Einen Hund adoptieren in China

Ausgerechnet ich werde gerade in den letzten Wochen gefragt: „Kann man einen Hund adoptieren in China – wie kriege ich ihn nach Deutschland?“

Ist das wirklich Euer Ernst?

Ein armer Hund

Ist es nicht genug, die traurigen Hunde in deutschen Tierheimen zu sehen? Die armen Viecher, die völlig vernachlässigt wurden – von deutschen Herrchen oder Frauchen. Oder kurzfristig zur Vertreibung der Langeweile gekauft und dann, als man merkte, dass die auch Dreck und Arbeit machen, einfach wieder ausgesetzt hat?

Hund in Peking. Solch einen Hund adoptieren die wenigsten. Ein  großer Chowchow auf den Armen seines Frauchen, damit er mit eisigen und dreckigen Boden nicht in Berührung kommt.
So sehr lieben manche Chinesen ihre Hunde, dass sogar so ein Riesenvieh über die vereiste Straße geschleppt wird.

Wenn ihr kein Interesse an einem Hund aus Deutschland habt, gibt es doch schon im europäischen Ausland genügend Hunde, die dankbar sind, in eine gute Familie zu kommen.

Einen Hund adoptieren und, vor allem in Zeiten von Corona, mit dem Flugzeug nach Deutschland zu bringen, ist unglaublich aufwändig. Vor allem gibt es ja nicht so viele Menschen, die fliegen und bereit wären, ein fremdes Tier mitzunehmen.

Ausserdem wird es in gar keinem Fall ein Hund sein, den Ihr vor dem Suppentopf rettet. Die werden meistens speziell dafür gezüchtet und die bekommt Ihr eher nicht zu Gesicht.

Einen Hund, den man als Haustier halten kann, wird man in China pflegen und hegen, wie das auch in Deutschland der Fall wäre. Oder genauso falsch verhätscheln. Mir kommt das immer so vor als würden wir sagen, Ihr könnt das nicht, wir zeigen euch, wie es geht.

Das gilt letztlich für alle Tiere, auch für Katzen oder andere.

Noch eins:

„Manch zurückkehrende Expats konnten diesen Sommer ihre Hunde (die seit Jahren zur Familie gehören – keine fremden Tiere, von denen man ein paar aufgehübschte Fotos gesehen hat) nicht wie geplant direkt mit nach Hause nehmen. Wegen der Pandemie wurden Flüge abgesagt, Hundeplätze in den Fliegern sind begrenzt, und wenn die dann mit der Ware Hund besetzt sind, war für Familienhunde bei den Umbuchungen kein Platz mehr. Hier ging es dann nicht ohne Hilfe von Foster-Familien und Tierpensionen (nicht billig) – das ist total ärgerlich und traurig für Hund, Kind(er) und Eltern.“ , schrieb mir eine Freundin 2021 in einem Kommentar zu meinem Artikel. Sie lebt in Peking und hat da noch mehr Einblick als ich.

Ein Kind adoptieren?

Eine Frage, die ich auch manchmal höre. Sorry, auch das halte ich für eine schlechte Idee. Vor allem jetzt in Zeiten der Pandemie, wo man selbst nicht hinfliegen kann. Ja, ich wurde sogar mal gefragt, wie man die strikten Adoptionsgesetzte in China umgehen kann. Nein, kann man und sollte man nicht.

Ich weiß, dass es in Deutschland sehr schwierig ist, ein Kind zu adoptieren. Das ist auch gut so. Schließlich will man nach Möglichkeit das Beste für das Kind, und das wird sorgfältig geprüft.

Deshalb sollte man sich das Ganze gut überlegen. Ich kann da jedenfalls nicht helfen.

Links

Wenn Du Dich für etwas Gutes engagieren willst, die Welt ein bisschen besser machen möchtest, wie wär’s mit ehrenamtlicher Mitarbeit bei der Bahnhofsmission oder beim örtlichen Tierschutzverein?

Ulrike

4 Gedanken zu „Einen Hund adoptieren in China“

  1. Hi Ulrike,

    oh, ein Thema, dass mich derzeit auch oft verärgert! Dieser Tiertourismus sorgt für mehr Probleme als er löst.

    Ich vermute, dass da ein paar gut meinende Menschen mit viel Zeit einem zunehmend erfolgreichen Business auf den Leim gehen. Sie wollen Gutes tun, richten aber mehr Schaden an als es nutzt.

    Manch zurückkehrende Expats konnten diesen Sommer ihre Hunde (die seit Jahren zur Familie gehören – keine fremden Tiere, von denen man ein paar aufgehübschte Fotos gesehen hat) nicht wie geplant direkt mit nach Hause nehmen. Wegen der Pandemie wurden Flüge abgesagt, Hundeplätze in den Fliegern sind begrenzt, und wenn die dann mit der Ware Hund besetzt sind, war für Familienhunde bei den Umbuchungen kein Platz mehr. Hier ging es dann nicht ohne Hilfe von Foster-Familien und Tierpensionen (nicht billig) – das ist total ärgerlich und traurig für Hund, Kind(er) und Eltern.

    Aber selbst ohne diesen Hunde-Platz-Engpass durch die Pandemie – es hat mit Tierschutz absolut nix zu tun, Tiere zu adoptieren, die man nie zuvor gesehen hat (wenn die Live-Chemie nicht stimmt, geht’s dann an die deutsche Autobahnraststätte?). Für die Tiere ist die lange, weite Flugreise ein unglaublicher Stress, der sie richtig krank machen und verstören kann – das muss man sich eh sehr genau überlegen, ob man das (s)einem Tier antut.

    Und wer nicht glaubt, dass es sich um ein lukratives Business handelt, kann mir ja gerne mal erklären, warum es nie die hässlichen quer-durch-die-Nachbarschaft-Mischlinge sind, sondern die immer gleiche putzige Fußhupe, mit denen man in allen sozialen Medien und Kanälen vollgespammt wird.

    Zum Thema Adoption: vor ein paar Jahren hatte ich Kontakte zu einem Waisenhaus für verlassene, behinderte Kinder – da hieß es immer, dass Deutsche keine chinesischen Kinder adoptieren dürfen, Amerikaner schon. Auch wenn das blöd ist (und das deutsche Adoptionsrecht sicherlich eh mal angeguckt werden muss), sich über diese Gesetze hinwegzusetzen schafft mit Pech noch mehr Probleme und hilft dem Kind gar nicht, wenn es hin- und her geschoben wird.

    LG Linni

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