Die Chinesische Große Mauer: Geschichte und mehr

Die chinesische Mauer ist wohl die berühmteste Sehenswürdigkeit, die China zu bieten hat. Aber, nein, man kann sie nicht vom Weltraum aus sehen.

Chinesische Mauer aus der Luft
Große Mauer aus der Luft beim Anflug auf Peking

Die Große Mauer auf Chinesisch

万里长城 • Wànlǐ Chángchéng = 10.000 Li lange Mauer
长城 • Chángchéng = Lange oder Große Mauer

Li ist ein altes chinesisches Streckenmass. Es wurde in der Vergangenheit sehr unterschiedlich gemessen und schwankte zwischen 447,19 m und 644,58 m, je nach Region. Heute ist es genau auf 500m festgelegt. Bei der Großen (Langen) Mauer ist es nicht wörtlich gemeint. Hier bedeutet 10.000 Li einfach nur „unendlich lang“.

Wann wurde die Große Mauer gebaut?

Im Laufe der Jahrtausende gab es viele Mauern, die sehr unterschiedliche Verläufe hatten.

Die Anfänge

Große Mauer der Chu 722–221 v. Chr. 楚长城 Chu Changcheng
Große Mauer der Zhao 424–222 v. Chr. 赵长城 Zhao Changcheng
Der Wei 445–225 v. Chr. 魏长城遗址 Wei Changcheng

Der Qin 361–221 v. Chr. 秦长城 Qin Changcheng, die Erste Große Mauer unter Qin Shi Huangdi , dem Erbauer der berühmten Terrakotta-Armee.

Qin Shi Huandi hatte als erster die verschiedenen Königreiche Chinas vereint und wird deshalb der Erste Kaiser von China genannt. Doch sein Reich wurde ständig von den Heeren der Xiongnu bedroht, einem Nomadenvolk im Norden. Deshalb erteilte er 214 v. Chr. den Auftrag, eine Mauer zu errichten. General Meng Tian vollendete das Werk schon 210 v.Chr. mit der Hilfe von 800.000 Arbeitern.

Ausbau und Verlängerung

Große Mauer der Han 206 v. Chr.–8 n. Chr., 25–220 汉长城 Han Changcheng
Der Sui 581–618 隋长城 Sui Changcheng
Der Tang 618–907 唐长城 Tang Changcheng

Große Mauer der Song 960–1126  北宋长 城 Bei Song Changcheng. Zusätzlich die „Weidezweiggrenze“ (柳條邊, liutiao bian)

In dieser Zeit wurde die chinesische Mauer weiter gebaut als Schutz für die Händler der Seidenstrasse. Nachdem es unruhige Zeiten durch vermehrte Angriffe von den Völkern des Nordens gegeben hatte, wurde es in der Tang-Dynastie etwas ruhiger. Handel und Kulturaustausch blühten. Die Nomadenvölker waren nun begehrte Handelspartner, mit denen man lieber Waren austauschte als Kriegshandlungen.

Die chinesische Mauer bei Chenjiapu
Blick über die Große Mauer bei Chenjiapu

Die Ming

Große Mauer der Ming 1368–1644  明长城 Ming Changcheng

Während der Ming-Dynastie entstand die chinesische Mauer, wie wir sie heute kennen. Die Han-Chinesen wollten nicht wieder von den Völkern des Norden (wie in der Yuan–Dymastie 1279 bis 1368) beherrscht werden. Das waren vor allem die Mandschu und die Mongolen. Also wurde die Mauer mit großen Anstrengungen renoviert, ergänzt und neu gebaut.

Das Ende

In der Qing-Dynastie 1644 – 1912 wurde die Mauer nicht mehr benötigt, da die Mandschu, also die herrschende Klasse, selbst ein Nomadenvolk aus dem Norden war. Die Mauer verfiel zunehmend und die Bevölkerung nutzte die Mauer als Steinbruch.

Die Teile der chinesischen Mauer, die vor der Zeitenwende entstanden, zählen die Geschichtsschreiber nicht unbedingt dazu. Tatsache ist aber, dass auch in den Reichen vor der Qin-Dynastie einzelne Mauern gebaut wurden.

Badaling Große Mauer mit Wachtürmen.
Badaling nördlich von Peking

Das sind die größeren Zeiträume, in denen an der chinesische Mauer gebaut wurde. Daneben entstanden weitere kleine Mauern und Abschnitte. So kommen die Forscher und Forscherinnen heute auf insgesamt 21.196km Länge.

Mit dem zunehmenden Tourismus erkannte Deng Xiaoping die große Bedeutung der Mauer und ließ Teile davon renovieren. Das war 1984. Schon 1987 wurde die chinesische Mauer als UNESCO Weltkulturerbe gelistet. Doch erst 2006 wurde sie vollständig unter Schutz gestellt und das Nutzen von Steinen für eigene Bauwerke verboten.

Woraus besteht die Große Mauer?

Je nach Entstehungszeit und Ort besteht die chinesische Mauer aus ganz unterschiedlichen Materialien.

Im Norden bauten die Menschen hauptsächlich mit Steinen. Die waren dort auch reichlich vorhanden. Doch meistens bildeten Steine nur die äußere Hülle, während das Innere Geröll und Erde war.

An manchen Strecken wurden Ziegel verwendet, die allerdings etwas größer als der normale Ziegel war. Aber auch sie waren in der Regel nur die äußere Hülle.

Im Westen benutzte man dagegen Lehm, weil es dort nicht so viele Steine gab. Lehmziegel und Lehmstampf bildeten eine recht stabile Mauer.

Tipp: Unbedingt feste Schuhe anziehen wenn Du auf der Mauer wanderst, am besten Wanderstiefel, die dem Knöchel Halt geben! Die Stufen sind steil und ungleichmässig.

Das Geheimnis des Mörtel

Die Bauarbeiter im alten China vor etwa 1.500 Jahren vermischten Klebreissuppe mit gewöhnlichem Mörtel, um daraus besonders beständigen „Klebreismörtel“ zu machen. Normalerweise besteht Mörtel hauptsächlich aus Löschkalk. Klebreismörtel ist wohl das weltweit älteste aus organischen und anorganischen Rohstoffen kombinierte Baumaterial. Im Vergleich zu reinem Kalkmörtel ist er viel stärker und kann Wasser besser abweisen. (Quelle: CRI)

Große Mauer, Stiefel zeigen wie unregelmäßig und steil die Stufen sind.
Große Mauer

Die Wachtürme

Hinzu kommen zigtausend Wachtürme, die meistens aus Ziegeln gebaut wurden. Rund 25.000 Wachtürme dienten als Materiallager und Camp für die Soldaten.

Zusammen mit weiteren 15.000 Signaltürmen hatten sie die wichtige Aufgabe, Angriffe und sonstiges in die Hauptstadt zu melden. Die geschah tagsüber mit Spiegeln und nachts mit Feuern. Deshalb waren sie immer in Sichtweite zueinander gebaut. So konnten Nachrichten von Überfällen in wenigen Tagen bis Peking gelangen.

Auch wenn die Mauer bei Jiayuguan im Westen endete, so gab es die Feuersignaltürme bis Kashgar in Xinjiang.

Zusätzlich wurden an strategisch wichtigen Stellen Festungen gebaut.

Einige Orte entlang chinesischen Mauer

Viele Touris fragen nach der sog. Wilden Mauer und meinen damit einen nicht renovierten „authentischen“ Abschnitt, wo sie möglichst alleine gehen. Doch die Mauer wurde nicht als Ruine gebaut. Authentisch würde eigentlich eine Mauer sein, die nicht verfallen ist, so wie wenn sie gerade erst gebaut wäre.

Ich habe die Mauer an einigen Stellen besucht. Im Nachfolgenden werde ich diese und einige bemerkenswerte Abschnitte kurz schildern. Immer gibt es weiterführende Links.

Die Mauer nördlich von Peking

Am bekanntesten ist die Mauer nördlich von Peking . Dabei ist am berühmtesten der Abschnitt bei Badaling, weil er von Peking aus am schnellsten und bequemsten zu erreichen ist.

Aber es gibt noch mehr Stellen bei Peking, die für den Tourismus interessant sind. So werden die Teile der Mauer bei Mutianyu, Jinshanling und Huanghuacheng renoviert und sehr empfohlen. Wenn man einen weniger bekannten Bereich besuchen will, bietet sich Chenjiapu an, das weiter von Peking liegt.

Nahe an Peking liegt auch die alte Festung Juyongguan. Diese ist bei den Touristen nicht so beliebt und wird weniger besucht zugunsten von Badaling. Aber es lohnt sich!. Hier sind viele alte Gebäude erhalten oder renoviert.

Shanhaiguan das erste Tor unter dem Himmel. 1993
Das erste Tor unter dem Himmel 1993

Der Osten

Shanhaiguan: Einst hat man geglaubt, dass die Mauer hier im Osten beginnt. Man hat aber nun auch Teile der Mauer weiter nördlich identifiziert.

Es ist wirklich spektakulär, wie die Mauer bei Shanhaiguan auf das chinesische Meer trifft. Das ist der Laolongtou, der Kopf des alten Drachen mit einer schönen Festung und einem Tempel der Seegöttin.

Rundum Shanhaiguan gibt es genug zu sehen, um den Touristen für mindesten eine Woche zu beschäftigen. Oberhalb des Ortes windet sich die Mauer eindrucksvoll über die Berge. Tm Ort selber bildet sie einen Teil der Stadtmauer.

Einst bauten die Menschen nicht weit von hier einen Tempel für Meng Jiangnu. Er soll noch vor der Song-Dynastie (960 – 1279) errichtet worden sein und an die traurige Geschichte der Frau erinnern.

Die Legende von Meng Jiangnu

One late afternoon, Meng Jiang was attending to the flowers in her parents‘ garden when she was startled by a young man who lept over the fence. Panting violently, he apologized for the unintended intrusion. He told Meng Jiang that he was Wan Xiliang and escaped from the First Emperor’s draft as a laborer to build his walls. Eventually, the well-educated young man and the pretty young woman fell in love with each other and they married.

However, there was a villain in the village that had been coveting the beauty of Meng Jiang all along and became so jealous of her marriage that he went to the local authorities. On the day of their wedding, Wan Xiliang was caught and sent to the Great Wall construction site in the far north.

Lady Meng Jiang waited day and night for her newly-wed husband to return. Summer came and went and so did fall. Not a word was heard from Xiliang. She decided to look for him. After untold sufferings she finally came to the construction site. There, she started the almost impossible task of finding Xiliang among the laborers. Finally she learned that Xiliang had died of hard work and been buried in the wall. This tragic news sent Lady Meng Jiang into a stupor. As she gained conscious, sorrow began to eat into her heart, tears running unchecked. She started to weep and then to wail.

For three days, she wept and wailed at the foot of the Great Wall when all of a sudden a miraculous event happened: a section of the wall, as long as eight hundred miles, broke loose and collapsed with a big bang, revealing countless white bones, including that of her husband’s amidst the debris of dirt and stones.

https://people.wku.edu/haiwang.yuan/China/tales/mengjiangnv.htm

Great Wall Marathon

Great Wall Marathon: Der Great Wall Marathon ist ein jährliches Marathonrennen, das traditionell am dritten Samstag im Mai entlang des Huangya-Passes im Abschnitt Tianjin der Chinesischen Mauer östlich von Peking stattfindet. Seit dem Start im Jahr 1999 ist das Rennen auf mehrere hundert Teilnehmer angewachsen. Es ist der wohl anstrengendste und herausfordernste Marathon. Infos

Badaling Große Mauer, am Abend kann man sie ohne Touristen besuchen.
Die Große Mauer bei Badaling ohne Menschen in der Abenddämmerung.

Die mittleren Abschnitte

Zwischen Xi’an und Zhangye verliert die Mauer an Bedeutung für die Besichtigung. Viele Teile sind verfallen oder schwierig zu erreichen.

Wer die ältesten Teile der Großen Mauer besichtigen möchte, sollte sich die entsprechenden Stellen in den Provinzen Shanxi und Shaanxi ansehen. Hier ein paar Beispiele:

Datong und Yanmenguan in Shanxi: 300 km von Peking nach Westen liegt Datong, von wo aus man viele Möglichkeiten, die Mauer zu sehen, hat. Yanmenguan besaß große Bedeutung als Befestigung gegen die Völker des Nordens.

Große Mauer der Wei in Shaanxi: Aus der Zeit vor Qin Shi Huang stammen die Reste der Mauer bei Huashan und Huayin. Wer also die wilde Mauer sehen möchte, ist hier ganz gut aufgehoben. Es ist allerdings nicht einfach, dorthin zu kommen.

Der Westen

Die Festung Jiayuguan am westlichen Ende der chinesischen Mauer.
Die Festung Jiayuguan

Jiayuguan: Hier endet die große Mauer im Westen mit einer grandiosen Festung. Sie ist sorgfältig renoviert und bietet Einblicke in das Leben in einem Fort „am Ende der Welt“. In der Nähe gibt es noch einen interessanten Abschnitt aus der Ming-Dynastie, die überhängende Mauer.

Weitere Teile der Mauer, die hier aus fest gestampften Lehm bestehen, findet man auf dem Weg nach Dunhuang. In Richtung Westen gibt es die Feuersignaltürme, von denen noch einige zu sehen sind.

Feuersignalturm bei Kucha, im Westen Chinas, aus Lehm gebaut.
Feuersignalturm bei Kucha

So, das sind erstmal meine Tipps! Wenn Ihr noch weitere habt, Stellen, die Euch besonders gut gefallen haben, dann schreibt das in einem Kommentar! Ich werde den Artikel ständig ergänzen.

Die Große Mauer für Leute im Rollstuhl

Badaling: Es gibt Aufzüge für Rollstuhlfahrer. Einige Strecken sind mit Rampen versehen. Ein Extra-Ticketschalter ist gekennzeichnet mit „No Barrier“. Wenn Du allerdings kleinere Hindernisse komplett vermeiden willst, dann frage nach dem Aufzug. Freundliche Helfer unterstützen Dich. Mit dem Aufzug erreichst Du den Dritten Wachturm.

Mutianyu: Hinauf kann mit dem Aufzug und hinunter mit Sommerodelbahn. Allerdings sollte man ein paar Schritte gehen können, um die Aufzüge zu erreichen.

Stadtmauer Pingyao
Stadtmauer in Pingyao

Ulrike

3 Gedanken zu „Die Chinesische Große Mauer: Geschichte und mehr“

  1. Liebe Ulrike,

    sehr schöner Bericht über die wohl prominenteste Sehenswürdigkeit Chinas.
    Ich konnte ja auch eine Teile davon besuchen und mich hat die Mauer immer wieder ergriffen. Solch ein beeindruckendes Bauwerk. Natürlich haben mir die Teile, die nicht überlaufen waren am besten gefallen, da ich dort die Mauer und die tolle Landschaft am intensivsten aufnehmen konnte. Huanhuacheng war immer mein Tipp für Besucher Pekings 🙂

    Eine schönen Sonntag wünscht dir
    Christoph

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