Um den Zopf der männlichen Chinesen ranken sich viele Geschichten und Legenden. Haare und die Frisuren nehmen in vielen Kulturen einen hohen Stellenwert ein.

Die Menschen früherer und neuerer Zeiten haben ihre Haarpracht nicht nur als Schönheitsideal und Mode gesehen, sondern auch als Statussymbol oder gar als Sitz der Seele oder der Manneskraft.
Z.B. wird in der Bibel von Samson erzählt. Er eigentlich unbesiegbar. Das Geheimnis dieser Kraft lag in seinen langen Haaren. Seine damalige Geliebte Delila schnitt ihm im Schlaf die Haarpracht ab. Dadurch verlor Samson seine Stärke. „Der Herr war von ihm gewichen.“ (Ri 16)
Soweit die Bibel.
Wie aber war das in China?
Den Zopf der Chinesen wird hauptsächlich mit der Qing-Dynastie (1644 bis 1912) in Verbindung gebracht. Das herrschende Volk waren keine Han-Chinesen, sondern die Mandchu, ein nomadisch lebenden Volk aus dem Norden.
Um die Han-Chinesen vom Aussehen den Mandchu anzugleichen, wurde ein Gesetzt erlassen, dass jeder männliche Chinese seine Haare in einem Zopf gebunden tragen musste. Die Mandchu fühlten sich überlegen. Sie nichts dagegen, den Lebensstil zu kopieren. Schrift und Kultur der Chinesen übernahm man gerne.
Der Zopf wurde in dieser Zeit häufig so getragen, dass das Haar an der Stirn völlig wegrasiert wurde. Manch ein Chinese trieb die Rasur so weit, dass nur ein dünner Zopf übrig blieb.

Erst im 19. Jahrhundert wurde die Qing-Regierung zunehmend als mandschurische Fremdherrschaft stilisiert. Der Zopf von Han-chinesischen Nationalisten als Symbol der Unterdrückung empfunden. Es gehörte zu den ersten Maßnahmen der Revolution von 1911, die Zöpfe abzuschaffen.
Doch den Zopf gab es in China schon viel früher!

Die Chinesen pflegten die Haare seit vielen Jahrhunderten nicht zu schneiden, da Konfuzius gesagt haben sollte, dass Körper, Haare und Haut von den Eltern geerbt waren und deshalb nicht beschädigt werden durfte. Der Zopf war nur eine von vielen fantasievollen Frisuren, die langen Haare zum Schmuck des Mannes zu machen.
So kann man bei der Terrakotta-Armee in Xi’an, die vor 2.200 Jahren entstand, einige Köpfe mit kunstvoll geflochtenen Zöpfen sehen.
Aber es gibt noch viel frühere Zöpfe, lange vor Konfuzius!
Im Museum von Saxingdui bei Chengdu, Sichuan, gibt es eine Reihe von typischen Statuen bzw. deren Köpfen, die fast alle einen langen, kunstvoll geflochtenen Zopf haben. Diese stammen aus einer Zeit von vor ungefähr 3.200 Jahren!
Der Zopf und der Onkel
„Die Nachrichten berichteten über einen Vorfall, in dem ein Mann namens Jiang in Changchun in der Provinz Jilin in Streit mit seinem Onkel mütterlicherseits, oder JiuJiu auf Chinesisch, geriet, nachdem der Onkel Jiangs neuen Haarschnitt bemerkt hatte.
Der Grund für diese Streitereien ist ein chinesisches Sprichwort, das übersetzt lautet „Schneide dir im ersten Monat (des Mondkalenders) dein Haar, und dein Onkel mütterlicherseits wird sterben.“ In Erinnerung an dieses Sprichwort glauben noch immer viele, der erste Monat des Mondkalenders sei kein passender Zeitpunkt für einen Haarschnitt.“
正月理发死舅舅 • Zhēngyuè lǐfǎ sǐ jiùjiu = Im ersten Monat – Haar schneiden – Onkel sterben
Wenn man im ersten Monats des Mondjahres die Haare schneidet, stirbt der Onkel
Für die Tradition, sich nicht die Haare zu schneiden, gibt es viele Erklärungen. Die bekannteste ist, dass SiJiu (死舅 – toter Onkel) von dem ähnlich klingenden si (思 – denken) und jiu (旧- alt) stammt, das zusammengenommen „an früher denken“ (also an die Qing-Zeit) bedeutet.

Heute
Kein moderner Han-Chinese wird heute einen Zopf tragen. Ausnahmen sind einige der Minderheiten wie die Tibeter. Diese kann man manchmal mit langen Haaren sehen, die z.B. als eine wie aus Dreadlocks bestehende hohe Frisur wirkt.
Auch die jungen Leute oder Künstler lassen sich gerne mal die Haare wachsen. Aber niemals zu einem langen Zopf.
Zopf auf Chinesisch:
辫子 • biànzi = der Zopf
Haarige Links:
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Ein sehr interessanter Artikel, vielen Dank. LG Marie