Die Yinxu Ruinen sind eine spektakuläre Entdeckung bei Anyang in der Provinz Henan. Im Dezember 2017 wurden die Orakelknochen-Inschriften von Yinxu in das UNESCO Memory of the World Register aufgenommen.
Yinxu Ruinen und die Orakelknochen
Ich bin ganz stolz darauf, dass ich das schöne Ausgrabungsgelände im November 2017 besucht habe. Übrigens sind die Ruinen aus der Shang Dynastie, die aus der Zeit zwischen dem 14. und 11. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung stammen, schon seit 2006 in die Liste des UNESCO Weltkulturerbes aufgenommen.
Um das hier dreht sich alles in der Stadt Anyang (Henan): Orakelknochen mit den frühesten Schriftzeichen Chinas. Auf den Bauchpanzern von Schildkröten hat man vor mehr als 3.000 Jahren nicht nur Gebete oder wichtige Opfertexte aufgeschrieben. Übrigens konnte man nachweisen, dass manche Panzerplatten von weither importiert wurden. Ein besonders großer stammt aus Malaysia.
Von rund 4.500 alten Schriftzeichen konnte man ca. 1.500 entziffern und ihre Entwicklung bis heute nachvollziehen.
Das dritte Zeichen von links bedeutet übrigens „schwanger„.
Bei allen wichtigen Ereignissen wie u.a. auch Eheschließungen oder wichtigen Verträgen ritzte man die entsprechenden Zeichen und Sätze nicht nur in Schildkrötenpanzer sondern auch in andere flächige Knochen wie z.B. Schulterblätter von Rindern.
Dann setzte man die Knochen einem Feuer aus. Die dabei entstehenden Spalten und Linien wurden anschließend von den Priestern entsprechend ausgelegt. Damit können Wissenschaftler auch heute noch vieles aus der Zeit vor mehr als 3.000 Jahren herauslesen.
Entdeckungsgeschichte
Als er auf einem Fossil Zeichen entdeckte, glaubte er, darin eine antike Schrift erkannt zu haben. Seine Kollegen Luo Zhenyu und Wang Guowei – Fachleute für antike Schriftzeichen – fanden heraus, dass die Knochenrudimente aus der Shang-Dynastie (16. bis 11. Jh. v. Chr.) stammen. Zu jener Zeit gab es noch kein Papier, deshalb schnitzte man mit einfachen Werkzeugen auf Brustbeinen großer Tiere oder auf Schildkrötenpanzern ein, was man festhalten wollte. Quelle: german.china.org.cn
2019 feierte man das 120jährige Jubiläum der Entdeckung.
Das Museum der Yinxu Ruinen
Die sorgfältig ausgegrabenen Ruinen von Yinxu liegen in einem Vorort von Anyang.
Seit 1928 gräbt man dort aus. Dabei sind nicht nur zahlreiche Gruben mit mittlerweile rund 15.000 Orakelknochen zutage gekommen, sondern auch tausende Gegenstände aus Bronze, Jade und Stein.
Die eigentlichen Ruinen, also Mauerreste u.ä., sieht man nicht mehr. Aber in dem schönen gepflegten archäologischen Park sind einige Grundrisse nachgezogen. Ein modernes hochinteressantes Museum zeigt die schönsten der ausgegrabenen Kunstwerke. Alles ist sorgfältig auch mit englischsprachigen Beschreibungen versehen.
Bronzeguß
Als ich mich bei meinem Besuch gerade frage, wie man vor 3.000 Jahren so detailreiche (und große) Bronzekessel herstellen konnte, finde ich auch schon eine Tafel, auf der u.a. mit Zeichnungen genau dies erklärt wird.
Eine erstaunlich weit entwickelte Bronzeguss-Technik, bei der die Legierung durch Zugabe von Blei zur gewöhnlichen Kombination aus Kupfer und Zinn größere Festigkeit erhielt, konnte so größere und schwerere Objekte als zuvor schaffen.
Mich erinnern die seltsamen Gesichter der Bronzen an welche, die ich in Sanxingdui bei Chengdu gesehen habe. Auch diese sind mehr als 3.000 Jahre alt und riesig.
Obwohl die Menschen damals über kostbare Jade und Gold verfügten, so war anscheinend das gängige Zahlungsmittel die Kauri-Muschel. Davon hat man große Mengen in Horten gefunden.
In Yinxu und Umgebung hat man bei den Ausgrabungen die Reste von 50 Kaiserpalästen, über zehn Ahnentempeln, elf Grabstätten von Yin-Königen und mehr als 8000 sonstigen Gräbern gefunden. Darunter auch einige Pferdewagen.
Die Streitwagen
Die sechs Kutschen bzw. Streitwagen aus der Yin-Zeit, die man in einer separaten Halle zeigt, hat man von verschiedenen Stellen zusammengetragen. Sie scheinen erstaunlich gut erhalten zu sein. Doch wenn man genauer hinschaut, kann man erkennen, dass es sich eigentlich nur um die Formen handelt.
Das Holz ist lange vergangen. Doch Räder und Holzkasten haben ihren Abdruck im festen Sand und Lehm hinterlassen. Diese wurden sorgfältig frei gelegt und konserviert. Beeindruckend, wie frisch und komplett sie aussehen!
Bei den Resten der Streitwagen lagen die Skelette der Zugpferde und in Einzelfällen auch die der Kutscher.
Der gute Erhaltungszustand bietet die Möglichkeit, sich ein authentisches Bild dieser Wagen zu machen:
Die chinesischen antiken Streitwagen wurden in der Regel von zwei Pferden gezogen und waren damit leicht, schnell und wendig. Sie wurden vor allem als wichtiger Teil des Heeres bei Schlachten genutzt.
Ich bin sehr beeindruckt! Doch das ist noch nicht alles!
Das Grab der Fu Hao
In dem schönen archäologischen Park der Yinxu Ruinen kann man das Grab der Fu Hao besichtigen. Ein ungeplündertes Grab aus der Shang-Dynastie (ca. 1800 bis 1100 v.u.Z.)! Die Shang-Dynastie ist die erste chinesische Dynastie, die zeitgenössische schriftliche Dokumente hinterlassen hat.
Eine bemerkenswerte Frau! In ihrem ungestörten Grab hat man unglaubliche Mengen an Grabbeigaben gefunden: Bronzegefäße, Waffen, Jadefiguren, Spiegel und 490 Haarnadeln. Mit ihr zusammen wurden 16 Menschen und 6 Hunde begraben. mehr
Der Archäologische Park bietet nicht nur hochinteressante Funde und Museen, sondern auch eine schöne gepflegte Parkanlage. In der Umgebung kann man weitere alte Königsgräber besichtigen. Das hab ich gar nicht mehr geschafft.
National Museum for Chinese Writing
Allerdings wollte ich noch das Schriftzeichen Museum sehen. Ich sage Euch gleich: Wenn man sich nicht wirklich intensiv für die Chinesischen Schriftzeichen, deren Entwicklung und für Kalligrafie interessiert, dann hat man in dem Museum der Yinxu Ruinen schon genug gesehen. Höhepunkte des Museums sind für mich allerdings die alten Druckmaschinen gewesen. Wie hat man bei den unzähligen Schriftzeichen früher chinesische Bücher und Zeitschriften gedruckt? Alte Maschinen und Fotos erläutern dies im Museum.
Infos
(Stand November 2021)
Yinxu Ruinen und Museum
Öffnungszeiten: 8:00 bis 18:00 Uhr
Eintritt: 70 RMB
Von der Innenstadt fahren Busse bis zur Haltestelle „Yinxu“. Bei mir war es Bus Nr. 11. Einfach im Hotel nachfragen!
Von Yinxu gibt es einen direkten Bus, der quer durch die Stadt zum Schriftzeichenmuseum fährt. Am besten lässt man sich im Hotel den Namen des Museums auf Chinesisch aufschreiben und zeigt dies jemandem.
中国文字博物馆
Die Leute sind sehr hilfsbereit und zeigen einem gerne den richtigen Bus. Auch im Bus ist der Zettel nützlich, damit der Busfahrer einem Bescheid gibt, wenn man aussteigen muss. Allerdings ist die markante Architektur des Museums kaum zu übersehen.
Links
- National Museum of Chinese WritingSeite des Museums in Englisch
- Das Schriftzeichenmuseum auf dem Bambooblog.
- Anyang Reisebericht
- Chinesische Sprache und Schriftzeichen
- Archäologie-Parks in China
- Archäologie – Nachrichten aus China
- Die Taklamakan-Wüste, geheimnisvoll und abenteuerlich - 1. Dezember 2024
- Deutsches Zollmuseum Hamburg - 26. November 2024
- China Visum – ein Rückblick - 22. November 2024
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Danke für den netten Kommentar!
Beste Grüße
Ulrike
Das hört sich ja toll an! Ein ganz besonderes Erlebnis abseits der Touristenpfade!
LG
Marthe