Durch die Seidenstraße ist das Zweihöckrige Kamel, auch unschön Trampeltier genannt, bei uns bekannt. Ein weiterer Name ist Baktrisches Kamel, benannt nach Baktrien, einem alten Land in Zentralasien.
Ich bin ihm in ganz China begegnet. Auch in der Mongolei und entlang der Seidenstraße ist es mir über den Weg gelaufen. Noch vor hundert Jahren ist manche Kamelkarawane bis nach Peking gelangt.
Sein wissenschaftlicher Name ist camelus ferus. Ferus ist lateinisch und bedeutet „wild, ungezähmt“. Auf Chinesisch heißt es
双峰(骆)驼 • shuāngfēng (luò)tuó = doppelt + Höcker + Kamel = Baktrisches Kamel
Es ist ein schönes Tier, stolz und mächtig schaut es sich um. Und es war für die Händler der Seidenstraße unentbehrlich, denn das baktrische Kamel kann große Lasten über weite Strecken tragen. Dabei braucht es wenig Wasser und ist auch sonst recht anspruchlos.
Die erstaunlichen Fähigkeiten
Belastung und Tragen: Besonders wichtig für den Handel ist die unglaubliche Belastbarkeit des Zweihöckrigen Kamels. Es heißt, dass sie bis zu 270 Kilogramm tragen können, die sie pro Tag 45 Kilometer weit tragen.
Temperaturen: Sie können Temperaturen von -50° bis zu +50° C aushalten, was sie für den Handel entlang der Seidenstraße fast unentbehrlich machte. Denn es mussten Wüsten wie die Taklamakan durchquert werden, die durch extreme Temperaturunterschiede das Reisen sehr beschwerlich machten. Oder über hohe, eisigkalte Gebirgspässe. Dabei entwickelten sie ein dichtes Fell, das sie einmal im Jahr wechseln. Nützlicher und erfreulicher Nebeneffekt ist die warme Kamelhaarwolle, aus der elegante Mäntel und andere kuschelige Kleidung hergestellt wird.
Nahrung: Die Trampeltiere fressen Gras und vor allem trockene Büsche. Ihre Verdauung ähnelt der Wiederkäuern. Sie können bis 150 Liter Wasser trinken. Aber sie kommen auch tagelang ohne aus. Dabei kommt ihnen zugute, dass sie brackiges oder gar salziges Wasser aufnehmen können.
Nutzen: Auch wenn das Baktrische Kamel nicht so viel Milch gibt wie z,B, die Dromedare, wird sie doch gerne getrunken. Das Fleisch wird gerne gegessen, allerdings nur in Ausnahmefällen. Kamelhaarmäntel und -mäntel sind sehr beliebt. Für die Nomaden sind sie wertvolle Lasttiere,
„Das Pferd ist der Genosse, das Trampeltier der Diener des Steppenbewohners“ Brehm
Funfact: Die Kamele haben breite Schwielen an Füßen, auf denen sie gehen und nicht im Sand einsinken.
Funfact 2: Kamele haben sechs Augenlider – drei an jedem Auge. Ein Lid oben, eins unten und das dritte Lid ist durchsichtig und schützt den Augenapfel bei Sandstürmen.
Wilde und domestizierte Kamele
Es gibt wilde und domestizierte Zweihöckrige Kamele, die sich erheblich in ihrer äusseren Erscheinung unterscheiden.
Als erster westlicher Wissenschaftler traf der Russe Nikolai Prschewalski im Jahre 1876 am See Karakoshun im östlichen Teil des Tarimbeckens zwischen den Wüsten Taklamakan und Kuruktagh im chinesischen Autonomen Gebiet Xinjiang auf wilde Trampeltiere. Es gelang ihm, einige Tiere zu fangen und erstmals wissenschaftlich zu beschreiben.
In der Mongolei sollen noch seltene Herden der Zweihöckrigen Kamele leben. Sie sind etwas kleiner als die domestizierten. Auch sollen sie noch besser an das salzhaltige Wasser in der Wüste gewöhnt sein.
Genetische Untersuchungen ergaben, dass sich die Gene der freilebenden Tiere um 2,8 % von den Genen der domestizierten Tiere unterscheiden (Zum Vergleich: Die Differenz zwischen den Genen der Menschen und der Schimpansen beträgt weniger als 2 %). Also ist man in der Forschung geneigt, vom einer eigenen Art zu sprechen-
Je nach Jahreszeit ist das Erscheinungsbild der Zweihöckrigen Kamele sehr unterschiedlich. Ist das Tier im Winter noch prächtig von einem dichten Fell geschützt, so sieht es im Sommer schlank und athletisch aus.
Das Baktrische Kamel heute
Touristen lieben es, eine Kamelwanderung in der Wüste zu machen. Besonders um Dunhuang kannst Du sie oft sehen, wo es die Dünen gibt. Aber auch sonst versuchen die Menschen ein wenig Geld mit den Tieren zu verdienen.
Alxa in der Inneren Mongolei ist der bedeutendste Zuchtort in China. Die insgesamt 300.000 zweihöckrigen Kamele leben vorwiegend in der Wüste und auf dem Grasland in der Inneren Mongolei, im Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang sowie in den Provinzen Qinghai und Gansu. Mit einem Drittel des Tierbestands verfügt der Bund Alxa über die meisten zweihöckrigen Kamele in China.
Zurzeit (2021) liegt der Bestand der zweihöckrigen Kamele in Alxa stabil bei 130.000. Insgesamt gibt es dort 17 Kamelzucht-Genossenschaften und 500 Familienfarmen mit Beständen von jeweils etwa 100 Tieren. Jedes Jahr werden 3000 Tonnen frische Kamelmilch und 450 Tonnen Kamelhaar verarbeitet und 12.000 erwachsene Kamele auf den Markt gebracht. Mit einem Produktionswert von 400 Millionen Yuan RMB ist grundsätzlich eine moderne Kamelindustrie entstanden. CRI
Sonntagsmarkt in Kashgar
Ich war zweimal auf dem Sonntagsmarkt in Kashgar. Leider habe ich keine baktrischen Kamele dort gesehen. Wenn überhaupt, werden Kamele dort nur selten gehandelt. Trotzdem lohnt sich ein Besuch dort, nicht nur wegen der Tiere.
Geschichte der Domestizierung
Das baktrische Kamel soll schon von rund 5.000 Jahren domestiziert worden sein. Zentrum war damals vor allem der Iran und Gebiete in Zentralasien.
The range of the wild Bactrian camel in historic times extended from the great bend of the Yellow River at 110 deg E westward across the deserts of southern Mongolia and northwestern China to central Kazakhstan. It was already heavily hunted for its meat and hide in the 1800’s, and by the 1850’s it persisted only in remote areas of the Gobi and Taklimakan Deserts in Mongolia and China. By the 1920’s, its populations had become fragmented, and it is currently restricted to three small, remnant populations in Mongolia and China.
Heavy persecution by hunters and competition with domestic animals for water and pasture were the principal causes of decline up to the 1960’s. Hunting has continued to have a major impact up to the present. Additional threats include settling of oases by pastoralists, prospecting for and extraction of oil and gold, and hybridization with domestic camel stock.
http://www.animalinfo.org/species/artiperi/camebact.htm
Zweihöckrige Kamele gehörten auch immer zu den Tieren des Seelenwegs, der zu den Gräbern der Kaiser und hohen Beamten führte.
Kamelfleisch essen
Die Produkte dieser Tiere werden verwendet, ihre Milch getrunken und ihr Fleisch gegessen, das Fett der Höcker wird zum Kochen benutzt und aus dem Fell werden Bekleidung oder Decken gefertigt.
Kamelfleisch ist für die Nomadenvölker in Trockenperioden eine verlässliche Nahrungsquelle, da Kamele für aride und semi-aride Gebiete gut geeignet sind.
Das Fleisch von Kamelen ist am ehesten mit Rindfleisch vergleichbar. Es besitzt allerdings einen höheren Wassergehalt und etwas weniger Protein. Generell ist Kamelfleisch relativ fettarm, es kommt aber wie bei anderen Tierarten auch auf das Teilstück an.
Links
- Die Seidenstraße Geschichte und Geschichten
- Die unnahbare Taklamakan-Wüste
- Ein Weg für die Seele
- Trampeltiere gibt es u.a. in Hagenbecks Tierpark und im Frankfurter Zoo
- Xian, das alte Chang’an - 15. September 2024
- LieblingsChinesisch: Der Reiseführer - 8. September 2024
- Jetenburger Kirche, eine weitere Sehenswürdigkeit in Bückeburg - 4. September 2024
Es soll wohl noch einige in völlig ablegenen Gebieten geben. Lg Ulrike
Ich wusste nicht, dass es noch wilde Kamelherden noch gibt.