Die wundersame Reise des Apfel: Einmal China und zurück

Zuletzt aktualisiert vor 7 Monaten

Der Apfel gehört zu unserem Alltag dazu wie Tomaten und Kartoffeln. Er ist so alltäglich, dass wir glauben, es habe ihn immer schon hier gegeben. Aber er hat einen Migrationshintergrund! Wie übrigens die Tomate und die Kartoffel auch. Nur haben diese noch keine so lange Geschichte in Europa wie der Apfel.

Apfelbaum mit roten Äpfeln.

Der Apfel und die Seidenstraße

Äpfel sollen schon vor 6.000 Jahren in der Gegend um Almaty, Kasachstan, genutzt worden sein. Almaty wird auch Stadt der Äpfel genannt. Von dort breitete sich die Frucht in Zentralasien, den Kaukasus und Mittleren Osten aus. Der Apfelanbau ist seit ungefähr 4.000 Jahren üblich. Auch in China kannte man den Apfel, der aber nur geringe Bedeutung hatte.

Kamel Apfel essend.

Zur Verbreitung hat die Seidenstraße beigetragen mit ihren vielen Handelsverbindungen. Und dann kamen die vielen Apfelarten hinzu. Der Kulturapfel, den wir heute kennen, hat viel aus seinem jeweiligen Umfeld aufgenommen.

Zahlreiche Gen-Übertragungen vom Europäischen Wildapfel in den Genpool des Asiatischen Wildapfels (Introgressionen) sorgten letztlich dafür, dass aus der kasachischen Art die Äpfel wurden, die wir heute kennen.

Auch im Erbgut unseres Kulturapfels hat das Spuren hinterlassen: Etwa 46 Prozent des Genoms von M. domestica stammt vom Vorfahren M. sieversii und 21 Prozent von M. sylvestris ab, wobei die restlichen 33 Prozent bisher nicht zugeordnet werden konnte

Pflanzenforschung.de

Der Apfel in China

In China spielte der Apfel anfangs eine geringe Rolle. Bis vor ein paar Jahren wurden nur selten und wenn dann sehr teure Äpfel gegessen.

Kaiserinwitwe Cixi mit Äpfeln
Kaiserinwitwe Cixi mit Äpfeln

Der chinesische Apfel war damals überwiegend mehlig und entsprach nicht unserem Geschmack. Wir mögen die Früchte lieber knackig und leicht säuerlich. Mandarinen und Melonen waren sehr viel beliebter im Reich der Mitte, was ich 1987 und 1988 selbst erleben konnte.

Im Jahr 2012 aßen die Chinesen 80 Prozent mehr Äpfel als noch 2008. Von den weltweit genossenen Äpfel stammt jeder 10. aus China. Dabei spielt aber auch der konzentrierte Fruchtsaft eine große Rolle.

Heutzutage gewinnt er immer mehr an Beliebtheit, vor allem als man entdeckte, dass sich alle möglichen Symbole in die rote Schale der Früchte durch Abdecken leicht hineinzaubern lassen, z.B. ein Herz.

In China gelten die Blüten des Apfels als Symbole des Frühlings und der Schönheit der Frauen.

Geheimnis des Namens

苹果 • píngguǒ = Apfel

Dabei kann man aus dem Chinesischen Ping wegen des Gleichklangs eine Ähnlichkeit mit 平安 (píng’ān) Frieden herstellen. So ist der Apfel um Weihnachten in China sehr beliebt. Der Heiligabend wird auch 平安夜 Ping’anye genannt.

Weihnachsapfel

Im Deutschen ist der Name des zu den Rosengewächsen gehörigen Obstbaums sowie seiner Frucht auf ahd. aphul (9. Jh.), mhd. apfel.

In der Forschung herrscht Uneinigkeit darüber, wie die Form genau anzusetzen ist und ob es sich um das indogermanische Apfelwort handelt oder eine Entlehnung aus einer nicht-indogermanischen Sprache (vgl. kasachisch alma, burushaski báalt. Aus der idg. Genitivform *h₂eb-l-ós entwickelt sich das urgermanische Apfelwort *aplaz, aus dem (mit westgermanischer Gemination vor -l-) althochdeutsch apful, afful > Apfel (Mehrzahl epfili > Äpfel), englisch apple und niederländisch appel hervorgehen.

Wikipedia

TCM und Gesundheit

An apple a day keeps the doctor away.

Englisches Sprichwort

Allein schon dies weltweit bekannte Sprichwort macht deutlich, wie gesund der Apfel ist.

Eigenschaften: antioxidativ, alkalisierend, herzschützend, entgiftend, galletreibend

Inhaltsstoffe: Mit Schale verzehrt, sind sie eine Quelle für die Vitamine A, B6 und C sowie für die Mineralstoffe Kalzium und Kalium.

Funfact: Kürzlich haben Wissenschaftler herausgefunden, dass ein Apfel täglich sogar die Gehirnzellen schützt und das Wachstum von Krebstumoren verlangsamt. Eines sollte man allerdings nicht tun: Einen Apfel essen und direkt danach die Zähne putzen. Denn die Säure im Apfel löst den Zahnschmelz ein wenig an.

Übrigens: Auch der Apfelduft bewirkte angeblich schon Erstaunliches: Der bekannte Dichter Friedrich Schiller, so wird berichtet, hatte immer einen etwas angefaulten Apfel in seiner Schreibtischschublade – der intensive Duft brachte ihm die Inspiration zu seinen Werken. https://www.apfelpatenhof.de/

Rote Äpfel im Korb

In der TCM (Traditionelle Chinesische Medizin) wird der Apfel der Yin-Energie zugeordnet. Das heißt, er hilft bei Trockenheit, Durst, Unruhe, Hustenreiz, Trockenheit im Atemtrakt, Schleim zäh, Atemwegsverschleimung, Raucherhusten, Diabetes mellitus.

Bei Erkältungen helfen Tees aus Apfelstücken oder einfach ein Apfel.

Symbolik

Nach all dem, was ich hier schon beschrieben habe, ist es kein Wunder, dass Äpfel zwar alltäglich sind, aber sich auch viele Geschichten und Symbole um sie ranken.

Bekannt ist er als Frucht der Verführung von Adam und Eva. Die »goldenen Äpfel der Hesperiden waren die Früchte der Unsterblichkeit« (Mohr 1984), und somit von großer Begehrlichkeit.

Bei den Kelten ist Avalon (die Apfelinsel) ein heiliger Ort. Zum Fest Samhain (Hochfest der Kelten in der Nacht des 31. Oktober zum 01. November und heute eher als Halloween bekannt), war der Apfel das Symbol für den Kreislauf des Lebens, für Sterben und Wiedergeburt.

Liebesäpfel
Liebesäpfel

In den griechischen Sagen kommt er auch vor: Als Paris die schönste Göttin wählen sollte, indem er ihr einen Apfel gab, wurden die anderen Göttinnen so eifersüchtig, dass es zum Trojanischen Krieg kam.

Der Reichsapfel war ein bedeutendes Symbol der Herrschaft als die religiöse Verbindung des Herrschers zu Gott als dem höheren Herrscher. Eigentlich war der „Apfel“ eine Weltkugel.

Es wird die Geschichte erzählt, dass Isaac Newton durch die Betrachtung eines Apfels am Apfelbaum, evtl. auch des Falls des Apfels vom Baum, im Garten von Woolsthorpe Manor auf die Idee kam, die Himmelsmechanik beruhe auf derselben Gravitation wie der Fall von Äpfeln auf die Erde

Die unfassbar vielen Sorten

Es gibt mehr als 20.000 Sorten von Äpfel, davon 1.600 in Deutschland. Aber „nur“ 60 werden kultiviert.

Ein kleiner Ausschnitt des Apfel-Angebots im Supermarkt.
Ein kleiner Ausschnitt des Apfelangebots im Supermarkt .

Es ist ein preiswerter und leicht zu züchtender Vitaminträger. Die wurden immer mehr geschätzt. Vor allem im Mittelalter mit der Bildung der Städte kam der Anbau von Apfelbäumen zu größerer Bedeutung.

Sie werden im Sommer und Herbst geerntet. Fast einzigartig ist die vielseitige Haltbarmachung der Äpfel. Schon früh wusste man sie zu trocknen und dörren. Kühl gelagert stehen sie den ganzen Winter über mit ihren Vitaminen zur Verfügung.

Apfelkuchen, Apfelpfannkuchen, Kompott und Apfelmus gehört zu meinen liebsten Gerichten. Oh, ich liebe zum Beispiel Leber mit gebratenen Apfelringen. Und der Apfelstrudel meiner Mutter war ein Gedicht, so köstlich!

Apfelstrudel

Ein Apfel-Rezept aus China:

Ba Si – Apfel
Karamelisierte Äpfel

„Unter Ba Si versteht man auf Chinesisch Gerichte, die durch Karamellisierung zustande kommen. Mit diesem Verfahren kann man verschiedene Früchte, Süßkartoffeln oder Maniok karamellisieren. Am Ende tunkt man die karamellisierte Äpfel kurz in kaltem Wasser. Dadurch härtet der äußere Zucker und wenn man hinein beißt, knackt es schön.“

Es braucht nicht viele Zutaten und ist einfach und schnell zubereitet. Das genaue Rezept gibt es auf dem Blog Tingting’s Nest.

Noch mehr Früchte:

Apfel Blüten
Ulrike

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