Hamburg blüht durch die Hanse

Die Hanse spielte für die Entwicklung Hamburgs eine zentrale Rolle und prägte die Stadt über Jahrhunderte hinweg wirtschaftlich, politisch und kulturell. Bereits im Mittelalter entwickelte sich Hamburg durch seine günstige Lage an Elbe und Nordsee zu einem wichtigen Handelsplatz. Kaufleute aus Hamburg beteiligten sich früh am Fernhandel, insbesondere mit Getreide, Salz, Fisch, Bier, Tuch und später auch mit Luxuswaren. Durch diese Handelsbeziehungen wuchs Hamburg zu einer wohlhabenden und einflussreichen Stadt heran.

Maritimes Museum Schiffsmodell

Die Hanse

Die Hanse war ein Zusammenschluss von Kaufleuten und später von Städten in Nord- und Mitteleuropa, der vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit bestand. Ihr Ziel war es, den Handel zu fördern und zu sichern. Entstanden ist die Hanse im 12. Jahrhundert, als Kaufleute begannen, sich gegenseitig auf gefährlichen Handelswegen zu schützen und gemeinsame Interessen durchzusetzen.

Im Laufe der Zeit schlossen sich über 200 Städte an, darunter Hamburg, Lübeck, Bremen, Köln und Riga. Die Hanse war kein Staat, sondern ein lockerer Bund ohne feste Regierung. Entscheidungen wurden auf sogenannten Hansetagen getroffen, bei denen Vertreter der Städte zusammenkamen.

Die Hanse kontrollierte wichtige Handelsrouten auf Nord- und Ostsee sowie entlang großer Flüsse. Gehandelt wurden unter anderem Salz, Getreide, Fisch, Holz, Pelze, Tuch und Bier. In wichtigen Handelszentren entstanden Kontore, also feste Niederlassungen der Kaufleute, etwa in London, Brügge, Antwerpen und Nowgorod.

Ab dem 16. Jahrhundert verlor die Hanse zunehmend an Bedeutung. Neue Handelswege, der Aufstieg nationaler Staaten und veränderte Wirtschaftsstrukturen schwächten den Einfluss des Bundes. Trotzdem hatte die Hanse großen Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung, die Stadtstrukturen und das Selbstverständnis vieler norddeutscher Städte, der bis heute nachwirkt.

Hansestadt Hamburg

Deichstraße

Als Mitglied der Hanse profitierte Hamburg von gemeinsamen Handelsprivilegien, sicheren Handelswegen und gegenseitigem Schutz. Besonders bedeutend war die Verbindung mit Lübeck, die als „Haupt der Hanse“ galt. Beide Städte arbeiteten eng zusammen und kontrollierten wichtige Handelsrouten zwischen Nord- und Ostsee. Der Hamburger Hafen wurde zu einem zentralen Umschlagplatz für Waren aus ganz Europa.

Beitritt: Hamburg schloss sich im 12./13. Jahrhundert dem Hansebund an (erste sichere Erwähnung 1189/1241).

Durch die Elbe hatte Hamburg Zugang zur Nordsee und war Bindeglied zwischen Seehandel und Binnenland. Die gehandelten Waren waren hauptsächlich:

Importe: Salz, Fisch (v. a. Hering), Getreide, Holz, Pelze

Exporte: Tuch, Bier, Metallwaren

Die Hanse stärkte auch die politische Selbstständigkeit Hamburgs. Die Stadt wurde zunehmend unabhängig von fürstlicher Herrschaft und entwickelte eine starke Kaufmannselite, die das städtische Leben bestimmte. Hamburger Kaufleute waren in Kaufmannshöfen und Bruderschaften organisiert. Wohlstand und internationale Kontakte förderten zudem kulturellen Austausch und den Ausbau von Infrastruktur, wie Hafenanlagen, Lagerhäusern und Kontoren.

Mit dem Niedergang der Hanse ab dem 16. Jahrhundert verlor das Bündnis zwar an Bedeutung, doch Hamburg konnte seine Stellung als Handelsmetropole behaupten. Der offizielle letzte Hansetag fand 1669 statt.

Die hanseatische Tradition von Weltoffenheit, Kaufmannsgeist und wirtschaftlicher Unabhängigkeit wirkt bis heute nach. Noch immer trägt Hamburg offiziell den Titel „Freie und Hansestadt“, der an diese prägende Epoche seiner Geschichte erinnert.

Die Hanse und die Seefahrt in Hamburg

Die Hanse und die Seefahrt waren für die Entwicklung Hamburgs untrennbar miteinander verbunden. Durch seine Lage an der Elbe mit Zugang zur Nordsee bot Hamburg ideale Voraussetzungen für den Seehandel. Bereits im Mittelalter entwickelte sich die Stadt zu einem wichtigen Hafen, von dem aus Kaufleute Waren in den gesamten Nord- und Ostseeraum transportierten. Die Seefahrt bildete dabei die Grundlage für den wirtschaftlichen Aufstieg Hamburgs.

Lübeck am Trave-Hafen
Lübeck

Als Mitglied der Hanse profitierte Hamburg von sicheren Seewegen, gemeinsamen Handelsabkommen und dem Schutz durch andere Hansestädte. Hamburger Kaufleute betrieben eigene Handelsschiffe, die regelmäßig Häfen in Skandinavien, im Baltikum, in den Niederlanden und in England anliefen. Typische Schiffe der Hansezeit, wie die Kogge, waren robust gebaut und eigneten sich besonders für den Transport großer Warenmengen über See.

Die Seefahrt prägte nicht nur die Wirtschaft, sondern auch das Stadtbild und das Leben der Menschen. Hafenanlagen, Werften, Speicherhäuser und Kaufmannshäuser entstanden in großer Zahl. Seeleute, Kaufleute und Handwerker bestimmten den Alltag der Stadt und sorgten für internationale Kontakte und kulturellen Austausch. Gleichzeitig war die Seefahrt mit Risiken verbunden, etwa durch Stürme, Piraten oder Schiffbrüche, weshalb der Zusammenschluss in der Hanse für zusätzlichen Schutz sorgte.

Auch als die Hanse ab dem 16. Jahrhundert an Bedeutung verlor, blieb die Seefahrt ein zentraler Bestandteil Hamburgs. Die in der Hansezeit gewonnenen Erfahrungen im Handel und in der Schifffahrt legten den Grundstein für Hamburgs späteren Aufstieg zu einer der bedeutendsten Hafen- und Handelsstädte Europas. Bis heute ist die maritime Tradition ein prägendes Element der Stadtgeschichte und Identität.

Maritimes Museum Schiffsmodell

Schiffe der Hanse

Die hanseatische Seefahrt nutzte vor allem:

  • Koggen (13.–14. Jh.)
    • breite, stabile Holzschiffe
    • ideal für Massengüter wie Getreide, Salz und Holz
  • später Holken und Kraweelen
    • größere Reichweite, mehr Ladung
    • besser für Nordsee und Atlantik geeignet

Hamburger Werften bauten und reparierten viele dieser Schiffe.

Handelsrouten

Hamburger Seefahrer befuhren:

  • Nordsee → England (London), Flandern (Brügge/Antwerpen)
  • Ostsee (über Lübeck) → Skandinavien, Baltikum
  • später auch Atlantikrouten (Spanien, Portugal)

Die Stadt war damit ein Knotenpunkt zwischen Nord- und Ostseeraum.

Kogge

Der Große Brand 1842

Der Große Brand von Hamburg 1842 war eine der schwersten Katastrophen in der Geschichte der Stadt. Er brach in der Nacht vom 4. auf den 5. Mai 1842 in der Deichstraße aus, vermutlich in einem Lagerhaus. Begünstigt durch starke Winde sowie die enge, überwiegend aus Fachwerk bestehende Bebauung breitete sich das Feuer rasend schnell aus und war erst nach vier Tagen unter Kontrolle.

Etwa ein Drittel der Hamburger Altstadt wurde zerstört. Rund 1.700 Häuser brannten nieder, etwa 20.000 Menschen verloren ihr Zuhause. Zu den zerstörten Gebäuden gehörten das alte Rathaus sowie mehrere bedeutende Kirchen, darunter St. Nikolai. Mindestens 51 Menschen kamen ums Leben.

Der Brand hatte tiefgreifende Folgen für Hamburg. Der Wiederaufbau erfolgte nach modernen städtebaulichen Prinzipien mit breiteren Straßen, neuen Bauvorschriften und verbesserten Maßnahmen zum Brandschutz. Dadurch wandelte sich Hamburg nachhaltig und entwickelte sich zu einer moderneren und sichereren Großstadt..

Es hat sich also nicht viel aus der Hansezeit in Hamburg erhalten. Hier ein paar Beispiele:

Alte Häuser

Zentrale Hanse-Gebäude in Hamburg

⚓ Hafen- und Handelsbauten

Kein einzelnes „Hansehaus“, sondern viele funktionale Gebäude prägten die Stadt.

🏛️ Kaufmanns- und Handelsgebäude

Hanseatische Kaufmannshöfe

  • Innenhöfe mit Lagerhäusern, Kontoren und Wohnräumen
  • Nähe zu Hafen und Fleeten (Kanäle)
  • Typisch: Backstein, schmale Giebel, Lastkräne an den Fassaden

Alte Börse (1558)

  • Treffpunkt der Kaufleute
  • Vertragsabschlüsse, Informationsaustausch
  • Symbol für Hamburgs Handelsmacht (späte Hansezeit)

🏗️ Speicher und Lagerhäuser

Speicher an den Fleeten

  • Lagerung von Salz, Getreide, Tuch, Fisch
  • Direkter Warenumschlag Schiff → Lager → Weitertransport
  • Vorläufer der späteren Speicherstadt

⛪ Religiöse Gebäude der Kaufleute

St. Nikolai (Hauptkirche der Seefahrer)

  • Schutzpatron der Seeleute
  • Treffpunkt für Kapitäne und Kaufleute
  • Symbol für Seefahrt und Handel

St. Katharinen

  • Kirche der Hafenarbeiter und Schiffer
  • Nahe am Hafen gelegen

🏰 Verteidigungs- und Hafenanlagen

Stadtmauer & Hafensperren

  • Schutz vor Piraten und feindlichen Flotten
  • Ketten und Sperren auf der Elbe

Kehrwieder & Brook

  • Historische Hafen- und Speicherinseln
  • Kern des mittelalterlichen Handelsviertels

🏠 Wohn- und Repräsentationsbauten

Patrizierhäuser

  • Wohnhäuser wohlhabender Kaufleute
  • Kombination aus Wohnen, Lagern und Handel
  • Schmale, hohe Backsteinfassaden

🔎 Was heute noch sichtbar ist

Erhalten oder rekonstruierbar:

  • St. Katharinen
  • St. Petri
  • Grundrisse der Kaufmannsviertel
  • Straßennamen (Brodschrangen, Deichstraße)

Tipp für heute

Die Deichstraße in Hamburg ist eine historisch bedeutsame, kurze Straße in der Altstadt, die am Nikolaifleet liegt und als eine der ältesten erhaltenen Straßen der Stadt gilt, mit wunderschön renovierten Kaufmannshäusern aus dem 17. Jahrhundert, die an Hamburg vor dem Großen Brand von 1842 erinnern und heute kleine Cafés und Geschäfte beherbergen. Sie verbindet das Rathausviertel mit der Speicherstadt und der HafenCity und ist ein beliebtes touristisches Ziel.

Links

Hanse in Dortmund
Meine Mutter, Gabriele Hecker, hat dieses Gemälde zur Hanse gemalt. Es wurde zusammen mit vielen anderen in einem Buch veröffentlicht.

Zuletzt aktualisiert vor 2 Stunden ago

Ulrike

Schreibe einen Kommentar