Bremen in vier Tagen – ein Reisebericht

Zuletzt aktualisiert vor 8 Monaten

Ich breche auf, um mit Hilfe des 9Euro-Tickets Bremen und Bremerhaven zu erkunden. Es gibt so einiges, was ich noch nicht kenne. Also mache ich es. Wer mich kennt, weiß, dass ich das gründlich angehe. Sozusagen wie eine große Reise. Erstmal will ich nur ein Reisetagebuch schreiben mit den Höhen und Tiefen, mit dem Positiven und Negativen. Die Sehenswürdigkeiten die ich besucht habe, kommen noch.

Bremen Roland

Ausflug nach Bremen – Reisevorbereitung

Tja, und es fing schon im Vorfeld mit einem negativen Erlebnis an. Von dem Moment an, wo ich ca. zwei Wochen vor Abreise das Hotel gebucht hatte, wurde ich überschwemmt mit Emails von dem Hotel. Ob ich dies oder das noch wolle.

Auf meine Anfrage, ob ich die Fotos, die ich von dem Hotel machen würde, auf meinem Blog veröffentlichen dürfte, bekam ich erst beim 4. Mal eine Mail. „Nach Rücksprache mit den zuständigen Stellen in unserer Company möchte ich Sie bitten, keine Fotos unseres Hauses in Ihrem Blog zu verwenden.“, lautete die Antwort.

Na, da ging bei mir ganz großes Kopfkino los. Was haben sie zu verbergen? Noch nie hatte ich eine Absage bekommen. Manche Hotels hatten mich sogar eingeladen. Alle hatten sich über die Werbung für das Hotel gefreut. In diesem Fall hatte ich das Hotel schon bezahlt. Ich wollte es nun wissen und dachte nicht daran zu stornieren. Ich bekam keine Antwort auf meine Nachfrage und fuhr mit einem mulmigen Gefühl hin.

Alle anderen Anfragen bei den Museen und dem Zoo nach einer Fotoerlaubnis wurden mit Freuden positiv beantwortet.

Der erste Tag – Bremen

Das fängt ja gut an! Kaum bin ich am Morgen sehr früh online, überfällt mich ein Freund auf Facebook mit der Nachricht, dass ein früher Zug nach Bremen ausfällt, wegen Personalmangel. Ausgerechnet den hatte ich mir ausgesucht. Aber was soll’s, nehm ich eben den nächsten.

Zuerst kommt etwas, an das wir in Hamburg schon gewohnt sind: Erst 5 Minuten vor Abfahrt wird eine Gleisverlegung durchgesagt. Also muss ich in kürzester Zeit zusammen mit Massen an Leuten die Treppe hoch und dann wieder runter. Nicht gut für Gehbehinderte!

Dass der dann voll sein würde, kann ich mir denken. Ich finde einen ruhigen Platz und der Zug fährt mit 10 Minuten Verspätung ab.

Im vollen Zug nach Bremen
Im vollen Zug nach Bremen

Bis… ja, bis Hamburg-Harburg. Nach einer Weile kommt die Durchsage „Notarzteinsatz!“. Damit ist erstmal Schluss. Nach 40 Minuten sehen wir vom Fenster aus, wie eine junge Frau abtransportiert wird. Die Hitze? Ein Schwächenanfall?

Es geht langsam weiter. Dann wird uns verkündet, dass der Zug nur nach Rotenburg fährt, um die Verspätung einzuholen. Wir dürfen aussteigen und 20 Minuten auf die Weiterfahrt nach Bremen warten. Endlich, endlich bin ich in Bremen.

Nun geht’s zuerst ins Übersee-Museum. Dann das: Als ich mir im Übersee-Restaurant die Fotos aus dem Museum ansehen will, ist da gar NICHTS. Anscheinend war die Speicherkarte nicht richtig eingelegt. Sowas blödes, muss ich nochmal ins Museum! Und schieße ein paar Fotos noch einmal.

Den Mittagstisch des Übersee-Restaurants kann ich übrigens sehr empfehlen. Die Tomatensuppe mit Kokos war sehr gut und der Seehecht auf Curryreis eine Delikatesse!

Seehecht - lecker

Als ich hinüber zu den Straßenbahnhaltestellen gehe, spricht mich ein Mann an: „Haste mal nen Euro?“ Als ich nur müde den Kopf schüttele, ruft er mir zu: „Du hast auch nicht viel, nicht wahr? Alles Gute!“ Ups, da muss ich wohl an meinem Aussehen arbeiten!

Das Hotel

Dann aber fahr ich ins Hotel, total erschöpft vom Zugfahren und der Hitze. Das war ein Tag! Da finden sie zuerst meine Reservierung nicht. Irgendwie passt das. Doch dann ein erleichtertes Lächeln des Rezeptionisten: „Sie haben ja ein Luxuszimmer!“

Oh, da hat man mir ein Upgrade gegeben! Hat mein Gemecker doch etwas Erfolg gehabt.

Was heißt das nun: Ein Luxuszimmer? Nun, es ist ziemlich groß, hat eine Extra-Couch und, was ich ganz gut finde, eine sog. Küchenzeile mit Mikrowelle, Spüle, Kühlschrank.

Am besten finde ich die Kapselkaffeemaschine, die ich gleich ausprobiere. Ich habe mehrere Sorten zur Auswahl. Im Laufe der Tage probiere ich sie alle aus, schmecken tut mir keine. Auch das frische Auffüllen des Wassers hilft nicht. So eine Enttäuschung! Mit einem Wasserkocher wäre ich glücklicher gewesen.

Auch wenn das Hotel im Gegensatz zu meinen Erwartungen ganz ordentlich ist, es gefällt mir nicht wirklich.

„Lass den Alltagsstress hinter Dir und tauche ein in unsere Bremer Dschungel-Oase. Das the niu-Crusoe versprüht karibisches Flair und pure Gelassenheit.“, sagt das Hotel. Das karibische Flair suche ich vergebens. Im Aufzug sind ein paar Affen gemalt, das Zimmer ist in Anthrazit und Dunkelgrün ausgestattet. Die Tapete im Bad ist ziemlich wild und verwirrend, so dass ich die Haken für die Handtücher erst am letzten Tag entdecke.

Aber die Lage ist gut, fußläufig zum Flughafen und durch die isolierten Fenster auch sehr ruhig.

Ich bin versöhnt und will auch nicht weiter meckern. Nur, was ich nicht mehr aus meinem Kopf bekomme, ist der Name: NIU heißt auf Chinesisch Rindviech. Aber das weiß ja hier keiner.

Der zweite Tag – Bremerhaven

Heute soll es 35°C heiß werden. Also muss eine Sonnencreme besorgt werden! Nachdem ich das erledigt habe, setze ich meine Kappe auf und steige in den vollen Zug nach Bremerhaven. Er ist einigermaßen pünktlich.

Auch in Bremerhaven läuft dann alles wie geplant. Der Zoo am Meer ist ziemlich klein. Aber er hat einige bemerkenswerte Tiere. Die zwei Eisbären sind einfach klasse. Trotz der Hitze toben sie durch ihre Anlage.

Eisbären in Bremerhaven

Es ist heiß, aber es gibt überall Bänke im Schatten. In dem üppigen Grün tummeln sich Spatzen und Schmetterlinge. Und über allem schreien die Möwen und Seeschwalben.

Nicht weit ist es zum Auswandererhaus. Auf dem Weg dahin gibt es einige Restaurants und Buden auf der Hafenpromenade. Da erregt etwas meine Aufmerksamkeit: Eine Hafenrundfahrt, eine Stunde durch den Hafen schippern, ein Bierchen dabei, das ist jetzt genau das Richtige!

Richtiges Urlaubsfeeling, die Fahrt vorbei an den ganz großen Pötten und wieder der Schrei der Möwen. Und hinter mir sitzt ein chinesisches Pärchen, deren Sprache mir so vertraut ist. Was kann mir da die Hitze des Tages tun!

Hafenrundfahrt in Bremerhaven.

Aber dann steh ich an der Rezeption des Auswandererhauses und man findet keine für mich hinterlegte Karte. Insgeheim will ich nur noch zurück in mein klimatisiertes Hotelzimmer. Aber eine nette junge Dame entschuldigt sich bei mir, überreicht mir Ticket und Pressemappe, dann werde ich in das Abenteuer Auswanderung geschickt. Später mehr darüber. Heute nur soviel: Es war beeindruckend!

Die Bahnfahrt zurück nach Bremen ist nun schon wie gewohnt, voll und ein wenig verspätet.. In Bremen zurück decke ich mich fürs Abendessen ein und lasse mich im Hotel auf mein kühles Bett fallen.

Der dritte Tag – Bremen

Heute noch einmal nach Bremerhaven? Volle Zugfahrten? Verspätungen? Ich gucke zum Fenster hinaus: Grau und Regen. Es ist ziemlich abgekühlt. Ich entschließe mich, nicht nach Bremerhaven zu fahren und das Klimahaus zu besuchen. Klima habe ich jetzt genug!

Sitze der Bremer Tram
In der Tram

Bremen hat auch so einiges zu bieten. Zum Beispiel das Schulmuseum. Also setz ich mich in die Tram und fahre los. Es nieselt leicht. Die Straßenbahnen, hier Tram genannt, machen einen leichten, modernen Eindruck. Besonders gefällt mir das Muster der Sitze. Nicht die gruseligen oder langweiligen Muster zieren die Sitzflächen, sondern die verschiedenen Sehenswürdigkeiten Bremens. Ich bin entzückt.

Das Schulmuseum ist in einer alten Schule untergebracht, die auch heute voller Kinder für ein Ferienprogramm ist. In dem Museum bin ich ganz allein. Es wird von den Anfängen der Schulpflicht in Bremen Anfang des 19. Jahrhunderts berichtet.

Einen großen Teil hat man der Schule im Krieg gewidmet. Da erinnere ich mich, dass mein Vater als 17jähriger in Bremen Oberneuland als Flakhelfer den Krieg verlegte, bis er ganz zum Schluss noch an die Front musste. Fast meine ich, ihn auf alten Fotos wiederzuerkennen.

Ein alter Schulranzen sieht wie meiner aus den 60er Jahren aus. Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl zu sehen, dass die eigene Vergangenheit museumswürdig ist!

Zurück in der Stadt

Dann fahr ich zurück in die Stadt, vorbei an schönen alten Häusern. Ich gehe an einem Teich spazieren, schaue den Blesshühnern beim Streiten zu. Über allem ein trübgrauer Himmel und natürlich die Möwen. Für ein Stündchen lasse mich zu einem späten Frühstück nieder. Reines Urlaubsfeeling!

Schließlich erreiche ich den Domplatz. Ich finde die Bremer Stadtmusikanten, wo ich anstehen muss, um ein Selfie zu knipsen. Das gelingt mir nicht, dank schlechter Sichtverhältnisse und meiner Ungeschicklichkeit. Sorry, Chris, kein Selfie!

In Sichtweite des Doms setze ich mich für ein Bier hin. Ich gebe mich meiner liebsten Urlaubsbeschäftigung hin: Dem Leute Gucken.

Im Gegensatz zu Bussen, Tram und in den Straßen fehlen hier die Afrikaner und Orientalen. Mir fehlen sie richtig, wirkt das Leben hier doch weniger bunt.

Ich besichtige den Dom und das Dom-Museum. Auch davon später mehr. Im Museum sind alte Gewänder der Geistlichen aus dem Mittelalter ausgestellt. Leider ist von den Mustern nicht viel zu sehen in dem trüben Licht, das zum Schutz der Gewänder dient.

Neben dem Dom sind der Bibelgarten und ein Restaurant. Der richtige Platz, um ganz in Ruhe und mit Blick auf die prächtig blühenden weißen und roten Rosen eine Rhabarberschorle zu trinken!

Im Bibelgarten

Nachdem ich dem Schnoorviertel einen kurzen Besuch abgestattet habe, fahr ich zum Hotel zurück. Hier gucke ich mir noch den Flughafen an, der nur wenige Schritte entfernt liegt. Beim mongolischen Buffet in einem asiatischen Restaurant dort schlage ich mir den Bauch voll. Lecker!

Der vierte Tag – Heimfahrt

Ich kann nicht nach Hause fahren, ohne noch ein Museum zu besuchen. Das Focke-Museum liegt idyllisch unter Bäumen. Die Ausstellung erzählt viel von dem Reichtum der Bremer Bürger. Schiffsmodelle, Porträts reicher Bürger, Silber-, Porzellen- und Glasware.

Das tollste ist, dass es auch hier ein Schaumagazin gibt. Dicht an dicht stehen hier alte Pfeiffen, weitere Schiffsmodelle und mehr. Kühlschränke stehen neben kostbaren Tafelaufsätzen und alten Kinderwagen.

Ich lausche fasziniert der Geschichte von einem Afrikaner, der 1898 in Lome geboren wurde und mit 20 nach Bremen kam. Sein schwieriges Schicksal in Zeiten von Nationalsozialismus und 2. Weltkrieg berührt mich sehr.


Focke Museum - Gutshof
Focke Museum – Gutshof

Am Bahnhof gönne ich mir eine Pause in der Bahnhofsmission. Sie ist herrlich neu und man kann sich ohne Weiteres darin aufhalten. Da wird mir erst klar, wie sehr es Zeit wird, dass wir in Hamburg aus unserem schäbigen Provisorium rauskommen.

Der Zug ist dann voll. Aber ich finde einen ruhigen Platz neben zwei gehörlosen jungen Männern. Wir kommen mit nur 10 Minuten Verspätung in Hamburg an. Das Getümmel ist nicht so schlimm wie erwartet. Ich bin froh, wieder zuhause zu sein.

Und das beste: Ich konnte alleine über die Planänderung entscheiden. Und ich konnte essen, wann und wo ich wollte. Es wird mir immer bewusster, wie toll es ist, als Frau alleine zu reisen.

Fazit

Die vier Tage in Bremen waren schön, aber anstrengend. Die Bahn zeigte sich nicht von ihrer besten Seite. Ich bin zwar ein großer Bahn-Fan, aber man muss sich zurzeit genau überlegen, wann und wohin man fährt. Ich habe immer großes Glück gehabt, einen Sitzplatz zu finden.

An Sehenswürdigkeiten hat die Region Bremen sehr viel zu bieten. Und ich habe bei Weitem noch nicht alles gesehen. Also werde ich wieder nach Bremen fahren.

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Ulrike
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2 Gedanken zu „Bremen in vier Tagen – ein Reisebericht“

  1. Ich mag Bremen sehr. Bis Bremerhaven habe ich es leider noch nicht geschafft.

    Die Geschichte mit dem Hotel ist echt seltsam. Bisher hatte ich auch noch nie Probleme damit, zumal wenn ich selbst bezahlt hatte. Eigentlich mag doch jeder kostenlose Werbung….

    LG Liane

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