MARKK – das Völkerkundemuseum am Rothenbaum

Das ehemalige Völkerkundemuseum ist ein wunderbarer Ort, um sich in die Ferne zu träumen. Dabei steht die Abkürzung MARKK für Museum am Rothenbaum Kulturen und Künste der Welt.

Völkerkundemuseum von außen. MARK Museum am Rothenbaum.
(c) P. Schimweg/MARKK

Warum ist jetzt ein neuer Name nötig?

Das Museum schreibt dazu:

Der Begriff „Völkerkunde“ steht nicht mehr im Einklang mit der Identität, den Inhalten und den Zielen des Museums. Statt sich mit abgegrenzten „Völkern“ und „Ethnien“ zu beschäftigen, stellen ethnografische Museen heute Kulturen und deren Beziehungen untereinander in den Mittelpunkt.

„Das große Potential des Museums und seiner beeindruckenden Sammlung, die eng mit der historischen Identität Hamburgs verwoben ist, soll neu ausschöpft werden. Gleichzeitig will sich das Museum als reflexives Forum etablieren, das sich kritisch mit Spuren des kolonialen Erbes, mit tradierten Denkmustern und mit Fragen der postmigrantischen globalisierten Stadtgesellschaft befasst. Der Fokus liegt heute nicht mehr auf dem Beschreiben von Völkern. Vielmehr geht es um die kulturelle Verankerung des Menschen, um ein Verständnis von Zusammenhängen, Gemeinsamkeiten und Unterschieden und um die Vielfalt kultureller und künstlerischer Errungenschaften der Welt.

Die Neupositionierung ist ein andauernder und längerer Prozess, der das Haus in den nächsten Jahren begleiten wird. Ein wichtiger Schritt wurde mit der Umbenennung in Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt, kurz: MARKK gesetzt, die 2018 erfolgte. Jede neue Ausstellung und viele der Veranstaltungen und Angebote sind ein kleiner Baustein im großen Ganzen.“

Geschichte des Völkerkundemuseum

Es begann in den 1840er Jahren mit einer völkerkundlich Sammlung. Diese kam zuerstin der Gelehrtenschule in Hamburg unter, dann im Naturhistorischen Museum. Die Sammlung wuchs beständig. Es entsprach der Mode des 19. Jh. von Reisen und wissenschaftlichen Forschungsreisen viele Exponate mitzubringen. Ein Teil landete unsichtbar in den Archiver der Forschung. Doch die schönsten und bedeutendsten stellte man gerne aus.

Endlich, im Jahr 1912 bekam die immer größer werdende Sammlung ein eigenes Gebäude am Rothenbaum. Es etstanden die umfangreichen Ausstellungen aus Afrika und der Südsee.

!928 kam eine rassenkundliche Sammlung und das entsprechende Institut der Universität Hamburg hinzu.

(c) P. Schimweg/MARKK

Der 2. Weltkrieg brachte große Verluste der vermeintlich sicher untergebrachten Stücke. Danach hatte das Völkerkunde-Museum große Schwierigkeiten die Verluste an Artefakten, aber auch an Personal auszugleichen. Durch die Nähe zur Ideologie der Nazi erhielt es dazu wenig öffentliche Unterstützung.

Erst nach und nach gewann das Museum an Bedeutung. In den letzten Jahren stellte es sich der problematischen Provenienz-Forschung. Die bringt es mit sich, sich Gedanken darüber zu machen, alte, zum Teil unrechtmäßig erworbene Stücke den ursprünglichen Ländern zurückzugeben.

Provenienz, Restitution und Benin

Anhand von Benin wird die Problematik der Restitution deutlich: 1897 ging das Königreich Benin unter, als es von den Briten besetzt wurde. Dabei wurden tausende Kunstwerke aus Bronze, Elfenbein und Holz an zahlreiche Museen verteilt, u.a. auch an das Museum in Hamburg.

Kunstwerk ausBenin. Schlange, die sich in den Schwanz beisst.
(c) P. Schimweg/MARKK

Nun macht man sich mit dem Gedanken vertraut, diese Stücke zurückzugeben. Es sind herausragende Werke afrikanischer Kunst.

Das Museum schreibt dazu: „In Anbetracht ihrer geplanten Restitution wird die Benin-Sammlung des MARKK nun in ihrer Gesamtheit in einer Ausstellung gezeigt. Die Schau vermittelt neben Informationen zum britischen Kolonialkrieg und zur aktuellen Restitutionsdebatte verschiedene Perspektiven auf die ursprüngliche Bedeutung der Objekte, ihre herausragende künstlerische Qualität und ihren Stellenwert in der afrikanischen Kunst- und Kulturgeschichte. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Provenienz der Sammlung und ihre Verflechtungsgeschichte mit den Hamburger Handelsnetzwerken gelegt.“

Die Ausstellung wird ab dem 17.12.2021 gezeigt: Benin. Geraubte Geschichte

Ausstellungen

Eine weitere sehenswerte Ausstellung ist „Farbe trifft Landkarte“, die noch bis zum 30.01.22 zu sehen ist.

Das Museum am Rothenbaum zeigt die Ergebnisse eines innovativen Forschungsprojekts, welches in vielerlei Hinsicht einzigartig ist. Wie und warum wurden Landkarten in Europa und Ostasien vom 15. bis ins 20. Jahrhundert koloriert?

Das Museum zeigt Karten aus Japan und Korea aus dem 17. und 18. Jahrhundert von herausragender Qualität, die bislang viel zu wenig beachtet wurden.

Wutaishan, chinesische Karte Mitte 19. Jh. (c) P. Schimweg/MARKK

Meine Besuche im Museum am Rothenbaum

Beim Betreten des Museums fällt der Blick gleich auf das schöne alte Treppenhaus. Es schon sehr repräsentativ und spiegelt die Architktur des frühen 20. Jahrhunderts wider, die vor allem eins wollte: Repräsentieren.

Die Treppe führt zunächst einmal zu dem Vortragsraum, in dem ich 2009 die Ehre hatte, einen Vortrag über China halten zu können.

Ulrike beim Vortrag im Völkerkundemusem.

Auf den Treppenabsätzen führen Türen zu ständigen und besonderen Ausstellungen. Auch auf den Absätzen finden Veranstaltungen statt. Zum Beispiel das Streuen eines Sandmandalas, das Tibetische Mönche in tagelander Arbeit und Konzentration vor den Augen der Zuschauer entstehen ließen. Über allem wacht ein Foto seiner Heiligkeit dem Dalai Lama.

Sandmandala in Hamburg
Ein Sandmandala wird geschaffen

Die ständigen Sammlungen

Das Völkerkundemuseum zeigt Stücke von allen Kontinenten. Ich möchte hier nur einige herausgreifen, die mich besonders beeindruckt haben.

Da ist zunächst die Ausstellung aus Ozeanien und Australien zu nennen. „Rauru“, das um 1900 bei Whakarewarewa fertiggestellte und eingeweihte Versammlungshaus aus Neuseeland, ist in seiner Vollständigkeit in Europa einzigartig. Aber auch sonst geben die vielen Gegenstände aus Alltag und Besonderem einen aufregenden Einblick in die so ferne und exotische Welt.

Leider gibt es nur wenig chinesischer Herkunft, dazu um so mehr aus Korea und Japan. Auch Tibetisches wird gezeigt.

Entdeckung: Im Erdgeschoss, hinter Räumen für Sonderausstelungen befindet sich schmaler Gang, der es in sich hat! Ich kann mir kaum vorstellen, dass sich viele Besucher hierher verirren.

Hier befindet sich im Völkerkundemuseum „Die Inka-Gallerie und ihre Schatzkammern“ mit exusiten Goldobjekten. In einigen Vitrinen sind Vasen und andere Keramikgegenstände von ausgesuchter Schönheit ausgestellt. Seht selbst!

Leider gibt es keine Pressefotos und ich habe es versäumt, welche zu machen. Auf der Seite der Ausstellung könnt Ihr einen kleinen Eindruck davon bekommen.

Sonderausstellungen der Vergangenheit

Gerne erinnere ich mich an vergangene Ausstelungen, die manchmal auch überraschen. So zum Beispiel die Ausstellung „Unsichtbare Dinge„. Dabei wurden Dinge aus Deutschland und China gezeigt, die so selbstverständlich und normal sind, dass sie einem gar nicht mehr auffallen.

Unsichtbare Dinge, Ausstelung im MARKK

Andere Ausstellungen sind hervorstechend, weil sie Aspekte beleuchten, die wenig bekannt sind. So zum Beispiel „Eiszeiten: Die Menschen des Nordlichts“ , die das Leben und Schwierigkeiten der Inuit zum Thema hatten:

Eiszeiten Ausstellung im Völkerkundemuseum

Diese Ausstellung war in enger Zusammenarbeit mit dem Archäologischen Museum entstanden, das parallel die Ausstellung „Eiszeiten, Kunst der Mammutjäger“ zeigte.

Ach, ich könnte noch so viel schreiben! Aber seht selbst!

Hinter dem Völkerkundemuseum befindet sich das Restaurant Yu Garden, ein dem berühmten Yu Garden in Shanghai nachempfundenen Gebäude. Sehr sehenwert!

Infos

Eintrittspreise
Regulär € 8,50 Ermäßigt € 4,50 Preise für Veranstaltungen können variieren.

Reguläre Öffnungszeiten
Di bis So 10–18 Uhr
Do bis 21 Uhr
Montags geschlossen.

(Stand Dezember 2021)

Webseite des Museums

Links

Weitere Ausstellungen des Völkerkundemuseum

Ulrike
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