Die 5 wichtigsten Traditionen des Buddhismus

Auf meinen Reisen durch Asien bin ich mit den unterschiedlichen Traditionen des Buddhismus in Kontakt gekommen. Anfangs interessierte ich mich aus rein kulturellen Interesse dafür. Für mich war alles eine mir in großen Teilen unverständliche Religion – ohne Gott, mit verschiedenen Traditionen. Mit vielen Götterbildern und Lehren, die mir lange unverständlich blieben.

Jade Buddha

Doch mit der Zeit kristallisierten sich die für mich die wichtigsten Lehren heraus. Besonders die große Selbstverantwortung und Toleranz der Lehre sprachen mich an. Die Betonung des Frieden und die Gewaltlosigkeit überzeugten mich. Ich wandte mich immer mehr den Theravada-Buddhismus zu, wobei mir persönlich die philosophische Lehre zusagte.

Kurze Geschichte der Anfänge

Zunächst wurden die Lehren mündlich weitergetragen. Schon früh fanden Konzile statt, bei denen die Lehren rezitiert wurden.

Unter Kaiser Ashoka (Indien 268-232 v. Chr.) fand das dritte buddhistische Konzil statt. Asoka, vor seiner Bekenntnis zum Buddhismus ein rücksichtsloser Eroberer, machte durch die Verwirklichung der buddhistischen Prinzipien eine große Wandlung durch und führte sein Land durch Gewaltlosigkeit und Friedfertigkeit zur kulturellen Blüte. Er ließ Klöster und Heiligtümer bauen und sandte Mönche in alle Himmelsrichtungen aus.

Die große Stupa des Kaisers Asoka
Die große Stupa des Kaisers Asoka in Indien

Zu Asokas Zeit wurde u.a. Ceylon, das heutige Sri Lanka, zu einem wichtigen Zentrum des Buddhismus. Hier wurden im ersten Jahrhundert vor Christus die mündlich überlieferten Texte des Theravada-Buddhismus in Pali-Sprache auf Palmblättern niedergeschrieben (Pali Kanon). Die Theravada-Lehre wurde darüber hinaus in Burma, Kambodscha, Laos und Thailand verbreitet, der Mahayana-Buddhismus fasste in China, Indonesien, Japan, Tibet und Vietnam Fuß.

Der Unterschied zwischen den einzelnen Strömungen und Wegen des Buddhismus liegt in der Art und Weise, wie die Buddhaschaft erreicht wird. Was einen Buddha von einem Menschen unterscheidet, ist, dass sich der Buddha seiner Buddhaschaft bewusst ist, der Mensch jedoch nicht. Bei ihm liegt sein wahres erleuchtetes Wesen noch im Unbewussten, hinter dem Schleier der Illusion des irdischen Lebens. Der erwachte Mensch erkennt sich als schöpferisches Wesen und als Gestalter seiner eigenen Wirklichkeit.

Dabei ist es nicht von Bedeutung, ob die Lehrreden tatsächlich von Buddha selbst stammen. Es werden immer wieder neue Schriften „gefunden“, die dem originalen Buddha zugeschrieben werden. Doch wenn sie den Menschen auf seinem gewaltlosen Weg ins Nirvana helfen, ist es nicht von Bedeutung, ob sie von Buddha selbst stammen. Finde ich jedenfalls.

Welche Traditionen gibt es?

Theravada

Die Schule im Buddhismus, die sich in ihrer Praxis und Lehre auf die ursprünglichen Aussagen des Buddha bezieht. Grundlage dafür sind die ältesten erhaltenen Schriften des Pali-Kanons, der sich aus drei Teilen zusammensetzt:

  • Den Ordensregeln (Vinaya),
  • den Lehrreden des Buddha (Sutten-Kanon) und
  • der systematischen Philosophie (Abhidhamma).

Theravada bedeutet wörtlich »Lehre der Ordensälteren«. Ziel des Theravada ist die Erhaltung der Lehre des Buddha in seinen ursprünglichen zeitlosen und kultur-unabhängigen Aussagen – für den Westen. Buddha selbst hat keinen Nachfolger benannt. Grundlagen der Befreiung sind: Die Anwendung seiner zeitlosen Buddha-Lehre und die Realisation nach der eigenen Erfahrung.

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Heute findet man den Theravada-Buddhismus auch hier im Westen, hauptsächlich ist er jedoch in den Ländern Süd- und Südost-Asiens (Sri-Lanka, Burma/Myanmar, Thailand, Laos, Kambodscha) verbreitet.

Meditationsformen: Samatha (Meditation der Stille, konzentrativ), Metta (Liebende Güte und weitere 3 Brahma Viaharas, konzentrativ), Vipassana (Einsichtsmeditation mit dem Ziel der Befreiung)

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Mahayana

Die verschiedenen Mahayana Schulen entwickelten sich aus den philosophischen Lehren des großen indischen Gelehrten Nagarjuna. Aus den Ansätzen der Theravada Metta Meditation entwickelte sich das Ideal des Bodhisattvas, der seine eigene Erleuchtung zum Wohle aller aufschiebt um alle zu erlösen. Das widerspricht möglicherweise den ursprünglichen Prinzipien, da es dort keine Verdienstübertragungen (pattidanna, Pali) gibt. 

Das Mahayana stützt sich auf die Überlieferung des Sanskrit-Kanon, der zwar nicht mehr komplett vorhanden ist, wohl aber in seinen Übersetzungen ins Chinesische und Tibetische. Typisch für all die später entstandenen Mahayana-Schulen ist die Betonung der Rolle des Lehrers (Gurus) bzw. des in einer Übertragungslinie stehenden Meisters.

Er ist heute verbreitet in Tibet, Nepal, Sikkim, Vietnam, China, Korea, Japan

Meditationsformen: Zazen, Samatha, Giving-Taking (Tonglen), Vipassana, Visualisations-Meditation, uva.

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Amida-Buddhismus

Amida-Buddhismus ist der Oberbegriff für alle Schulen des Buddhismus, die den Buddha Amitabha (japanisch Amida) zum Mittelpunkt Ihrer Lehre gemacht haben. Dazu zählen die Reines-Land-Schule, Jodo-shin-shu und Jodo-shu.

Der Amida-Buddhismus personifiziert das höhere Selbst oder die Buddha-Natur als Buddha Amitabha und lehrt Vertrauen in Amida als Weg zur Befreiung. Amitabha, wörtlich »Grenzenloses Licht«, symbolisiert nach dieser Schule Mitgefühl und Weisheit.

Der Amida-Buddhismus findet sich in den Ländern des Buddhismus Ost-Asiens (Japan, China, Taiwan, Korea und Vietnam). Der Amida-Buddhismus ist eine Schule, die zum Mahayana (Großes Fahrzeug) mit dem Bodhisattva-Ideal gehört. Dieser Form des Buddhismus bin ich in China häufig begegnet.

Britisches Museum:
Buddha aus Korea

Zen

Das japanische Wort »Zen« ist eine Übertragung des chinesischen Begriffes »Chan«. Dieser geht seinerseits auf die Sanskrit-Bezeichnung »Dhyana« zurück, die »Zustand meditativer Versenkung« bedeutet. In China wurde eine buddhistische Übungspraxis als »Chan« bezeichnet, die die schweigende Sitzmeditation ins Zentrum des Übens stellte.

Als ihr Begründer gilt Bodhidharma, der im 6. Jahrhundert aus Indien ins Land kam. Charakteristisch für die Chan-Tradition wurde ferner eine betont alltagspraktische Ausrichtung des Übens, wobei körperliches Arbeiten als Teil des spirituellen Weges aufgefaßt wird. Dieses erst in China markant hervortretende Profil entwickelte sich wohl im Gegenzug zur verbreiteten Gelehrsamkeit, die sich in anderen Schulen des chinesischen Buddhismus entfaltet hatte.

In Japan sind drei Zen-Schulen verbreitet, die Soto- und die Rinzai-Tradition sowie die kleine Obaku-Richtung, die dem Rinzai-Zen nahesteht. Wesentliche Elemente des Übens, wie es in den Westen übertragen wurde, sind Zazen – Sitzen in Konzentration – und die Alltagspraxis. In der Rinzai-Tradition wird außerdem die Koan-Schulung als eine spezielle Methode zur Überwindung des logisch-begrifflichen Denkens eingesetzt, um die es im Zen generell geht.

Zen findet man gegenwärtig vor allem in Japan, Korea, China, Taiwan, Vietnam.

Meditationsformen: Zazen, Kinhin, Bogenschießen, Teezeremonie

Tibetischer Buddhismus

Der Tibetische Buddhismus setzt sich aus mehreren Schulen zusammen, die sich historisch aus dem späten indischen Buddhismus (insbesondere Vajrayana) entwickelt haben.
Typische Elemente in der Praxis des tib. Buddhismus sind Schaubildentfaltung (Visualisierungen), Mantras, Tantra-Übungen, Rituale, Einweihungen und Guru-Yoga. Der tibetische Buddhismus legt besonderen Wert auf direkte Übertragung von Unterweisungen von Lehrer und Schüler.

Klosterleben in Xiahe
Labrang Kloster: Tibetische Mönche

Die vier Hauptschulen des Tibetischen Buddhismus sind:

  • Nyingma: Älteste tib. Schule, auf Padma Sambhava (8. Jh.) zurückgehend.
  • Kagyü: Im 11. Jh. von Marpa und dem berühmten Schüler Milarepa gegründete Schule.
  • Sakya: Begründet im 11. Jh. und benannt nach dem Kloster Sakya.
  • Gelugpa: Im 14. Jh. von Tsongkhapa gegründete und reformierte Schule.

Meditationsformen: Shine, Metta, Vipassana, Yoga-Tantra, (Maha) Anuttara-Tantra.

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Zum Schluss

Übrigens: „Hinayana (Sanskrit हीनयान hīnayāna, „minderes Fahrzeug“) ist eine Bezeichnung des Mahayana-Buddhismus für alle nicht zum Mahayana gehörenden Strömungen des Buddhismus. In einer Deutung werden als Hinayana die regionalen bzw. philosophischen Traditionen bezeichnet, von denen sich der Mahayana abhebt.“ Wikipedia

Ich habe mich in der Hauptsache an verschiedene Webseiten zum Buddhismus gehalten. Hauptsächlich weil ich das selbst nicht so gut und kurz ausdrücken könnte.

Natürlich gibt es in jeder Tradition eine Menge Gruppierungen, die ich hier nicht aufführe. Es ist wie in allen Religionen. Je nachdem was dem Menschen am meisten passt und sich mehrere Leute für die gleichen Ansichten begeistern, werden kleine oder größere Gruppen gebildet.

Mehr zum Buddhismus auf dem Bambooblog

Ulrike

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