. Heute wissen wir, zumindest in Europa, dass das nicht der Fall war. Auch vor 6.000 Jahren gab es Anführer, Gräber mit mehr oder weniger Beigaben.
Mich hat bei diesem Besuch besonders dieser Dampfgarer beeindruckt. Man hat diese Keramiktöpfe gefunden: Unten wurde Wasser heiß gemacht, der entstehende Dampf steigt durch die Löcher in das obere Gefäß auf. Das darin enthaltene Gemüse und anderes wird dadurch gegart. mehr zu Banpo
Nun ist gerade erst der halbe Tag vorbei. Was jetzt?
Muslim-Viertel!
Au fein! Am sonnigen Samstag Nachmittag stürze ich mich ins Getümmel beim Trommelturm! Schiebe mich mit unzähligen chinesischen Touristen zwischen den Nudelständen durch. Überall wird gelacht und gestaunt. Und gegessen!
Ich muss jetzt auch was essen! Ja, eine leckere Suppe ist es! Wieder eine neue Erfahrung: Ich bekomme eine leere Schüssel und zwei kleine runde Brotfladen. Das ältere Ehepaar, bei dem ich am Tisch platziert werde, zeigt mir, wie’s geht: Ich soll das Brot in kleine Stücke reißen und in die Schüssel tun. Ich bin nicht perfekt.
Die Frau fordert mich ein paar Mal auf, noch kleinere Stücke zu reißen. Schließlich sind meine Brotstückchen zufriedenstellend zerrupft. Eine junge Kellnerin nimmt mir die Schüssel ab und gibt mir eine Nummer dafür. Nach kurzer Zeit wird die Nummer gegen die Schüssel voll heißer Suppe mit ein wenig Lammfleisch und etwas Gemüse ausgetauscht. Meine Brösel haben sich vollgesogen. Lecker, nahrhaft und bestimmt irre gesund!
Frisch gestärkt suche ich nun im Gedränge nach einem Hinweis auf die Große Moschee. Da! Ein kleiner Wegweiser! Er führt mich direkt in eine Art überdachter Souvenirbasar. Wenn das Angebot an Fächern und Plüschpandas nicht wäre, könnte ich glauben, dass ich irgendwo im Orient bin. Ich lasse mich treiben. Vielleicht finde ich ja auch schon ein paar Mitbringsel für die Familie.
Bei der Moschee hört der Trubel auf. Auch wenn der Souvenirbasar noch weiterführt. Der scheint ab hier überwiegend auf die ausländischen Touristen ausgerichtet.
Die Große Moschee
Beim Eintritt in den ersten Hof der Moschee scheine ich eine andere Welt zu betreten. Hier ist alles ruhig. Nur wenige chinesische Touristen verirren sich hierher.
Aus der großen Halle kommen mir einige Männer entgegen. Sie haben weiße Käppis auf. Daran erkennt man in China die muslimische Minderheit der Hui. Sie nicken mir freundlich lächelnd zu.
Aus einem Seitengebäude dringen Kinderstimmen. Sie wiederholen im Chor, was ihr Lehrer ihnen vorsagt. Koran-Unterricht? Auf jeden Fall sind die Laute, die ich höre, Chinesisch.
Ich setze mich auf eine Bank und genieße die warmen Sonnenstrahlen. Und die Ruhe. Alles erscheint etwas gedämpft. Nur schwer kann ich mich aufraffen, weiterzugehen.
Basar
Ich biege in die Souvenirgasse des Muslim-Viertel ein. Hier findet sich alles, was das Herz westlicher Touristen erfreut. Paschmina-Schals, Fächer, kleine Figuren aus Porzellan, Siegel und mehr. Ich entdecke auch Gürtel. Da meiner gerade fast zerrissen ist, kaufe ich mir einen schmalen, schwarzen mit Automatik-Verschluss. Natürlich nicht, ohne intensiv zu handeln. Von geforderten 380 RMB runter auf 120 RMB! Ich bin ganz zufrieden mit mir. Ob der Gürtel wirklich aus Leder ist, wage ich zu bezweifeln. Aber er erfüllt seinen Zweck. Am nächsten Stand kaufe ich drei kleine Plüsch-Pandas. Einen hat sich mein Vater gewünscht. Für den Rest finde ich auch noch ein nettes Zuhause.
Mittendrin gibt es ein Café! Lavazza! Starker Kaffee kommt jetzt genau richtig! Ich trete ein und mir schlägt der köstliche Duft nach Kaffee entgegen! Ich setze mich zu einer nett ausschauenden Westlerin. Gleich entwickelt sich ein interessantes Gespräch. Sie ist aus Australien und lernt in Xi’an für zwei Monate Chinesisch.
Dann schaue ich mir das fröhliche bunte Durch- und Miteinander auf dem Platz beim Glockenturm an. Die Menschen genießen den Samstag mit dem herrlichen Sonnenschein. Es ist angenehm warm.
Das große Abenteuer: Ich kaufe meine Fahrkarte über’s Internet
Zurück im Hostel versuche ich, bei dem Mädchen an der Rezeption eine Fahrkarte nach Xuzhou zu bekommen. Sie versucht es mit ihrem Handy. Aber das klappt irgendwie nicht. Oh Mist! Ich soll selbst zum Bahnhof gehen. Dazu habe ich ja gar keine Lust!
Ich erinnere mich, dass ich gesehen habe, dass man die Fahrkarten bei Travelchinaguide.com über Paypal bezahlen kann. Einige Zeit brauche ich. Geht das wirklich? Kann ich dem vertrauen? Dann mache ich mich dran. Suche mir den passenden Zug, klicke auf „Book now“. Englischsprachig werde ich durch die weiteren Schritte geleitet.
Oh, da brauche ich ja eine Passkopie zum Hochladen! Die hab ich! Nur muss ich jetzt mal den entsprechenden USB-Stick suchen. Gefunden und hochgeladen! Ich bekomme einen Tracking-Code. Paypal funktioniert auch in China. Am Ende habe ich eine Pick-up-Nummer. An der Rezeption lasse ich mir die Bestätigung ausdrucken. Ich bin freudig aufgeregt. Eine kleine Unsicherheit bleibt: Hoffentlich bekomme ich dann auch wirklich meine Fahrkarte am Montag!
Links
- Zum ersten Reisetag: Lauter nette Männer
- Zum nächsten Tag: Sonntag in Xi’an
- Steinzeitdorf Banpo
- Die Große Moschee im Muslim-Viertel
- Kaffee in China – eine erstaunliche Entwicklung - 6. Oktober 2024
- Der Orient: Länder der Seidenstraße - 29. September 2024
- Shanghai Pass für ganz China! - 22. September 2024
Das verrate ich erst später. 😉
LLiebe Gretlies, danke! Ich freue mich auch sehr.
LG
Ulrike
Und? Hat das mit der Fahrkarte geklappt? 😉
Hallo Ulrike,
ich bin gerade mit Dir in China und freue mich über das schöne Wetter, das leckere Essen und die interessanten Sehenswürdigkeiten.
Du schreibst: Am nächsten Stand kaufe ich drei kleine Plüsch-Pandas. Einen hat sich mein Vater gewünscht. Für den Rest finde ich auch noch ein nettes Zuhause – z. B. bei Gretlies auf der Couch. Dort hat er dann gleich nette Gesellschaft.
Ich wünsche Dir noch wunderschöne Tage und freue mich auf Deine Reiseberichte bei „unserem“ Chinesen.
Bis dann,
Deine Gretlies