Zuletzt aktualisiert vor 2 Jahren
Vor mehr als 2.000 Jahren reihten sich kleine Stadtstaaten entlang der Taklamakan-Wüste wie Perlen aneinander. Sie nutzten die guten örtlichen Gegebenheiten, wie das Wasser aus dem Tianshan, und die Lage an den alten Handelswegen, um reich und mächtig zu sein. Darunter war auch das Königreich Cheshi.
Jiaohe und das alte Königreich Cheshi
Das ging gut, bis dann Qin Shi Huang (berühmt durch die Terrakotta-Armee in Xi’an) China zu dem dominierenden Reich in Asien machte. Die wohlhabenden Städte, unter anderem Jiaohe und Gaochang, im äußersten Westen weckten Begehrlichkeiten.
Während der Han-Dynastie ( 206 v. Chr. bis 220 n. Chr) machten die Chinesen Städte wie Jiaohe und Gaochang abhängig vom Reich der Mitte, richteten Militärposten ein und bauten ein Nachrichtensystem ein. Mittels Feuersignalen wurden Nachrichten sehr schnell bis in die damalige Hauptstadt Chang’an (heute Xi’an) weitergeleitet. Damit hatte man den Westen gut unter Kontrolle.
Jiaohe, die Stadt am Zusammenfluss zweier Flüsse, liegt beeindruckend und strategisch günstig auf einer Halbinsel. Im Gegensatz zu Gaochang, wo es sehr viele Überreste von buddhistischen Tempeln gibt, ist Jiaohe geprägt von den Resten privater Häuser und Verwaltungsgebäuden. Die aus Lehm gestampften Mauern stehen noch hoch.
Jiaohe – mein Besuch 2007
Ich betrete die Stadt am Südtor, wo natürlich ein Eintrittsgeld gefordert wird. Gleich auf den ersten Blick macht die Anlage einen gepflegten sauberen Eindruck. An vielen Stellen sind die Bemühungen um Konservierung und Restaurierung zu sehen. Die Mauern stehen teilweise so hoch, dass ich mich wie bei dem Besuch einer lebendigen Stadt fühle. Doch Jiaohe ist schon vor langer Zeit verlassen worden. Damals, als die Mongolen im 13. Jahrhundert China und Zentralasien eroberten. Damals sollen rund 5.000 Menschen hier gelebt haben.
Ich entferne mich mal wieder ein wenig von der Gruppe und wandere ehrfürchtig staunend auf Nebenwegen. Manchmal betrete ich ein Haus, schaue in die tiefen Brunnen und beobachte Schmetterlinge und kleine Eidechsen.
In einem Gebäude geht es zwischen Lehmmauern in einen Keller. Wer hat sich früher sowas leisten können? Die dunklen unterirdischen Räume lassen die Phantasie rotieren: War dies einfach der Keller und Teil des Wohnsitzes des Königs? Oder gar ein antiker Kerker?
Der buddhistisch Tempel
Rund 1.600 Meter sind es vom Südtor bis zur Spitze der Halbinsel. Hier steht ein alter buddhistischer Tempel, der gerade renoviert wird (2007). Ein paar Schritte weiter bekomme ich einen Eindruck von der großartigen Lage der Stadt. 30 Meter hohe Klippen verhindern den Angriff von dieser Seite. Also brauchte man keine Stadtmauer. Mein Blick geht weit hinaus über die lehmfarbene Wüste bis zu den Bergen des Tianshan, die im Dunst kaum zu erkennen sind. Die kleinen Flüsse bewässern einige grüne Felder und ermöglichen auch einigen Bäumen das Leben. Ich sehe Dörfer, einen muslimischen Friedhof.
Ein leichter Wind weht Lehmstaub durch die Luft und verschleiert den Blick auf die schneebedeckten Berge in der Ferne. Eine eigenartige Atmosphäre! Ich meine das Rieseln der bröckelnden Mauern zu hören. In einem Busch raschelt eine Eidechse.
Am Wegesrand stehen blühende Büsche und kleine Lautsprecher. Diese erkenne ich erst auf den zweiten Blick. Zur Zeit sind sie still. Doch hin und wieder erwachen sie rauschend zum Leben, mahnen den Besucher zu ordentlichem Benehmen, warnen davor, Steinchen aufzuheben oder an den Mauern zu kratzen.
Man sagt, dass Jiaohe die älteste und am besten erhaltene Stadt aus Lehmziegeln ist. Ja, hier spüre ich auf Schritt und Tritt die Vergangenheit. Alte Werkstätten, Brunnen und Keramik-Brennöfen wurden hier ausgegraben.
Neueste archäologische Entdeckungen sind ein unterirdischer buddhistischer Tempel und Gräber von Würdenträgern des Cheshi Königreichs.
Infos (Stand Dezember 2020)
Eintritt: RMB 40,-
Öffnungszeiten: 9:00 – 18:00 Uhr
Links
- Die Taklamakan-Wüste, geheimnisvoll und abenteuerlich - 1. Dezember 2024
- Deutsches Zollmuseum Hamburg - 26. November 2024
- China Visum – ein Rückblick - 22. November 2024