Stade, diese wunderschöne kleine Stadt, liegt eine knappe Stunde vom Hamburger Hauptbahnhof entfernt. Genau das richtige Ziel für einen Tagesausflug.

Stade und seine Geschichte
Stade entstand durch einen Anlegeplatz an der Schwinge, einem Flüsschen, das unweit von hier in die Elbe mündet. Der Name bezeichnet ein Ufer oder auch einen natürlich Hafen.
Die Schwinge
Die Schwinge ist ein 28,7 Kilometer langer, linksseitiger Nebenfluss der Elbe in Niedersachsen. Er mündet bei Stadersand in die Eibe. Vom Spätmittelalter bis in die 1950er Jahre wurde die Schwinge für den Gütertransport genutzt. Sie konnte allerdings nur von flachen. kleinen Schiffen, den Ewern, benutzt werden. So kam Stade im Gegensatz zu Hamburg nicht als Hochseehafen infrage.
Die Schiffe, die Erze für die Aluminiumfabrik bringen, liegen vor Stadersand.
Hansestadt Stade
Bis zum frühen Mittelalter ist nicht viel bekannt. Auch im Museum findet sich nicht viel aus Vor- und Frühgeschichte.
Dann wurde um 900 n.Chr. eine Burg errichtet, die Stade von einiger Bedeutung für die Seefahrt entlang der Elbe machte. 994 wurde die Siedlung von den Wikingern geplündert und Stade als Stethu das erste Mal schriftlich erwähnt. Um 1000 bauten die Einwohner die natürliche Schiffslände zum heutigen Alten Hansehafen aus.
1209 verlieh Kaiser Otto IV. Stade das Stadtrecht. Ende des 14. Jahrhundert wurde die Stadt Mitglied der Hanse.
Ende des 14. Jahrhunderts wurde Stade Hansestadt, was sich positiv auf den Handel auswirkte. Seitdem war Stade auch immer Streitobjekt zwischen Dänen und Schweden.

Ein Großbrand 1659 zerstörte zweidrittel der Stadt. !712 erlitt Stade weitere Zerstorungen durch ein Bombardement der Dänen. Als Folge davon endete die schwedische Herrschaft. 1715 wurde Stade Teil des Kurfürstentums Hannover.
So prägt auch heute die wechselhafte Geschichte das Stadtbild von Stade.
Mein Besuch
Eine kurze Bahnfahrt führte mich in die kleine Stadt so nah bei Hamburg und noch nie besucht! Vom Bahnhof aus ist es nur ein kurzer Fußweg in die Altstadt.
Altstadt
Stade verfügt über eine schöne Altstadt, deren meisten Häuser nach dem Brand von 1652 entstanden sind.
Rathaus

Der Bau stammt im Wesentlichen aus dem 17. Jahrhundert, als man es nach dem großen Brand wieder aufbaute. Es sind aber auch alte Gewölbe von 1279 erhalten, die als ältester Weinkeller in Norddeutschland zählen.
Die Inschrift über dem Portal bezieht sich auf die oberhalb angebrachten Figuren: Links Prudentia, die Klugheit mit Spiegel und Schlangen, und rechts Justitia, die Gerechtigkeit mit Waage und Schwert und unverbundenen Augen.
Übersetzung der Inschrift: „Gerechtigkeit und Frömmigkeit, Friede und Eintracht mögen blühen.“ Zwei Löwen halten das schwedische Königswappen, darunter ist das kleinere Stadtwappen zu sehen.
Früher befanden sich im Untergeschoss Läden und Geschäfte, während darüber Ratsversammlungen und Gerichtssitzungen stattfanden.
Hansehafen
Da die Kirchen geschlossen waren, gingen wir zügig weiter zum alten Hansehafen. Hier liegt das Zentrum Stades, auch wenn der Hafen recht klein wirkt. Am einen Ende begrüßt uns der Kran und am anderen der Schwedenspeich. Dazwischen liegt das ehemalige Hafenbecken.
Der Tretkran
Am früheren Standort des Stader Salzkrans von 1661 wurde 1977 ein Tretkran errichtet, allerdings ohne die innere Mechanik. Das baufällige Original war 1898 abgerissen worden.

Heute hat man darin ein kleines Museum eingerichtet, das von Ehrenamtlichen liebevoll betreut wird. Sie informieren gerne über die Geschichte und den alten Hafen.
Der Hansehafen

In dem Hafen konnten, wie man sieht, nur kleine Schiffe – die Ewer – anlegen.
Bürgermeister Hintze-Haus
Unter den Häusern am Hafen sticht eines durch seine prachtvolle Fassade raus: Das Bürgermeister Hintze-Haus. Ursprünglich handelt sich sogar um ein Haus vor dem großen Brand, das die Katastrophe überstand.

1621 ließ der Stader Bürgermeister Hintze eine aufwändig gestaltete Zierfassade im Stil der Weserrenaissance vor das Haus setzen. Nach etlichen Überschwemmungen war das Gebäude baufällig geworden, sodass es 1930 abgerissen werden musste. Doch die alte schöne Fassade blieb erhalten. So konnte das Haus 1933 wieder in alter Pracht aufgebaut weren.
Der Schwedenspeicher
Der Schwedenspeicher dominiert mit seinem breiten kompakten Stil den Hafen. Er wurde 1703 erbaut und dient seit 1977 als städtisches Museum.
Ab 1692 wird direkt am heutigen Alten Hafen mit dem Bau des neuen Provianthauses für die schwedische Garnison begonnen. Nach längerer Baupause wird der Speicher erst 1703-05 fertiggestellt. Zunächst wollte man den Speicher abreißen, den Hafen zuschütten und Parkplätze bauen.

Welch eine katastrophale Vorstellung! Doch die Stader entschieden sich, das Gebäude zu renovieren und ein modernes Museum draus zu machen.
Im obersten Stockwerk gibt es die Ausstellung zur Ur- und Frühgeschichte, die ich bekanntlich am interessantesten finde. Dort kann man eine Moorleiche bestaunen, den Mann von Obenaltendorf aus dem 3. Jahrhundert v.Chr. Ich fand es wichtig, dass man die Kleidung und Schuhe kennt, die trotz widriger Umstände teilweise rekonstruiert werden konnten.

Vier bronzene Räder, die 3000 Jahre alt sind, haben mich durch ihre gute Erhaltung überrascht.
Der 1. Stock ist ganz der Stadtgeschichte gewidmet mit Schiffsmodellen und u.a. einen ausführlichen Dokumentation der Auseinandersetzung der Hansestadt mit den englischen „Merchant Adventurers“. Letzeres war ein regelrechter Handelskrieg. Sehr spannend!
Sehr spannend war auch die Sonderausstellung „Stader Wege in den Himmel“ über die zahlreichen Pilgerwege duch Norddeutschland. Bei Ausgrabungen wurden die interessanten Pilgerabzeichen gefunden, die man hier besichtigen konnte. Sie zeigt, wie lebendig das Pilgern war, bis es durch die Reformation zum Erliegen kam. Leider ist die Ausstellung jetzt beendet.
Besonders wird das Museum dadurch, dass die Ausstellungen mit modernen Mitteln die Geschichte nahebringen. In besonderen „Kabinen“ kann man den Geschichten lauschen und auf entsprechenden Tafeln das Geschehen verfolgen. Dadurch wird die Geschichte Stades sehr lebendig.
Info: Es gibt ein Ticket, das für 8,- Euro Eintritt in alle Museen in Stade gewährt. U.a. auch das Freilichtmuseum.
Die Kirchen
Stade hat in der Innenstadt zwei Kirchen der Backsteingotik
- Kirche Ss. Cosmae et Damiani, von den Stadern meist nur „Cosmae-Kirche“ genannt, mit einer bedeutenden Hus/Schnitger-Orgel.
- Kirche St. Wilhadi mit der Erasmus-Bielfeldt-Orgel
Doch was soll ich erzählen. Auch bei unserem zweiten Versuch blieben uns die Tore verschlossen, obwohl an der Tür stand, sie seien geöffnet. Schade! Aber so muss ich eben noch mal wieder kommen.

Übriges, nicht geschafftes
Also bummelten wir noch ein wenig durch die Gassen, vorbei an schönen Fachwerkhäusern. Wir warfen einen Blick auf das Freilichtmuseum, das etwas unbesucht aussah.

Und wir gönnten uns eine ausführlich Kaffeepause im Altstadt-Cafe. Sehr empfehlenswert!

Schließlich ging es nach dem tollen Ausflug nach Hause.

Links
- Tagesausflüge nach Buxtehude und Mölln
- Cuxhaven
- Die schnuckelige Kirche von Breklum
Impressionen




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Liebe Linni, das ist wirklich eine gut Idee, dass ich noch mehr Stadte aus dem Umland von Hamburg vorstelle. Der nächste kommt bestimmt. LG Ulrike
Hachja! Meine Mutter hat einige Jahre in Stade gelebt, von daher war ich früher relativ oft dort. Mit Kind und Kegel habe ich es allerdings vorgezogen, mit dem Auto zu fahren – was von Hamburg aus aber eine wirklich schöne Tour durchs Alte Land ist. Stade ist aber tatsächlich auch gut mit der Bahn zu erreichen.
Bin gespannt, welche Städte aus dem Umland du noch vorstellen wirst!
Schönes Städtchen. Ich war auch noch nie in Stade.