Ich habe es mir angewöhnt, jeweils Freitag die Umgebung von Hamburg zu erkunden und das billige Ticket der Bahn zu nutzen. Ein weiterer 9Euro-Ausflug führte mich also nach Glückstadt. Zugegeben: Ich habe den Ort nach Erreichbarkeit und nach dem Namen ausgewählt.
Also Glückstadt. Was für ein verlockender Name!
Glückstadt wurde 1617 von Christian IV. (Dänemark und Norwegen) gegründet, um dem wachsenden Hamburg einen Gegenpol zu bieten.
Der Ort wurde nach Plänen des in holländischen Diensten stehenden französischen Festungsbaumeisters Pieter de Perceval in Niederländischer Festungsmanier errichtet und sollte eine uneinnehmbare Festungs- und Hafenstadt an der Unterelbe werden.
Der Name Glückstadt und die Fortuna im Wappen standen sinnbildlich für diesen Plan: „Dat schall glücken und dat mutt glücken, und denn schall se ok Glückstadt heten!“ (Christian IV.).
Wikipedia
Na, das klappte dann nicht. Hamburg war schon eine etablierte Groß- und Hafenstadt. Die Nähe zu Hamburg ließ Glückstadt nicht über eine idyllische Kleinstadt hinauswachsen.
Mein Ausflug nach Glückstadt
Glückstadt ist mit einem genauen Stadtplan erst Anfang des 17. Jahrhundert entstanden. Christian IV hatte damals viele Menschen in das dünnbesiedelte Schleswig-Holstein geworben, indem er ihnen Freiheiten und Privilegien versprach.
Juden, Mennoniten und Katholiken siedelten sich hier an. Von denen sind nur wenige Spuren zu sehen. Es gibt noch einen jüdischen Friedhof.
Wirtschaftlich bedeutend waren Zucker-, Salz- und Seifensiedereien, eine Ölmühle, eine Münze und der Walfang um Grönland. Glückstadt wurde 1659 kurzfristig Sitz der Glückstädter Africanischen Kompanie, die 1671 zugrunde ging, sowie von einer isländischen und norwegischen Handelskompanie.
Heute hat der Ort rund 12.000 Einwohner, eine evangelische und eine katholische Gemeinde. Das Museum, das im alten Brockdorff-Palais untergebracht ist, hat leider nur eingeschränkt geöffnet.
Bekannt ist Euch Glückstadt vielleicht durch die Fähre Glückstadt – Wischhafen. Sie führt über die Elbe und ist eine wichtige Abkürzung. Berühmt ist auch der Glückstädter Matjes.
Als ich da war, lag der kleine Ort idyllisch und müde in der Sonne. Manchmal fanden Leute auf Radtour den Weg hindurch. Die meisten Touris scheinen über 50 zu sein.
Es war Markttag. Vor dem Rathaus standen ein paar Stände, die einiges anboten: Glückstädter Matjes, Obst, Gemüse. Ein Käsewagen und ein Fleischstand. Davor drängen sich nicht die Kunden. Es ist später Vormittag, aber der Markt träumt so vor sich hin.
Ich verbrachte die Zeit überwiegend damit, ruhig in einem Strandkorb zu hocken und einen Krimi lesend. Ich genoss die Sonne, das Lärmen der Spatzen und die gute Seeluft.
Aber die kleinen Seitengassen lohnen die eine oder andere Entdeckungstour. Die niedrigen alten Häuschen sind häufig mit prachtvollen Rosen oder Malven geschmückt. Langsam schlenderte ich zum Bahnhof zurück.
Anreise
Knapp 45 Minuten braucht die Fahrt mit der Nordbahn ab Hamburg.Sie fährt ungefähr einmal in der Stunde.
Trotz des 9Euro-Ticket und obwohl es Freitag war, war der Zug nicht übermäßig voll.
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Ein wunderbar zu lesender Beitrag, der gleichzeitig informiert und anschubst einen Trip zu veranstalten. Vielen Dank dafür!
Gruß Alisa
Ich hätte nicht gedacht, dass Glückstadt in 45 Minuten von HH aus zu erreichen ist.
Das muss ich mir mal merken, wenn ich wieder da oben bin.
LG
Sabiene