Der Chinesische Riesensalamander, ein lebendes Fossil

In Zentralchina lebt seit den Zeiten der Dinosaurier ein lebendiges Fossil: der Chinesische Riesensalamander.

Der Chinesische Riesensalamander

Meine vier Begegnungen mit einem ganz besonderen Tier.

Was ist das für ein Tier?

Chinesischer Riesensalamander
Der Chinesische Riesensalamander (Andrias davidianus; chinesisch 大鲵, Pinyin dàní bzw. 娃娃鱼, wáwayú) ist das größte Amphibium der Welt.

Die Riesensalamander (Cryptobranchidae) sind eine sehr urtümliche Familie in der Ordnung der Schwanzlurche. Es handelt sich um Dauerlarven mit einer Teilumwandlung (partielle Neotenie). (Wikipedia)

Duisburg Zoo Chinesischer Riesensalamander
Chinesischer Riesensalamander (rechts) im Duisburger Zoo

Chinesischer Riesensalamander Nr. 1

Zum ersten Mal habe ich Mitte der 1980er einen Chinesischen Riesensalamander gesehen – in Hannover. Damals war die Aufregung groß um das merkwürdige hässliche Tier. Warum? Weil dieser seltene Schwanzlurch in das Aquarium des Niedersächsischen Landesmuseum einzog. So selten! So kostbar! Eine Sensation!

Fasziniert schaute ich bei meinem nächsten Besuch im Museum auf dieses ungewöhnliche Tier. Von Schnauze bis Schwanzspitze graubraun. Kleine Augen. Ne, wirklich nicht besonders attraktiv! Keine Ähnlichkeiten mit mir bekannten Tieren. Der sollte verwandt sein mit den heimatlichen gelbschwarzen Feuersalamandern?

Trotzdem ging von dem gemächlich im Wasser des Aquariums treibenden Tier eine eigenartige Faszination aus. Der Chinesische Riesensalamander war so groß!

Chinesischer Riesensalamander Nr. 2

Meine zweite Begegnung mit dem seltenen Tier war eher tragisch. Die Salamander kommen in China vor und gelten dort als große Delikatesse. 1987 reiste ich zum ersten Mal durch China. Am Ende erreichte ich Kanton (Guangzhou). Die Stadt war und ist bekannt für seine exotischen Speisevorlieben.

Aus meinem damaligen Reisetagebuch:

Wir gehen in ein nahe gelegenes Restaurant zum Abendessen, wo wir an einem Tisch auf dem Bürgersteig sitzen. Die Luft ist mild. Ich komme mir vor wie am Mittelmeer.

In den Bassins vor dem Restaurant schwimmen Schildkröten,  Schlangen und verschiedene Fische. In dem einen liegt apathisch ein merkwürdiges Tier im seichten Wasser, bei dessen Anblick ich an den seltenen Riesensalamander denken muss, über dessen Erwerb das Aquarium im Niedersächsischen Landesmuseum so glücklich war. Eine Schleichkatze vegetiert in einem engen Käfig vor sich hin. Ein Junge stößt den Käfig immer wieder an, damit das Tier nicht so reglos daliegt.

Bald halte ich den Anblick der gequälten Tiere nicht mehr aus und dränge zum Aufbruch. Eigentlich sollte man als Europäer grundsätzlich diese Lokale meiden, in denen seltene Tiere unter den erbärmlichsten Umständen darauf warten, verspeist zu werden. Leider kommt mir diese Erkenntnis zu spät. (1987)

Ich schwöre, dass ich damals keines der exotischen Tiere verspeist habe. Ich hielt mich an Gemüse und Hühnchen.

Mittlerweile stehen die Riesensalamander auch in China unter strengstem Schutz.

2015 hat man in der Nähe von Chongqing einen Riesensalamander gefunden, der nicht nur extrem groß (130cm lang) ist, sondern auch extrem alt. Man schätzt sein Alter auf rund 200 Jahre. Seinen Lebensabend verbringt dieser nun in einer Forschungseinrichtung in Chongqing, gehegt und gepflegt von interessierten Wissenschaftlern.

Manche Salamander sollen noch größer gewesen sein. Doch die allerwenigsten werden so alt.

Chinesischer Riesensalamander Nr. 3

Dann habe ich eigentlich jahrelang nicht mehr an das Tier gedacht. Bis ich 2014 den Duisburger Zoo besuchte. Wie es mir schon zur Gewohnheit geworden ist, hielt ich Ausschau nach Tieren aus China. Deshalb war der Besuch im Chinesischen Garten (mehr) mein geplanter Höhepunkt. Wirklich wunderschön!

Aber ich hab natürlich auch alle anderen Ecken im Zoo erkundet. Im Aquarium, das sich damals gerade im Umbau befand, entdeckte ich ein großes dunkles Becken. Darin schwamm langsam ein seltsames Tier, das mir bekannt vorkam. Tatsächlich! Das war ein Chinesischer Riesensalamander! Natürlich griff ich sofort zur Kamera! Aber er drehte mir hartnäckig den Rücken zu. Foto siehe oben!

Chinesischer Riesensalamander Nr. 4

Nummer 4 ist wahrscheinlich derselbe wie Nummer 1, also der aus dem Niedersächsischen Landesmuseum. Denn, ja, so ein Salamander wird in der Regel nicht älter als 30 Jahre. Obwohl: Manche können im Zoo bis zu 50 oder 60 Jahre alt werden.

Doch da ich keinen lebendigen Riesensalamander im Aquarium fand, stattdessen aber dieses schöne Skelett in der Ausstellung des Landesmuseums stand, nehme ich an, dass es sich um Nr. 1 aus den 1980er Jahren handelt.

Der chinesische Riesensalamander im Landesmuseum - das Skelett.
Der chinesische Riesensalamander im Landesmuseum

Interessant finde ich diese Gegenüberstellung von dem Riesen und dem winzig erscheinenden Feuersalamander.

Funfacts

Der Chinesische Riesensalamander hat an den Vorderbeinen vier und an den Hinterbeinen fünf Zehen.

Er ist ein Lurch, der die Umwandlung von der Larve zum ausgewachsenen Tier auf halbem Weg gestoppt hat (partielle Neotenie).

Seine Nahrung besteht aus Fischen, Krebsen, Amphibien und auch Aas

Die Geschlechtsreife wird mit ca. 5 Jahren erreicht.

Der Riesensalamander auf Chinesisch

Zum Schluss habe ich mir die o.g. chinesischen Namen angeschaut und entdeckte Erstaunliches:

娃娃鱼 •  wáwayú =   der chinesische Riesensalamander

Die ersten beiden Schriftzeichen bedeuten eigentlich Baby. Das dritte Zeichen ist das für Fisch. Also heißt der Salamander in China „Baby-Fisch“. Ich kann mir das nur so erklären, dass der Salamander Laute wie ein Baby von sich gibt, manchmal. Denn WaWa ist lautmalerisch gemeint.

Aktuelles

Ich habe im April 2018 gelesen, dass in Hunan chinesische Riesensalamander auf den Märkten angeboten und gegessen werden dürfen, vorausgesetzt, dass es sich um gezüchtete männliche Tiere oder verletzte sowie zeugungsunfähige Tiere handelt. (Quelle MandaLingua).

2018 Neue Forschungen

Forscher haben herausgefunden, dass es mindesten 5 unterschiedliche Arten des Chinesischen Riesensalamanders gibt. Dies berichtet die National Geographic im Juni 2018. Außerdem gibt es dort Informationen zur problematischen Auswilderung der gezüchteten Tiere. mehr

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Ulrike
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