Pilze in China: Gibt es außer dem glibberigen schwarzen Mu’err-Pilz überhaupt welche? Ihr werdet überrascht sein über die Vielfalt der Pilze in China!
Pilze in China
Reiseerinnerungen, LieblingsChinesisch und Rezept
In China sind Pilze als gesund und heilend bekannt. Als Vitalpilze werden sie in der Traditionellen Chinesischen Medizin gerne verwandt. Auch in Deutschland finden die asiatischen Pilze ihren Weg in die Küche. Sie sind sehr eiweißhaltig und kalorienarm. Deswegen kann die vegetarische Küche auf Pilze gar nicht mehr verzichten.
Im Folgenden möchte ich Euch ein wenig zeigen, welche Vielfalt, welche Möglichkeiten Pilze in China bieten.
LieblingsChinesisch: Pilze
Natürlich möchte ich Euch auch nicht vorenthalten, was Pilz auf Chinesisch heißt:
菇 • gū = Pilz
蘑菇 • mógū = Champignon
木耳 • mù’ěrr = Holz + Ohr = Ohrenpilz = Chinesische Morchel
Pilze werden in der chinesischen Küche gerne verwendet. Vor allem im Zuge der immer beliebter werdenden vegetarischen Küche findet man zunehmend leckere Pilzgerichte auf den Speisekarten. Dabei nutzen die Chinesen immer häufiger gezüchtete Pilze, von denen es eine große Vielfalt gibt.
Der dunkle Ohrenpilz, Mu’err, ist beliebter Bestandteil der berühmten Peking Sauer-Scharf-Suppe. Bekannt sind auch bei uns die Austernpilze und Shitake. Dagegen noch fast unbekannt bei uns sind die Enoki-Pilze. Diese werden gerne im chinesischen Hotpot oder in den Malatang-Restaurants verwendet. Alle diese Pilze sind absolut köstlich!
Mu’err Pilz
Das Judasohr (Auricularia auricula-judae, Syn.: A. auricula, A. sambucina, Hirneola auricula-judae) ist ein nahezu weltweit verbreiteter Pilz. Eine ähnliche Art mit ostasiatischer Verbreitung (A. polytricha) wird als Mu-Err (chinesisch 木耳, Pinyin mù ěr – „Holzohr, Baumohr“), Black Fungus, Holunderpilz oder -schwamm, Ohrlappenpilz oder Wolkenohrenpilz bezeichnet.
Der Apostel Judas soll sich der Legende zufolge nach der Verurteilung Jesu an einem Holunderbaum erhängt haben. Da Judasohren besonders häufig an diesem Substrat wachsen und durch sein ohrförmiges Aussehen erhielt der Pilz in vielen europäischen Sprachen diesen bzw. einen gleich bedeutenden Namen. Wikipedia
Ich habe übrigens vor langer Zeit mal in Südchina Pfifferlinge gesehen. Dagegen sind unsere beliebten Steinpilze in China unbekannt, was auch daran liegen kann, dass man Steinpilze (noch) nicht züchten kann.
Hotpot mit Pilzen
In Chengdu habe ich in einem speziellen Restaurant die sogenannte Gesundsheitsküche kennengelernt. Spezialität war dort der Hotpot mit Pilzen, den man vegetarisch bestellen konnte. Jedoch war es für meine chinesischen Begleiter völlig selbstverständlich, auch Fleisch dazu zu essen.
Das folgende Rezept für eine chinesische Pilzsuppe kommt dem Hotpot ziemlich nahe:
Zutaten
Getrocknete Mu-Err-Pilze
100 g Glasnudeln
2 Frühlingszwiebeln, kleingeschnitten
Ingwerwürfelchen
getrocknete Chilischoten
400 g gemischte asiatische Pilze (z. B. Shiitake und Enoki-Pilze, oder auch Champignons)
Gemüsebrühe
1 Bund grüner Koriander
Salz
Pfeffer
Zubereitung
Die getrockneten Mu-Err-Pilze in lauwarmem Wasser 30 Min. einweichen. Inzwischen die Glasnudeln nach Packungsanweisung garen, in ein Sieb abgießen und abtropfen lassen.
Die Frühlingszwiebeln putzen, waschen und in feine Ringe schneiden. Gleichzeitig den Ingwer schälen und fein hacken und die Chilischote längs halbieren, entkernen, waschen und fein hacken.
Die frischen Pilze putzen und trocken abreiben, die Stiele der Shiitake-Pilze herausdrehen. Die eingeweichten Mu-Err-Pilze abgießen, unter fließendem kaltem Wasser gründlich waschen und ausdrücken. Anschließend alle Pilze klein schneiden.
Die Brühe mit Frühlingszwiebeln, Ingwer, Zitronengras, Chilischote und Pilzen in einem Topf aufkochen und bei mittlerer Hitze ca. 15 Min. köcheln lassen.
Einige Korianderblätter zum Garnieren beiseitelegen, den Rest fein hacken. Den Koriander und die Glasnudeln zur Suppe geben und kurz ziehen lassen. Die Chinesische Pilzsuppe mit Salz und Pfeffer abschmecken und mit den Korianderblättern garniert servieren.
Auch in den netten Malatang-Restaurants sind verschiedene Pilzsorten eine beliebte Zutat.
Der Pfifferling
Kürzlich habe ich dies wunderbare Zitat über Pfifferlinge auf China Radio International entdeckt:
Der Pfifferling, einer der beliebtesten Wildpilze in der Provinz Yunnan, hat mit seinem köstlichen Geschmack die Mägen von Feinschmeckern erobert. In seinem Artikel „Heimweh und Protease“ schrieb der Schriftsteller Ah Cheng: „Wenn es um Köstlichkeiten geht, ist der frischeste Pilz der Welt meiner Meinung nach der Pfifferling aus Yunnan. Wenn man eine Suppe mit diesem Pilz kocht, kann man sie bis zum Tod durch Blähungen essen, weil man sich nach seinem frischen Geschmack sehnt. Ich vermute, dass dieser Pilz eine besondere Substanz enthält, die das Zentrum der Nahrungsverweigerung in unserem Gehirn vollständig lahmlegt.“
Ganz besondere Pilze
Enoki – Pilze
Enoki sind auch als Winter- oder Schneepilze bekannt, da ihre Fruchtkörper sehr kälteresistent sind und bis in den Winter hinein gesammelt werden können. Heute kann man die gezüchteten Pilze in China das ganze Jahr über auf den Märkten finden.
Die zarten weißen Pilze mit ihren langen, samtigen Stielen und kleinen Köpfen haben einen süßlichen, milden Geschmack und sind sehr lecker!
Enoki-Pilze lassen sich auch sehr gut, z. B. in Salaten, roh verzehren. Dazu bürstet man die Pilze leicht ab oder reinigt sie vorsichtig trocken. Bis auf den Wurzelstock können Stiel und die sogenannte Kappe ganz verwendet werden.
Ling Zhi Pilz der Unsterblichkeit
In den Legenden Chinas kommt einem Pilz eine besondere Bedeutung zu: Dem Ling Zhi, einem Baumpilz, der als „Heilpilz“ und als „Pilz der Unsterblichen“ bekannt ist. Dazu war in der Natur so selten, dass er in alten Zeiten dem Kaiser vorbehalten war, mittlerweile wird er in speziellen Gewächshäusern gezüchtet.
In der Traditionellen Chinesischen Medizin sagt man dem Ling Zhi eine heilsame Wirkung auf Milz, Leber, Lunge, Herz, Niere nach.
Es heisst, der Pilz harmonisiert und balanciert die Yin- und Yang-Kräfte im menschlichen Körper. Er unterstützt die innere Ausgeglichenheit eines Menschen. Außerdem soll er auch vor bösen Geistern schützen und wird in Hauseingängen aufgehängt.
Ling Zhi-Pilze gelten in China als eines der wirksamsten bekannten Anti-Aging-Mittel.
Auf Deutsch heißen die Pilze „Glänzender Lackporling“ (Ganoderma lucidum)
Hier ein chinesisches Gefäß aus der Qing-Dynastie, das einen solchen Ling Zhi Pilz zeigt. Gesehen im Musee Guimet in Paris.
Der Raupenpilz – Cordyceps Sinensis
Ein weiterer Pilz, der in Tibet und China als wichtiges Heilmittel geschätzt wird, ist der Raupenpilz. Er wurde schon von den Ming-Kaisern geschätzt. Heute wird er am Umschlagplatz Hongkong für 40.000 Euro pro Kilo gehandelt. Mittlerweile kann man das Pulver auch in Deutschland kaufen. Er soll die Abwehrkräfte stärken und als Aphrodisiakum wirken.
Tatsächlich handelt es sich um eine faszinierende Verbindung von Pflanze und Tier. Sie kommt zustande, wenn die in der kalten Jahreszeit eingegrabene Yarsagumbu-Raupe von einem Parasitenpilz, dem Cordyceps, befallen wird.
Dieser wächst in ihr heran und ernährt sich möglichst lange von ihr, ohne ihre lebenswichtigen Organe zu beschädigen. Erst im Frühjahr sprengt er den Raupenkörper und wächst aus dem Kopf heraus an die Erdoberfläche.
Pro Jahr werden im Himalaja bis zu 200 Tonnen des Raupenpilzes gesammelt.
Links
- Malatang Restaurant – Was ist das?
- Mehr Rezepte aus China gibt es in meinem Kapitel „Kulinarisches„.
- Von der Kunst, mit Stäbchen zu essen
- Meine liebsten Gerichte aus China
- Die Taklamakan-Wüste, geheimnisvoll und abenteuerlich - 1. Dezember 2024
- Deutsches Zollmuseum Hamburg - 26. November 2024
- China Visum – ein Rückblick - 22. November 2024
Vielen Dank für diesen aufschlussreichen Beitrag – ich kann es kaum erwarten, mich von den gesundheitlichen Vorzügen der Pilze inspirieren zu lassen und neue kulinarische Horizonte zu erkunden!
Leider haben wir Probleme mit in China angebauten Trüffel ( Tuber indicum ). Diese sehen aus wie schwarze hochwertige Sommertrüffel ( Tuber aestivum ) und werden häufig als teure Fälschungen verkauft.
Also bitte Vorsicht beim Trüffelkauf!
Viele Pilze werden angebaut. Es ist in der Tat ersstaunlich, welche eine große Vielfalt angeboten wird. Am Erstaunlichsten fand ich die pFifferlinge in Südchina, die ich eigentlich rein mit meinen Kindheitsferien in Schweden verband.
LG
Ulrike
Danke für diese ganzen Informationen. Ich kenne China nicht, war aber in Thailand schon ganz baff, wie viele Pilze es dort gibt im Gegensatz zu uns. Nun durfte ich wieder etwas dazulernen. Danke!
Ich liebe Pilze und freue mich auch immer, wenn ich im Asia-Shop eine schöne Auswahl finde. Bloß die Mu Err, die finde ich immer noch nicht sooooo überragend…
Liebe Ulrike,
vielen Dank für Deinen Exkurs in die Welt der chinesischen Pilze. Sehr interessant.
Das Rezept für die Suppe klingt auch sehr gut und ist vermutlich relativ schnell gekocht. Genau das richtige für meine „Solomittagessen“ unter der Woche.
Liebe Grüße
Britta
Das hört sich spannend an. Leider war ich noch nie in Asien, darum ist es immer interessant, darüber zu lesen. Lieben Gruß Sylvia
Pilze sind in China sehr beliebt. Es gibt dort viel mehr Sorten auf dem Markt als in Deutschland. Danke für die tolle Blogparade!
LG
Ulrike
Hallo Ulrike,
danke für das spannende Rezept. Ich bin zwar kein Riesen Pilz Fan, spannend sind Deine Erfahrungen aber alle mal.
Und diese Pilzmengen habe ich so glaube ich auf noch keinen Markt gesehen.
Schöne Grüße
Volker
Sehr interessant, dein Beitrag.
Hallo Ulrike,
Pilzsuppe kannte ich noch nicht. Das Rezept hört sich aber vielversprechend an. Vielen dank für Deine kleine Reise in das Reich der Mitte und liebe Grüße