„Juxtaposition“ – Vom katholischen Kindergarten zum buddhistischen Tempel
Die Weekly Photo Challenge von WordPress hieß „Juxtaposition“. Leider gibt es die WPC nicht mehr. Trotzdem lasse ich den Artikel so, wie er ist.
Diesmal musste ich zunächst nachgucken, was „Juxtaposition“ überhaupt heißt.
Wikipedia: „Eine Juxtaposition (von lat. iuxta „dicht daneben“, „nebenan“ und positio „Lage“, „Stellung“) bedeutet eine enge Nachbarschaft, zum Beispiel zweier Hirnzonen (in der Anatomie) oder zweier Befindlichkeiten (etwa „Lieb und Leid“). Wichtig ist dabei, dass beides einander nahe liegt, aber durchaus voneinander zu unterscheiden ist und sogar voneinander völlig unabhängig sein kann. Von einer Juxtaposition auf eine Beziehung zu schließen ist im Allgemeinen ein logischer Fehlschluss.“
Und dann musste ich nachdenken, ob ich zu diesem Thema etwas beitragen kann. Hier nun mein Foto und die Geschichte dazu:
Kindheitserinnerungen
Bis zu meinem 12. Geburtstag lebte ich in Dortmund-Kley, einer damals ländlichen Gemeinde mit Bauernhäusern und weiten Feldern. Die katholische Kirche war für uns Kinder sehr interessant: Wenn dort Hochzeiten statt fanden, streute die Braut Pfennige, die wir gerne aufsammelten, während wir die schönen Brautkleider bewunderten. Weihnachten gab es immer eine prächtige Krippe zu bestaunen.
Gleich nebenan befand sich der katholische Kindergarten, den ich und meine Schwestern besuchten. Wir waren evangelisch. So sind auch meine Erinnerungen an den Kindergarten und die Nonnen nicht nur schön. Aber ich liebte das Spielen mit anderen Kindern. Da traten andere Probleme in den Hintergrund.
Es war eine schöne Kindheit in Dortmund, voller Abenteuer in dem kleinen Wäldchen hinterm Haus und voll Gelächter und Spielen mit den Freunden aus der Nachbarschaft.
Die Kirche heute – enge Gegensätze dicht beieinander
Nach mehr als 45 Jahren bin ich zurückgekehrt, neugierig und auch ängstlich. Was würde ich wiedererkennen? Gab es die Spielplätze meiner Kindheit noch?
Das Haus, in dem wir wohnten, steht nicht mehr. Der Bahnhof, von dem ich damals zum Gymnasium gefahren bin, ist völlig verschwunden. Aber meine alte Volksschule habe ich gefunden und den Friedhof. Da wo einst das Wäldchen war, ist jetzt ein Gewerbegebiet, mit IKEA, REAL, Metro und Co.
Am meisten hat mich aber der Besuch der Kirche beeindruckt. Man hatte die Kirche geschrumpft! Aus dem mächtigen Gebäude ist eine recht kleine Kapelle geworden. Dass die Kirche niemals einen Kirchturm besaß, ist mir als Kind gar nicht aufgefallen! Und katholisch ist die Kirche auch nicht mehr, sondern russisch-orthodox. Srpska Pravoslavna Crkva heißt sie.
Die große Überraschung kam, als ich meinen alten Kindergarten wiedersah! Das flache unscheinbare Gebäude steht noch. Aber darin befindet sich heute ein thailändisch buddhistischer Tempel! Da ich mich dem Buddhismus verbunden fühle, war es, als ob ich alte Bekannte begrüßte. Der Anblick erfüllte mich mit Freude. Der Tempel heisst Wat Dhammabarami und hat auch eine Webseite.
2012 war mein Besuch dort und noch einmal hat sich die Gegend verändert. Ich werde wohl nicht mehr dorthin zurückkehren und alles so in Erinnerung behalten, wie ich mich an meine Kindheit erinnere.
Update 2022: Es ist schon erstaunlich, was Google Maps so offenbart! Ein Burger King und ein McDonalds befinden sich nun ungefähr dort, wo ich als Kind Bonbons kaufte. Das Industriegebiet hat sich auf die Felder vor unsrem Haus ausgebreitet.
Links
- So verneige ich mich vor Buddha
- Meine Reisen als Kind
- Reisen als es noch kein Internet gab
- Was mich das Reisen gelehrt hat
Der Artikel erschien zuerst im Januar 2014.
Weitere Impressionen:
- Die Taklamakan-Wüste, geheimnisvoll und abenteuerlich - 1. Dezember 2024
- Deutsches Zollmuseum Hamburg - 26. November 2024
- China Visum – ein Rückblick - 22. November 2024
🙂
Das ist eine schöne Geschichte! Und dass aus dem Kindergarten ein buddhistischer Tempel geworden ist, finde ich auch sehr schön. 🙂
Liebe Grüsse
Charlotte
PS Ja, was würden wir ohne Suchmaschinen machen. *lach*
Sehr schön. Ich hab auch in Wiki geschaut, war mir etwas unschlüssig…
😉