Margiana – ein Königreich der Bronzezeit in Turkmenistan

Margiana Turkmenistan?

Bislang waren das weisse Flecken auf meiner persönlichen Landkarte. Turkmenistan ist auch heute noch ein Land, über das wenig bekannt ist und das auch nicht gerade auf den gängigen Reiserouten durch Zentralasien liegt. Rund 95% des Landes bestehen aus Wüsten: Die Karakum (Schwarze Sandwüste) und die Kysylkum ( Rote Sandwüste). Das Land wird autoritär regiert.

Die Hauptstadt Ashkabat glänzt durch Prachtbauten des Präsidenten Gurbanguly Berdimuhamedow und seines Vorgängers, deren Regierungsstil man als diktatorisch bezeichnen kann. Das alles macht Turkmenistan nicht zu einem beliebten Reiseziel in Zentralasien. Alleine die alte Stadt Merv im Südosten zeigt einen Hauch von Orient und Seidenstraße.

Flowers of Usbekistan: Distel. Die Pflanze, die auch Margiana prägte.
Wüstenvegetation

Margiana – Ein altes Königreich in Turkmenistan

Ca. 80 Kilometer von Merv entfernt gräbt man bei Gonur Depe seit den 1950er Jahren eine riesige Fläche aus. Die Funde reichen von einfachen Wohngebieten bis zu Palästen und Königsgräbern. Dabei hat man erstaunlich wenig große Funde gemacht.

Heute ist das Gebiet um Gonur Depe wüstenartig. Früher lag der Ort am Fluss Amudarja. Man erklärt sich die geringe Funddichte damit, dass die Bewohner, als die Gegend immer mehr austrocknete, alles, was sie tragen konnten, mitnahmen. Das geschah ca. um 1.700 v.Chr. Wohin die Margiana-Kultur verschwand, weiß man auch heute noch nicht genau.

Margiana Turkmenistan: Widder aus Marmor

Die Margiana-Kultur blühte vor 4.000 Jahren zur gleichen Zeit wie einige bekannte Hochkulturen: In Ägypten herrschte das Mittlere Reich und erlebte mit dem herausragenden Pharao Sesostris I. eine Blütezeit in Kunst und Kultur. Auch die Indus-Kultur mit der berühmten antiken Stadt Mohenjo-Daro erlebte eine kulturelle Hochzeit um 2.000 v.Chr. In Persien und China gab es ebenfalls schon große städtische Kulturen. Nicht zu vergessen die Minoer und Hethiter.

Margiana im Archäologischen Museum Hamburg

Mit der Ausstellung im Archäologischen Museum Hamburg hatte ich nun die Gelegenheit, einen Blick auf das wenig bekannte Turkmenistan und die beeindruckende Margiana-Kultur zu werfen. Die Fotografin Herlinde Koelbl reiste mit dem Ausstellungsteam 2018 nach Turkmenistan. Dadurch kommen wir nun in den Genuss, die Ausstellungsstücke vor dem Hintergrund des modernen Turkmenistan zu sehen. Die bunten Fotos aus dem Alltag der einheimischen Bevölkerung bilden einen eindrucksvollen Hintergrund.

Die meisten ausgestellten Funde sind relativ klein, manche geradezu winzig. Trotzdem kann man diese spektakulär nennen, denn sie sind Zeugen einer großen untergegangenen Kultur. Ähnlichkeiten mit zeitgenössischen anderen Hochkulturen sind kein Zufall. Schon damals gab es weitreichende Handelsbeziehungen. So kann man Lapislazuli aus Afghanistan erkennen und Edelsteine aus anderen Regionen der Welt. Auch die Formensprache wirkt bei manchen Artefakten familiär.

Eine uralte Wasserleitung!

Mich beeindruckte auch die unscheinbare Tonröhre, die erst bei genauerem Nachdenken zeigt, wie spektakulär sie ist: Denn es handelt sich um die Überreste einer antiken Wasserleitung! Fließend Wasser in allen Häusern vor 4.000 Jahren!! Und was war im damaligen Germanien los?

Margiana Turkmenistan, geflügelter Löwe
Mosaik aus einem Königsgrab: Das erinnert doch an Babylon
Silbergefäss - Margiana Turkmenistan
Das sieht vertraut aus: Gefäße mit Kanneluren – wie im Mittelmeerraum. Doch diese hier waren anscheinend keine Gefäße, sondern Aufsätze auf Zeremonialstäben, die man in den Königsgräbern gefunden hat.

Die Ausstellung „Margiana – ein Königreich der Bronzezeit in Turkmenistan“ ist noch bis zum 17.02.19 im Archäologischen Museum Hamburg zu sehen. Danach wandert die Ausstellung nach Mannheim weiter.

Der Community Abend

Mir hat die Ausstellung sehr gut gefallen. Es ist doch toll, welche Möglichkeiten man heute hat, ein Land, eine Kultur kennenzulernen, ohne weit zu reisen! Es ist eine große Ausnahme, dass die wertvollen Funde das Land überhaupt verlassen durften. Auch der Louvre in Paris und das Britische Museum hatten sich um die Ausstellung beworben. Den Zuschlag erhielten Berlin, Hamburg und Mannheim.

Dies und noch viel mehr erfuhren wir am Community-Abend, zu dem das
AMH Blogger und Social-Media-Leute eingeladen hatten. Der Einführungsvortrag vom kaufmännischen Geschäftsführer Thorsten Römer begeisterte sofort. Herr Römer schilderte mit glühenden Worten die Bedeutung der Ausstellung. Dabei fiel öfters das Wort „spektakulär“. Bei der kompetenten Führung durch Althistoriker Dominik Kloss konnten wir uns anschließend selbst davon überzeugen, wie spektakulär die Ausstellung ist. Herzlichen Dank auch an Katrin Schröder, die mal wieder alles hervorragend organisiert hatte!

Infos

Infos (Stand Januar 2019)
Eintrittspreis: € 6,-

Öffnungszeiten: Di – So 10:00 – 17:00 Uhr

zur Webseite

Links

Impressionen

Tierschale - Margiana Kultur
Es mag vielleicht weit hergeholt sein, aber diese Art der Verzierung erinnert mich an ähnliche auf Bronzegefäßen aus China
Gefäße und Teller, hergestellt auf einer Töpferscheibe.
Gefäße und Teller, hergestellt auf einer Töpferscheibe
Ton-Amphoren aus Margiana.
Mich faszinieren die glatten Oberflächen und die perfekte Form dieser Gefäße
Eine silberne Gewandnadel in Form eines Kamels
Eine silberne Gewandnadel
Ulrike
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3 Gedanken zu „Margiana – ein Königreich der Bronzezeit in Turkmenistan“

  1. Ich habe letztens eine Dokumentarserie gesehen, in der der Hauptcharakter nach Turkmenistan (genauer Ashkabat) gereist ist. Es war so futuristisch, aber kaum Mebschen. Erschreckend und faszinierend zugleich. Die Regierung finde ich persönlich auch nicht besonders gut. Aber reizen würde mich dieses Land bzw. Die Hauptstadt tatsächlich schon.

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